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Wirtschaft: Neue Eignerstruktur: Kathrein will Grundig übernehmen

Die Nürnberger Grundig AG steht offenbar vor einer Neuordnung ihrer Eignerstruktur. Ihr größter Anteilseigner, die Bayerische Hypo- und Vereinsbank (BHV) AG, verhandelt nach eigenen Angaben mit mehreren Interessenten über einen Verkauf ihres 36-prozentigen Anteilspakets.

Die Nürnberger Grundig AG steht offenbar vor einer Neuordnung ihrer Eignerstruktur. Ihr größter Anteilseigner, die Bayerische Hypo- und Vereinsbank (BHV) AG, verhandelt nach eigenen Angaben mit mehreren Interessenten über einen Verkauf ihres 36-prozentigen Anteilspakets. Unter den Verhandlungspartnern sei der Rosenheimer Antennenhersteller Kathrein AG, der schon 25 Prozent an Grundig hält und als industrieller Führer des Unterhaltungselektronikherstellers gilt, sagte ein BHV-Sprecher in München. Die Bank, die auch die Mehrheit der angeschlagenen Brau und Brunnen AG hält, wolle ihre Industriebeteiligungen verkaufen. Im Fall von Grundig geschehe das in Absprache mit anderen Finanzinvestoren des Mittelständlers.

Vor etwa drei Jahren hatten ein Banken- und Versicherungskonsortium sowie Kathrein auf Vermittlung von Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu die Anteile des Traditionsunternehmens übernommen und es vor dem drohenden Konkurs gerettet. Zur Finanzgruppe, die insgesamt 73 Prozent der Grundig-Aktien hält, zählen auch die Münchener Rückversicherungs-AG, Allianz, die Bayerische Landesbank und Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung. Auch mit anderen Anteilseignern verhandele Kathrein, sagte eine Sprecherin. Um welche Gesellschafter und Aktienpakete es dabei gehe, wollte sie nicht sagen. Auch zum Grund der angestrebten Mehrheitsübernahme schweigen die Rosenheimer.

Der Unterhaltungselektronikkonzern selbst steht einer Ausweitung des Kathrein-Engagements "grundsätzlich positiv" gegenüber, sagte eine Firmensprecherin in Nürnberg. Differenzen zwischen dem Grundig-Management und Kathrein gebe es nicht. Der geschäftsführende Gesellschafter des Antennenherstellers und stellvertretende Grundig-Aufsichtsratschef Anton Kathrein hatte allerdings zuletzt die Zukunft des Nürnberger Grundig-Werks in Frage gestellt und einen Stellenabbau von 400 bis 500 Mitarbeitern für wahrscheinlich gehalten. Grundig-Chef Herbert Bruch hat bislang einen Stellenabbau oder Werksschließungen abgelehnt. Es keine Reduzierung der zuletzt rund 5800 Leute starken Belegschaft geplant, hieß es.

Die Belegschaft äußerte sich indessen mit gemischten Gefühlen über Kathrein. Als Mehrheitseigner könnten die Rosenheimer zwar einen Motivationsschub auslösen und das Unternehmen führen. Aber das gehe "wohl nicht ohne Blutvergießen" ab, wird im Betriebsrat befürchtet. "Das Schicksalsjahr für Grundig" läuft, hatte Kathrein zuletzt gewarnt. Wenn weiter Verluste in Nürnberg auflaufen würden, überlebe Grundig das Jahr 2000 nicht. Nach überwundener Finanzkrise fehlten Visionen für die Zukunft. Mit rund 1,3 Milliarden Mark Umsatz im Jahr 1999 ist Kathrein nach eigenen Angaben weltgrößter Antennenproduzent. Die Grundig-Erlöse stagnierten im Vorjahr bei knapp 2,7 Milliarden Mark, der Gewinn bei gut 15 Millionen Mark. Dieses Jahr sollen die Umsätze ein Zehntel zulegen und Gewinne verbucht werden.

tmh

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