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Insgesamt verschicken immer weniger Menschen Briefe. Ihr Geld verdient die Deutsche Post längst in anderen Segmenten.

© picture alliance / dpa

Update

Neue Marken ab 2016: Post will Briefporto auf 70 Cent erhöhen

Die Bundesnetzagentur erlaubt der Post erneut, das Porto zu erhöhen. Damit steht Verbrauchern zu Jahresbeginn 2016 die vierte Preisanhebung in Folge ins Haus. Auch Briefe und Karten ins Ausland werden teurer.

Von Maris Hubschmid

Haben Sie auch noch Zwei-Cent-Briefmarken in der Schublade, die Sie für die letzte oder vorletzte Portoerhöhung angeschafft haben? Diese Ergänzungsschnipsel können Sie bald wieder gebrauchen – und zwar in rauen Mengen. Die Deutsche Post will das Porto schon wieder anheben, und diesmal um satte 13 Prozent. 70 Cent pro Standardbrief seien für das kommende Jahr angestrebt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit, bisher werden dafür 62 Cent fällig. Die Dimension des Ganzen wird noch größer, blickt man nur ein bisschen weiter zurück: Vor drei Jahren kosteten die Briefmarken 55 Cent, dann stieg der Preis auf 58, anschließend 60 – und im vergangenen Januar auf 62 Cent.

Erhöhen will der Konzern auch die Preise für den internationalen Brief und die Postkarte ins Ausland, ebenso wie das Porto für den Großbrief und Einschreiben. Der Konzern verschaffe sich so Luft in einer schrumpfenden Geschäftssparte, heißt es zur Erklärung. Die Bundesnetzagentur hat der Post den Schritt, der noch final genehmigt werden muss, in einem ersten Entscheidungsentwurf bereits zugebilligt. Mit 70 Cent läge der Preis für den Standardbrief – bis zu 20 Gramm – in Deutschland im europäischen Vergleich immer noch im Mittelfeld, urteilt sie. Diese Position werde sich in den kommenden Jahren weiter verbessern, weil eine Bedingung für die Maßnahme ist, dass die Werte danach bis 2018 unverändert bleiben. Drei Jahre Preisstabilität also – vor der ersten der nunmehr vier Briefportoerhöhungen seit 2013 waren die Portopreise mehr als zehn Jahre lang auf konstantem Niveau geblieben. Aber das war zu Zeiten, als der Brief noch Kerngeschäft war, und davon hat die Deutsche Post sich längst entfernt.

Logistik- und Personalaufwand: Weniger Briefe, gleiche Kosten

Zweifellos: Die Schlangen in den Filialen sind durch die Verbreitung von E-Mail und SMS nicht kürzer geworden. Die Menschen verschicken immer noch, aber sie schicken vornehmlich Pakete, bestellen Waren im Internet und senden sie wieder zurück. Seiner Aufgabe, sichere Kommunikation zu gewährleisten, kommt das Unternehmen, das aus der staatlichen Bundespost hervorgegangen ist, heutzutage mit dem E-Postbrief nach. Der Brief aus dem Kasten in den Kasten wird immer seltener, Logistik- und Personalaufwand aber sinken nicht im gleichen Maße. Also holt sich die Post das Geld beim Kunden wieder.

Verglichen mit ihren anderen Geschäftsfeldern ergebe sich für den Bereich Brief ein „Produktivitätsrückstand“ von 5,8 Prozent, hat auch die Bundesnetzagentur ermittelt. Berücksichtigt wird darin auch der gewünschte Gewinn, bei dem sich die Beteiligten an europäischen Konkurrenten orientieren. Rechne man dann noch die Inflation hinein, ergebe sich für den Konzern ein merklicher Preiserhöhungsspielraum. Die Begründung, die die Behörde für ihre Erlaubnis liefert, mag sich deshalb im ersten Moment irritierend anhören: Mit ihrer Entscheidung wolle sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Post „die Herausforderungen der digitalen Konkurrenz stemmen kann“ und den Verbrauchern auch weiterhin „eine flächendeckende Versorgung zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung“ stehe, sagte der Präsident der Behörde, Jochen Homann.

Die Genehmigung steht noch aus - die Marken sind schon gedruckt

Als Aktionär verdient der Staat, dessen Behörde sämtliche Preiserhöhungen für den Sendungsbereich bis 1000 Gramm genehmigen muss, daran letztlich auch nach wie vor mit, kritisieren Wettbewerber. Entschieden werden soll über den gesamten Entwurf Ende November. Die Portoerhöhung gelte aber als sicher, heißt es – angeblich hat die Post die neuen Marken sogar schon gedruckt. Die Behörde erklärt lediglich: Dass man bereits jetzt an die Öffentlichkeit gehe, sei ein Service für die Kunden – so hätten sie mehr Zeit, sich darauf einzustellen. Der Ansturm auf die Ergänzungsmarken kann beginnen.

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