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Wirtschaft: Neue Nummer – alte Gefahr

Aus 0190 wird 0900/ Mehr Schutz vor hohen Gebühren geplant

Nummern mit der Vorwahl 0190 haben ein schlechtes Image: Für viele Nutzer sind sie zur Kostenfalle geworden. Ab dem 1.Januar vergibt die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post diese Telefonnummern nicht mehr. Aus 0190 wird dann die Vorwahl 0900 – einheitlich in ganz Europa. Doch am schlechten Ruf ändert das noch nichts. Die Idee war ursprünglich, über die Vorwahl 0190 hochwertige Dienstleistungen und Beratungsangebote einfach über die Telefonrechnung abrechnen zu können. So kosten etwa bei der Stiftung Warentest Infos per Faxabrauf unter einer 0190-5-Nummer überschaubare 62 Cent pro Minute.

Bei allen Nummern, die mit 0190-0 beginnen, können Anbieter den Preis aber frei bestimmen: Call-by-Call-Firmen nutzen dies, um günstige Orts- und Ferngespräche anzubieten. Da aber keine Preisobergrenze existiert, gibt es auch viele schwarze Schafe auf dem Markt, die überhöhte Gebühren verlangen oder Kunden ganz bewusst täuschen. Beliebte Tricks sind Anrufe oder SMS mit dem Hinweis, der Empfänger habe 25000 Euro gewonnen. Wer unter der angegebenen 0190er-Nummer zurückruft, muss zahlen.

Internetnutzer werden mit günstigen Downloads für Musikdateien oder Filme und mit Flirt-Angeboten auf Links gelockt, die ihnen unbemerkt ein kleines Programm auf den Rechner schleusen, einen „Dialer“. Der unterbricht die Internetverbindung und wählt sich über eine teurere 0190er-Nummer neu ein. Sowohl Anrufe wie Dialer-Verbindungen können teuer werden: Nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands kostete eine Dialer-Einwahl ins Internet im Extremfall 900 Euro. Häufiger sind 200 bis 300 Euro Kosten pro Monat, wenn man das Programm auf der Festplatte zu spät bemerkt. Auch Telefonanrufe bei 0190er-Nummer schlagen oft mit Beträgen von bis zu 50 Euro pro Gespräch zu Buche.

Daher sollte man nie eine unbekannte 0190er Nummer zurückrufen – und es im Handyvertrag ablehnen, in ein öffentliches Verzeichnis eingetragen zu werden. Denn dadurch wird man leichter Opfer von Lockanrufen. Hat man bereits die dubiose Nummer gewählt, sollte man die nächste Telefonrechnung um den strittigen Betrag reduzieren. Eine dem Telefonanbieter erteilte Einzugsermächtigung muss man spätestens sechs Wochen nach der Abbuchung widerrufen, die Rechnung stornieren und nur den unstrittigen Betrag überweisen. Allerdings muss der Kunde beweisen, dass der Anbieter ihn nicht auf die hohen Kosten hingewiesen hat.

2003 soll ein neues Telekommunikationsgestz den Verbraucherschutz verbessern: Danach sollen alle 0190/0900er-Anbieter in einer Internet-Datenbank veröffentlicht werden. Zudem werden die Preise für diese Servicenummern nach oben begrenzt: Pro Minute dürfen dem Anrufer dann nur noch zwei Euro, pro Einwahl maximal 30 Euro berechnet werden.

Nicole Heissmann

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