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Wohin mit den kaputten Geräten? Seit Sonntag müssen Händler – Läden und auch Onlineshops – Elektrogeräte bis zu einer bestimmten Größe kostenlos entsorgen.

© dpa

Neue Regeln für Entsorgung von Elektrogeräten: Eine Ladung Elektroschrott für Media Markt

Kaputte Toaster, Handys und Mixer können künftig bei Elektrohändlern entsorgt werden- und zwar kostenlos. Auch Onlineshops wie Amazon sind betroffen.

Berlin - Der Fön ist kaputt, der DVD-Player läuft nicht mehr, und auch der Mixer versagt seinen Dienst – oft werden solche Geräte dann in der Rumpelkammer gehortet, bevor sich endlich jemand erbarmt und sie zum Recyclinghof bringt. Im schlimmsten Fall werden sie sogar im Hausmüll entsorgt. Doch eine neue Regelung soll die Rückgabe von Elektroschrott nun erleichtern: Seit Sonntag müssen Händler alte Geräte nämlich kostenlos zurücknehmen – egal, ob der Kunde das Gerät bei ihnen gekauft hat oder nicht. Was verbraucher- und umweltfreundlich sein soll, wird jedoch von Umweltverbänden kritisiert. Und auch der Handel ist wenig begeistert.

Fünf ausgediente PCs bringen ein Gramm Gold

Der Bedarf an einer neuen „Sammelstruktur“, wie sie Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) mit der neuen Regelung erreichen will, ist allerdings groß. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen: Rund 1,7 Millionen Tonnen Elektrogeräte werden jedes Jahr in Deutschland verkauft – aber nur weniger als die Hälfte davon wird nach Gebrauch ordnungsgemäß entsorgt. Das ist nicht nur wegen der Schadstoffe problematisch, sondern auch, weil dadurch viele wertvolle Rohstoffe verloren gehen. Für nur ein Gramm Gold müssen in afrikanischen Minen beispielsweise rund zwei Tonnen Gestein aus großer Tiefe gefördert und aufbereitet werden – die gleiche Menge Gold lässt sich dagegen auch aus fünf ausgedienten PCs gewinnen, wenn sie denn entsprechend ordnungsgemäß entsorgt werden, berichtet die auf Recycling spezialisierte Hannoveraner Firma Robert Doormann. Auch Handys enthalten neben Gold wertvolle Metalle wie Kupfer und Silber.

Mindestens 65 Prozent aller Toaster, Handys und Tablets sollen recycelt werden

Mit der Regelung wird eine konkrete Sammelquote angestrebt: Ab 2019 sollen EU-weit mindestens 65 Prozent aller Toaster, Tablets und Handys gesammelt und wenn möglich auch wiederaufbereitet und recycelt werden. Allerdings erlaubt die Regelung nicht, jetzt jeden Elektroschrott, vom Lockenstab bis zum Kühlschrank, beim Händler abzugeben. Sie betrifft nur Kleingeräte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern. Dazu gehören beispielsweise die meisten Küchengeräte, Handys oder Rasierer. Bei größeren Geräten, etwa der Größe einer Mikrowelle, geht die Rückgabe nur, wenn der Kunde ein „artgleiches“ Gerät im Laden neu kauft. Wer sich ein Neugerät nach Haus liefern lässt, sollte sich bei Abschluss des Kaufvertrags deshalb versichern, ob der Händler das alte auch mitnimmt und zwar kostenlos.

Nicht jeder Händler muss kaputte Geräte zurücknehmen

Und auch nicht jeder Händler muss kaputte Geräte zurücknehmen. In der Pflicht sind lediglich große Einzelhändler mit einer Verkaufsfläche für Elektronik- und Elektrogeräte von mindestens 400 Quadratmetern. Dazu Onlinehändler, deren Lager- und Versandfläche mindestens 400 Quadratmeter groß ist.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) findet diese Fläche „viel zu groß“, Discounter wie Aldi oder Lidl, die „massenhaft“ Elektrogeräte verkaufen, seien ausgenommen. Das sei „absurd“. Für Kunden sei es wiederum schwer zu überprüfen, wie groß die Verkaufsfläche oder gar die Lagerfläche eines Onlinehändlers ist. Künftig müssten die Kunden „mit einem Maßband die Elektrogeräteverkaufsfläche ausmessen, um zu wissen, ob er hier Altgeräte abgeben kann“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Für Online-Shops "eine schwere Bürde"

Beim Onlinehändler funktioniert die Rückgabe per Post, das Gerät muss also eingepackt, das Paket frankiert und zu einer Paketannahmestelle gebracht werden. Der Bundesverband Onlinehandel sieht das Gesetz als eine „schwere Bürde“. Nach Ablauf der Übergangs- und Schonfrist für den Onlinehandel drohten gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen empfindliche Strafen. „Das Gesetz ist so komplex und so ungenau formuliert worden, dass es nahezu unmöglich ist zu verstehen, was wen betrifft und wie es umzusetzen ist“, erklärte Verbandspräsident Oliver Prothmann.

Noch kein Rückgabeansturm bei Media Markt / Saturn

Die neue Regelung gilt bereits seit vergangenem Herbst, war jedoch mit einer Übergangsfrist versehen, die nun endet. Bei Europas größter Elektronikkette Media Saturn gibt es bisher aber noch keinen Ansturm von Kunden, die ihren Elektroschrott in den Märkten zurückgeben wollen. „Es hat sich nicht wirklich spürbar etwas getan“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Bereits seit rund zehn Jahren habe das Unternehmen ein freiwilliges Rücknahmesystem für Elektroaltgeräte etabliert, das von den Kunden auch rege genutzt werde. Dafür könnten diese mehr als 400 Märkte nutzen und fänden damit ein flächendeckendes Netz zur Entsorgung ihrer Altgeräte vor.

So gut setzen jedoch nicht alle Händler die neue Regelung um. Der Naturschutzbund Nabu hat in den vergangenen Wochen stichprobenartig die bisherigen Hinweise der Großhändler auf die neue Rücknahmepflicht untersucht und sie in allen Fällen als unzureichend eingestuft.

Wer seinen Elektroschrott künftig nicht zum Händler bringen will, kann ihn weiterhin bei den kommunalen Recyclinghöfen entsorgen. Auch Mobilfunkanbieter nehmen alte Handys oft kostenfrei zurück. (mit dpa und AFP)

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