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Eis wird nicht mehr als Kugel serviert, sondern kunstvoll als Rosenblüte drapiert.

© imago/GlobalImages

Neue Sorten: Das heißeste Eis des Sommers

Die Deutschen essen so viel Eis wie lange nicht mehr – auch weil die Hersteller kreativer werden. Hier sind die neuen Trends.

Zitroneneis ist gelb? Nicht immer. In diesem Sommer ist es pechschwarz. Eingefärbt wird das Eis mit Aktivkohle – ein neuer Trend. Den gibt es zum Beispiel bei der Berliner Eismanufaktur „Vanille & Marille“. Die Aktivkohle wird aus verbrannter Kokosnussschale gewonnen und sorgt für ein düsteres Eisvergnügen: schwarze Kugeln, schwarze Waffel.

Um die Kunden bei Laune zu halten, lassen sich Eisdielen immer neue Kreationen einfallen. Inspiriert werden sie von Einflüssen aus der ganzen Welt. Der Black-Food-Trend beispielsweise stammt aus Japan: Dort begann alles, als das Bild eines schwarzen Hotdogs mitsamt schwarzer Wurst in den Sozialen Netzwerken um die Welt ging. Seitdem gibt es Burger, Pizza, Macarons und eben auch Eis in tiefschwarz.

Black is back - das gilt auch für Eis.
Black is back - das gilt auch für Eis.

© Franziska Mitschke

Ob schwarze Zitrone oder doch klassisch Vanille: So viel Eis wie 2018 haben die Deutschen seit zehn Jahren nicht mehr gegessen. Die deutsche Süßwarenindustrie geht davon aus, dass jeder Bundesbürger in diesem Jahr mehr als acht Liter Eis verspeist. Im Rekord-Sommer 2003 waren es sogar 8,7 Liter. Damals wurden im August mehrmals Temperaturen über 40 Grad gemessen. Es war der heißeste und sonnigste August seit Beginn der Messreihen.

Diesen Sommer könnte es insgesamt noch heißer werden, da „bereits April, Mai und Juni überdurchschnittlich warm waren“, sagt Gerhard Lux, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Bisher lägen auch die Werte für Juli „etwa zwei Prozent über dem Sollwert“. Die Eishersteller fahren deshalb bereits Sonderschichten, damit bloß das Eis nicht knapp wird.

„Ice Cream Rolls“ sind ein Trend aus Thailand

Genießen kann man das in diesem Sommer nicht mehr nur klassisch als Kugel – sondern seit Neuestem auch in zarten Röllchen. „Ice Cream Rolls“ heißt der Trend aus Thailand. Dort bekommt man die eiskalten Rollen bereits an jeder Straßenecke. Parvez Zahir hat den Trend vergangenes Jahr nach Berlin gebracht: erst nur auf Märkten, heute in seinem eigenen Eiskaffee „Delabuu“ in Friedrichshain.

Trend aus Thailand: Ice Cream Rolls erobern Europa.
Trend aus Thailand: Ice Cream Rolls erobern Europa.

© promo

Die frisch zubereitete Eismasse wird auf einer gekühlten Platte mit beliebigen Zutaten vermengt, zerhackt und anschließend dünn ausgestrichen. Mit einem Spachtel und viel Fingerspitzengefühl kratzt Zahir das Eis von der Platte, so dass hauchdünne Röllchen entstehen. Aufrecht stellt er die dann in einen Becher und streut karamellisierte Haselnüsse, Mini-Marshmallows oder Schokostückchen darüber. Schon allein die Zubereitung ist ein Hingucker – das ist Teil des Geschäfts. Unter 3,60 Euro bekommt man bei Zahir kein Eis.

Eis in Rosenblüten-Form

Wird die klassische Kugel also bald verschwinden? Frei nach dem Motto „Das Auge isst mit“ lassen sich die Eisverkäufer zumindest in diesem Sommer so einiges einfallen. Auch in den Eisdielen der italienischen Kette „Amorino“ wird das Eis mit einem Spachtel in Form gebracht – als Rosenblüte landet es dort in der Waffel. Noch so ein Eistrend, der ursprünglich aus Sydney kommen soll.

Eis wird nicht mehr als Kugel serviert, sondern kunstvoll als Rosenblüte drapiert.
Eis wird nicht mehr als Kugel serviert, sondern kunstvoll als Rosenblüte drapiert.

© imago/GlobalImages

Schockgefrorenes Stickstoffeis im „Woop Woop Ice Cream Store“

Spektakulärer ist die Zubereitung beim Stickstoffeis. Innerhalb von Sekunden werden frische Zutaten in einer Küchenmaschine mit minus 196 Grad kaltem Flüssigstickstoff schockgefroren. In der Eisdiele hat man das Gefühl in einem Labor zu stehen: Es qualmt und dampft. Durch das Expressfrosten entstehen weniger Eiskristalle als bei herkömmlichem Speiseeis. Das soll das Eis besonders cremig und geschmacksintensiv machen. Wer dieses Spektakel live sehen möchte, kann das im „Woop Woop Ice Cream Store“ in Berlin-Mitte tun.

Mit -196 Grad kaltem Stickstoff entsteht im „Woop Woop Ice Cream Store“ cremiges Eis.
Mit -196 Grad kaltem Stickstoff entsteht im „Woop Woop Ice Cream Store“ cremiges Eis.

© Thilo Rückeis

Veganes Eis und Bio-Eis wird populärer

Auch Veganer müssen schon lange nicht mehr aufs Eis verzichten. Die Zahl der Menschen, die tierische Produkte vermeiden, hat in den vergangenen zehn Jahren um 300 Prozent zugelegt, zeigt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Technavio. Der Umsatz bei veganen Lebensmitteln wächst um rund 25 Prozent, bei glutenfreien Produkten sind es sogar 30 Prozent pro Jahr. Daher wird auch das vegane Eis populärer. Hersteller und Eisdielen bieten immer mehr vegane Sorten an.

Langnese zum Beispiel verkauft das klassische Cornetto in diesem Jahr zum ersten Mal auch in einer veganen und glutenfreien Variante.

Zudem steigt die Nachfrage nach Bio-Eis. Daher gibt es von Langnese etwa den Klassiker Solero dieses Jahr auch als Bio-Variante in der Geschmacksrichtung Juicy Peach. In dem Wassereis stecken unter anderem Pfirsichpüree und -saft aus kontrolliert biologischem Anbau.

Beliebte Sorbets und Remade-Sorten

Zu welcher Sorte Eis die Deutschen greifen, hängt derweil aber auch vom Wetter ab: Je heißer es ist, desto größer wird die Nachfrage nach fruchtigem Sorbet. Beliebter werden daneben auch sogenannte Remade-Sorten: also klassische Eissorten kombiniert mit einem Hauch neuer Zutaten – wie etwa Zitrone-Basilikum und Blutorange-Rosmarin. Altbewährte Klassiker werden also neu aufgesetzt und an den heutigen Zeitgeist angepasst. Das gilt für die Kugeln aus der Eisdiele wie für das Eis am Stiel aus der Familienpackung. Langneses Twister zum Beispiel wird in diesem Jahr mit insgesamt 110 Millimeter zum Super-Twister.

So viele Eisdielen es in der Stadt auch gibt: Das große Geschäft machen die industriellen Hersteller. Insgesamt 80 Prozent des in Deutschland verkauften Eises entfällt auf Markeneis – also handelsübliche Speiseeispackungen aus dem Supermarkt oder Stieleis am Kiosk. Vergangenes Jahr wurden davon hierzulande insgesamt 520 Liter verkauft, berichtet der Info Service E.I.S. Die Konzerne haben damit einen Umsatz von 2,07 Milliarden Euro gemacht. Eisdielen haben derweil nur 17 Prozent des produzierten Eises verkauft, lediglich drei Prozent kommen als Softeis aus dem Automaten.

Während bei immer mehr Eisdielen ausgefallene Neuheiten auf der Karte stehen, kaufen Verbraucher für zu Hause am liebsten ihre Kindheits-Klassiker. Vanille ist mit großem Abstand die unangefochtene Nummer eins der beliebtesten Eissorten – gefolgt von Schokolade und Nuss.

Franziska Mitschke

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