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Neue Strategie: Nokia denkt um

Im lukrativen und stark wachsenden Smartphone-Markt fällt Nokia immer weiter zurück. Am Freitag legt der neue Chef sein Konzept vor.

Stockholm - Branchenkenner sprechen von einem Schicksalstag für Nokia. Am Freitag will Stephen Elop, vormals Topmanager bei Microsoft und jetzt Chef des weltgrößten Handyherstellers, Investoren in London über einen radikalen Strategiewechsel bei dem kriselnden Unternehmen informieren. Zwar trägt noch immer jedes dritte weltweit verkaufte Mobiltelefon den Schriftzug des finnischen Herstellers über dem Display. Doch Nokia steckt mitten in einer Strukturkrise.

Erst Ende Januar präsentierte Elop eine alarmierende Bilanz für das vierte Quartal 2010. Nokias Nettogewinn war um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Zwar verkaufen die Finnen noch immer die meisten Mobiltelefone weltweit. Allerdings gilt dies vor allem für die einfachen und preiswerten Basisgeräte. Dass die von Nokia stets verlässlich waren, reicht immer weniger Kunden aus. Dagegen spielen Smartphones im Gesamtmarkt eine immer größere Rolle. Nicht zuletzt sollen sie etwa in Schwellenländern den Computer ersetzen und immer mehr Menschen den Zugang zum Internet ermöglichen.

Doch in dem lukrativen und stark wachsenden Smartphone-Markt fällt Nokia immer weiter zurück. So sank der Marktanteil von Nokias eigenem Betriebssystem Symbian im vierten Quartal auf 30,6 Prozent. Damit lag es laut dem Marktforschungsinstitut Canalys erstmals hinter Googles Betriebssystem Android mit 32,9 Prozent. Vor einem Jahr hielt Nokia hier noch 44,4 Prozent und Android nur 8,7 Prozent. Der Erfolg des Google Betriebssystems wird vor allem mit dessen Offenheit erklärt. Hinter Android steht eine schlagkräftige Allianz aus unterschiedlichsten Akteuren von den Geräteherstellern (Samsung, HTC und Motorola) über Zulieferer und Netzbetreiber bis zu den Entwicklern von Anwendungen. Die Vielzahl der Anwendungen ist auch ein Grund für den Erfolg des iPhones von Apple, das inzwischen einen Marktanteil von 16 Prozent erobert hat.

Aber auch im Markt der Basisgeräte, der eigentlich lange als Nokias uneinnehmbare Bastion galt, gibt es Probleme. Zwar kann Nokia in Schwellen- und Entwicklungsländern noch immer wegen seiner hohen Stückzahlen und seiner Einkaufsmacht gegenüber Zulieferern ordentliche Gewinnmargen erzielen. Doch auch dieser Markt wird mittelfristig durch die Verbreitung von Smartphones schrumpfen. Zudem holt die Konkurrenz auf. Vor allem der koreanische Hersteller Samsung, die Nummer zwei im Massenmarkt, verringert mit jedem Quartal den Abstand zu Nokia. Die Geräte der Finnen gelten auch in den Schwellenländern als weniger innovativ und weniger attraktiv.

Über das Thema der Strategiekonferenz schweigt Nokia. Das mit Abstand beliebteste Gerücht: Nokia gibt das Betriebssystem Symbian auf und wechselt zu Microsofts Windows Phone 7. Belege dafür gibt es bisher keine. Doch schließlich komme Elop direkt von Microsoft und der Softwarekonzern könnte höhere Stückzahlen für sein neues Betriebssystem gebrauchen, heißt es. Der Technologie-Blog „The Register“ spekuliert, Elop erwäge, die Firmenzentrale zumindest teilweise aus dem finnischen Espoo in die USA zu verlagern. Die „Wirtschaftswoche“ wiederum berichtete aus Konzernkreisen, dass weitere Spitzenmanager wie die Handy-Chefin Mary MacDowell und Produktions- und Logistikchef Niklas Savander gehen müssen. Die Berufung des Kanadiers Stephen Elop im September war an sich bereits eine kleine Revolution. Elop ist der erste Ausländer an der Spitze des urfinnischen Unternehmens. Jetzt muss er erklären, wie er Nokia wieder auf Erfolgskurs bringen will. André Anwar

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