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Wirtschaft: "Neueinsteiger haben nun eine zweite Chance" - Der Fondsmanager rät zu Anlage in Biotech-Aktien

Bernd Förtsch managt zwei der erfolgreichsten Aktien-Fonds überhaupt. Der weltweit anlegende Dac Fonds UI der Gesellschaft Universal Investment des Bankhauses Hauck & Aufhäuser erzielte seit seinem Start vor drei Jahren ein Plus von 600 Prozent.

Bernd Förtsch managt zwei der erfolgreichsten Aktien-Fonds überhaupt. Der weltweit anlegende Dac Fonds UI der Gesellschaft Universal Investment des Bankhauses Hauck & Aufhäuser erzielte seit seinem Start vor drei Jahren ein Plus von 600 Prozent. Der Dac Kontrast Universal, derzeit nur auf Werte im Neuen Markt beschränkt, gewann seit der Übernahme durch Förtsch vor gut einem Jahr 330 Prozent, davon allein seit Januar 80 Prozent. Insgesamt bewegt der Kulmbacher Anlagegelder in Höhe von 2,5 Milliarden Mark.

Herr Förtsch, die Wertentwicklung der von Ihnen gemanagten Fonds schlägt die der meisten ihrer Konkurrenten um Längen. Was machen Sie anders?

Wir versuchen, neue Trends möglichst früh aufzuspüren und schneller vor Ort zu sein, um interessante Unternehmen kennenzulernen. Bevor wir eine Firma in einen Fonds aufnehmen, schauen wir uns Management und Markt genau an. Wir haben etwa 20 Leute, die dauernd auf der Suche nach interessanten Storys sind.

Und wo sehen Sie die Überflieger der Zukunft?

Ganz eindeutig in Russland. Wenn Präsident Putin in einigen Jahren auch nur einigermaßen ein westliches Niveau erreicht, dann haben wir hier gute Chancen, unsere Investitionen zu verdoppeln. Möglicherweise legen wir sogar einen eigenen Russland-Fonds auf. Allerdings birgt Russland auch ein 30- bis 50-prozentiges Risiko nach unten in sich.

Sie raten hier also zum Einstieg?

Ja, aber mehr als drei Prozent sollte der Anteil russischer Papiere im Depot nicht ausmachen. Gut gefallen mir vor allem Lukoil Vorzüge und der Telekommunikationswert Vimpel, der stark unterbewertet ist.

Zwei Ihrer Lieblingsbranchen, Internet und Biotechnologie, sind gerade massiv unter die Räder gekommen. Vor allem Ihre Favoriten wie Commerce One, Ariba, Verticalnet oder vor allem Ventro wurden regelrecht geschlachtet. Ist es sinnvoll, die gefallenen Engel jetzt aufzusammeln?

Ja. Alle, die den Einstieg im Herbst verpasst haben, erhalten nun eine zweite Chance. Die Internets werden weiter steigen, wenn auch gemächlicher als bisher. Da muß man Geduld haben. 50 Prozent sind bei soliden Werten bis zum Jahresende sicher drin. Im Bereich Biotech erwarte ich sogar Kurssteigerungen von 100 Prozent Minimum in diesem Jahr.

Welche Unternehmen favorisieren Sie?

Bei den Biotechs: Millennium Pharmaceuticals, das wird meiner Ansicht nach der Microsoft der Branche, und Morphosys aus München. Beide halten wir an herausgehobener Position in unseren Fonds. Ansonsten haben wir gerade Ariba massiv aufgestockt. Weitere größere Positionen im Dac UI sind Intershop und Checkpoint, im Kontrast OAR, Heyde, DLogistics und Comroad. Ein Kauf ist für mich auch Cycos am Neuen Markt.

In Dax-Werte investieren Sie überhaupt nicht. Warum?

Der Dax ist ein berechenbarer Index, bietet wenig Überraschungen, außer im negativen Bereich. Die Gewinnaussichten der Unternehmen sind klar, außerordentliche Kursgewinne selten.

Wie beurteilen Sie die momentane Marktlage insgesamt?

Ich denke, wie haben die alljährliche Korrektur hinter uns, und zwar komplett. Allerdings wäre es vermessen zu prognostizieren, dass wir die alten Hochs sehr schnell wiedersehen. Die Nasdaq ist gerade in einer wichtigen, aber äußerst schwierigen Phase, da sie mit der 4000er-Marke kämpft. Ich denke, der Neue Markt wird die US-Schwester in diesem Jahr überbieten, vor allem, weil wir in Deutschland gerade eine neues Bewußtsein, eine Aktionärskultur entwickeln, die als Treibsatz wirkt. Vorteilhaft ist auch der schwache Euro, da er den deutschen beziehungsweise europäischen Unternehmen gegenüber den amerikanischen auf den internationalen Märkten Vorteile verschafft. Bis Jahresende sehe ich Nemax 50 und Nasdaq zumindest auf ihren alten Hochs bei etwa 9300 beziehungsweise 5000 Punkten.

Also macht es Sinn, voll investiert zu sein?

Natürlich. Wer vorsichtiger ist, hält eben einen höheren Cash-Anteil, vielleicht 20 bis höchstens 30 Prozent. Es ist aber schlimmer, in einem steigenden Markt nicht dabei zu sein, als das eine oder andere Mal ein paar Prozent Buchgewinne abzugeben. In unseren beiden Fonds haben wir die Barreserven fast vollständig abgebaut.

Ihnen wird immer wieder vorgeworfen, Sie betrieben "frontrunning", kauften eine Akie also zuerst für den Fonds und förderten den Kursanstieg dann sukzessive über gezielte Empfehlungen in Börsenbriefen, Hotlines, Musterdepots und TV-Auftritten.

Das machen alle in der Branche. Ich kann doch nur eine Aktie empfehlen, die ich für aussichtsreich halte. Und die habe ich dann auch in den Fonds. Insgesamt haben wir aber 82 verschiedenen Papiere im Dac UI und 62 im Kontrast. Und was ist schlecht daran, andere reich zu machen?

Was raten Sie einem Börsenneuling?

Anfangs nicht mehr als 20.000 Mark investieren, und das möglichst nur in Fonds. Bei jedem Neuling stellen sich nach dem ersten Anfängerglück auch Verluste ein, das haben viele ja gerade schmerzhaft erlebt. Man muss lernen, damit umzugehen. Und die wichtigste Regel an der Börse: Keine Gier entwickeln! Mit Förtsch sprach Veronika Csizi.

Herr Förtsch[die Wertentwicklung der von Ihn]

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