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Jan Koum, Mitbegründer von WhatsApp.

© REUTERS/Mike Blake

Neuer Ärger für Zuckerberg: WhatsApp-Gründer Koum verlässt Facebook

Facebook will endlich Geld verdienen mit seinem teuren Zukauf WhatsApp. Doch offenbar gibt es Streit über das künftige Geschäftsmodell - nun ist Co-Gründer Jan Koum gegangen.

Nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica droht Facebook-Chef Mark Zuckerberg neuer Ärger über den Umgang mit Nutzerdaten: WhatsApp-Chef und Facebook-Vorstandsmitglied Jan Koum hat das soziale Netzwerk verlassen, offenbar im Streit um die Datennutzung sowie die strikte Verschlüsselung beim Chatdienstes WhatsApp. Das berichtet die US-Zeitung „Washington Post“. WhatsAppCo-Gründer Brian Acton war bereits im vergangenen Herbst gegangen.
Es sei an der Zeit, weiterzuziehen, begründete Koum seinen Abschied offiziell in einem Facebook-Post in der Nacht zu Dienstag. Er wolle sich eine Auszeit von der Techwelt nehmen und sich unter anderem Hobbys wie seiner Porsche-Sammlung widmen. Die Nachricht platzt nicht nur hinein in die Nachwehen des Cambridge-Analytica-Skandals; sie kommt auch kurz vor der für Facebook wichtigen Entwicklerkonferenz F8 am Dienstagabend, wo Zuckerberg wohl positive Stimmung verbreiten wollen wird.

Facebook will Geld mit WhatsApp verdienen

Zuckerberg dankte Koum für seine Arbeit und versicherte, dass Werte wie Verschlüsselung immer im Kern von WhatsApp bleiben würden – doch darüber gab es offensichtlich Ärger. Und zwar schon, seitdem Facebook WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden Dollar (aktuell 18,1 Milliarden Euro) übernommen hat.

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Koum und Acton legten stets großen Wert auf Datenschutz, Werbung lehnten sie prinzipiell ab – Konzernmutter Facebook aber will Geld verdienen mit dem teuer gekauften Chatdienst, den inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Menschen nutzen.
Zwar blieb WhatsApp werbefrei und die Daten wurden zunächst komplett getrennt. Inzwischen aber gleichen Facebook und WhatsApp nach Angaben des Unternehmens Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern. Der „Washington Post“ zufolge sperrten sich die Manager von WhatsApp dagegen, Daten des Dienstes für übergreifende Nutzerprofile einzusetzen, bei denen auch Informationen von Facebook und der ebenfalls zum Konzern gehörenden Fotoplattform Instagram verknüpft würden.

Facebook muss Strafe von 100 Millionen Dollar zahlen

In Europa waren schon erste Versuche, Informationen von WhatsApp mit Facebook auszutauschen, auf Widerstand von Datenschützern gestoßen. 2017 wurde Facebook von der EU-Kommission zu einer Strafe von 110 Millionen Dollar verpflichtet. Der Grund: Facebook hatte bei der WhatsApp-Übernahme erklärt, es sei technisch gar nicht nicht möglich, Daten von Facebook und WhatsApp zu verknüpfen – kündigte dann aber 2016 einen solchen Abgleich der Telefonnummern an.

Der Konflikt darüber, wie mit WhatsApp Geld verdient werden kann, schwelte weiter. Seit Januar wurde nun die Geschäftsidee namens „WhatsApp Business“ verfolgt: Unternehmen sollen über den Dienst kostenpflichtig mit ihren Kunden kommunizieren können. Doch damit das funktioniert, müsste nach Ansicht von Facebook wohl die strikte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei bei WhatsApp aufgeweicht werden, bei der Nachrichten nur für Absender und Empfänger lesbar sind, aber nicht für die Firma selbst. Genau das aber wollte Koum eben nicht.

Co-Gründer Acton investiert in WhatsApp-Konkurrenz

Als einen „Zusammenstoß der Kulturen“, beschreibt Daniel Ives vom US-Marktforschungsinstitut GBH Insights in der „Washington Post“ die Beziehung zwischen Facebook und den WhatsApp-Gründern. Am Ende hätte Koum einfach genug gehabt von den Meinungsverschiedenheiten, schreibt die Zeitung. Auch andere WhatsApp-Mitarbeiter wollen angeblich im November gehen, wenn ihre Aktienoptionen fällig werden. WhatsApp-Co-Gründer Acton hat derweil 50 Millionen Dollar in den WhatsApp-Konkurrenzdienst Signal investiert. Er wolle, schreibt er, die „vertrauenswürdigste Kommunikationserfahrung auf dem Planeten bauen.“

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