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Wirtschaft: Neuer Branchenprimus im Papiermarkt

HELSINKI/BERLIN (hst/HB/jhw).Das finnische Unternehmen Enso und die schwedische Firma Stora wollen sich zusammenschließen.

HELSINKI/BERLIN (hst/HB/jhw).Das finnische Unternehmen Enso und die schwedische Firma Stora wollen sich zusammenschließen.Damit würde - gemessen an produzierten Tonnen Papier - der größte Papierkonzern der Welt entstehen.Sie stellen zusammen etwa zwölf Mill.Tonnen Papier und Pappe jährlich her.Der bisherige Branchenprimus, das amerikanische Unternehmen International Paper, kommt auf etwa zehn Mill.Tonnen Papier und Pappe.Umsatzmäßig bleibt International Paper jedoch mit 15,4 Mrd.Dollar absoluter Spitzenreiter.

Enso und Stora bestätigten am Dienstag, daß sie über eine Fusion verhandeln.Diese wird als ein Zusammengehen von "gleichberechtigten Partnern" bezeichnet.An dem neuen Unternehmen wird Stora 60 Prozent und Enso 40 Prozent des Aktienkapitals halten.

Analysten waren schon seit langem von einer großen Umstrukturierung der nordeuropäischen Forst- und Papierbranche ausgegangen.Sie bewerteten das Zusammengehen jetzt durchgehend positiv.Nur dadurch könne die Branche in Zukunft schlagkräftiger werden, sagten Beobachter auf dem Papiermarkt.

Vergleicht man die Umsätze der jeweils fünf weltgrößten Konzerne einer Branche, landet die Papierindustrie weit abgeschlagen auf einem 13.Platz, weit hinter der Auto- und Flugzeugindustrie, der Elektronik-, Computer und Chemiebranche.Auch der neue Konzern kommt nur auf einen Weltmarktanteil von gerade vier Prozent.

Die Bildung von Stora Enso könnte nach Meinung von Experten eine Kettenreaktion in der Branche vergleichbar mit der in der Automobilbranche auslösen.Die Fusion sei möglicherweise der Auftakt zu einer Reihe von Zusammenschlüssen und Übernahmen in einer Branche, die bislang vor allem von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt ist.

Der neue nordeuropäische Konzern wird unter dem Namen Stora Enso seinen juristischen Sitz in Helsinki haben.Ein Grund dafür dürfte die Teilnahme Finnlands an der europäischen Währungsunion sein.Schweden will sich vorerst nicht am Euro beteiligen.

Neuer Konzernchef wird der bisherige Enso-Chef Jukka Härmälä, zum Aufsichtsratsvorsitzendern soll der Chef des zum Wallenberg- Imperiums gehörenden Investmentunternehmens Investor, Claes Dahlbäck, ernannt werden.Investor ist mit 20 Prozent größter einzelner Aktionär bei Stora.Bei Enso ist der finnische Staat bislang mit 44 Prozent größter einzelner Anteilseigner.Nach der Fusion ist der Staat mit 18 Prozent größter, Investor mit zehn Prozent zweitgrößter Aktionär.Die Regierung in Helsinki hat bereits gestern ihr Placet zur ersten großen grenzüberschreitenden industriellen Fusion zwischen einem finnischen und einem schwedischen Unternehmen gegeben.Gleichzeitig will die finnische Regierung in Kürze über eine Reduzierung des staatlichen Enso-Anteils entscheiden.

Beide Konzerne haben sich auf die Produktion von Druckpapieren und Kartonagen spezialisiert.Während Enso 1997 sechs Mill.Tonnen Druck- und Feinpapiere sowie Kartonagen herstellte, produzierte Stora 6,7 Mill.Tonnen.Beide Konzerne beschäftigen insgesamt 40 000 Mitarbeiter.An eine Stellenreduzierung durch die Fusion ist nicht gedacht.

Der Handel beider Aktien in Helsinki und Stockholm war am Dienstag gestoppt worden.Storas Aktien werden erst am Mittwoch wieder gehandelt, der Enso-Titel wurde dagegen schon Dienstag nachmittag wieder freigegeben.Der Kurs stieg sogleich um 14 Prozent an.

Enso und Stora sind auch auf dem deutschen Papiermarkt aktiv.Zu Enso gehört Sachsen-Papier in Eilenburg.Die Papierfabrik bei Leipzig galt bei ihrer Einweihung Ende 1994 als die modernste und größte der Welt.Sie beschäftigt rund 300 Arbeitskräfte.Was die Fusion für das Werk bedeutet, konnte am Dienstag niemand im Unternehmen absehen.

Eine weitere Investition in Deutschland unternahmen die Finnen im vorigen Jahr: Sie kauften den Mehrheitsanteil des Zeitungsdruck- und Zeitschriftenpapierherstellers E.Holtzmann in Maxau bei Karlsruhe.

Der schwedische Konzern Stora hat 1990 die Aktienmehrheit am Düsseldorfer Mischkonzern Feldmühle-Nobel übernommen.Während Buderus und Nobel weiter verkauft wurden, machte Stora den Papierhersteller Feldmühle zur FPB Holding.Sie produziert an sechs Standorten in Deutschland und ist nach den Papierwerken Waldhof-Aschaffenburg - die inzwischen als PWA zum schwedischen Konzern SCA gehören - die Nummer zwei auf dem Markt.

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