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Der Scheich war viele Jahre Ministerpräsident und Außenminister von Katar.

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Update

Neuer Großaktionär bei der Deutschen Bank: Sie nennen ihn HBJ

Die Deutsche Bank bekommt einen neuen Großaktionär: Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor al Thani will für 1,75 Milliarden Euro Aktien kaufen. Ein Porträt über den Mann vom Persischen Golf und die Herrscher-Familie.

Katar beflügelt die Fantasie. Das winzige Land fasziniert und polarisiert, gilt als märchenhaft reich und rätselhaft verschlossen. Der Däumling am Persischen Golf gehört zu den treibenden Kräften gegen Syriens Diktator Baschar al Assad, unterhält gleichermaßen gute Beziehungen zu Iran und Israel. Seit 1998 beherbergt er das Hauptquartier der US-Truppen im Nahen Osten, seit kurzem auch ein Verbindungsbüro der afghanischen Taliban.
Rund um den Globus suchen seine Emissäre mit Milliardensummen nach lukrativen Industriebeteiligungen – angesehene Marken, Zukunftstechnik, Banken und Umwelt-Know-how. Dank der enormen Gasvorkommen zählt das Emirat zu den reichsten Ländern der Welt – ökonomisch ein Riese, mit 250.000 einheimischen Bewohnern demographisch ein Zwerg.
Als Schöpfer des modernen Katar gilt Scheich Hamad bin Khalifa al Thani. Von 1995 bis 2013 formte der 62-Jährige in knapp zwei Jahrzehnten aus der verschlafenen Halbinsel ein internationales Wirtschaftsimperium. „Wenn eines Tages Öl und Gas erschöpft sind, werden wir nicht wieder zurück auf unsere Kamele steigen“, pflegte er gerne zu scherzen. Die Hauptstadt Doha stieg auf zum globalen politischen Gastgeber, nicht nur für die Welthandelsrunde, auch für die arabische Liga, den Golf-Kooperationsrat und die Opec. 2022 wird hier zum ersten Mal die Fußball-WM in einem arabischen Land ausgetragen, auch wenn die Kritik an dieser Vergabe immer wieder aufflackert. Doch die westlichen Firmen stehen längst Schlange, alle wollen an dem teuren Wüstenspektakel mitverdienen.

Die Mächtigen von Katar

Mitte 2013 reichte Scheich Hamad bin Khalifa al Thani die Macht freiwillig weiter, im Nahen und Mittleren Osten eine staatsmännische Rarität. Per königlichem Dekret und Fernsehansprache hob er seinen 34-jährigen Sohn Tamim auf den Thron, der Viertgeborene unter seinen Nachkommen. „Der Emir ist überzeugt, dass er die nächste Generation fördern muss und junge Leute ins Kabinett berufen werden sollten“, hieß es damals zur Begründung aus seiner Umgebung. Mehr Demokratie allerdings hat der Wechsel nicht gebracht. Katar hat weder ein Parlament noch Parteien, weder eine Zivilgesellschaft noch eine unabhängige Justiz. Kritische Blogger sind den Mächtigen ein Dorn im Auge. Das Buch „Auch das Volk von Katar will Reformen“ des Intellektuellen Ali Khalifa al Kuwari, der regelmäßig politische Salons in Doha veranstaltet, ist verboten. Der Dichter Muhammad al Ajami erhielt wegen eines angeblichen „Aufrufes zum Umsturz“ lebenslange Haft.

Auch außenpolitisch hat die neue Führung um Thronerbe Tamim bin Hamad al Thani ein fragiles Erbe übernommen. In der westlichen Welt ist das Emirat wegen des Umgangs mit den Arbeitsmigranten aus Pakistan, Bangladesch und den Philippinen auf WM-Großbaustellen in Misskredit geraten. In der arabischen Welt hat Katar wegen seiner Sympathie für die ägyptischen Muslimbrüder an Ansehen verloren. Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten zogen ihre Botschafter aus Doha ab. Das saudische Königshaus drohte hinter verschlossenen Türen sogar mit einer Seeblockade. Und so wächst bei den Untertanen des jungen katarischen Fürsten die Sorge um das künftige Schicksal ihrer Heimat. Denn viele fürchten, dass Katar längst in einer falschen internationalen Gewichtsklasse boxt – und eines Tages hart zu Boden gehen könnte.

Zwei Frauen, 15 Kinder

Der neue Großaktionär bei der Deutschen Bank, Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor al Thani, der oft mit seinen Initialen HBJ abgekürzt wird, wurde 1959 in Doha geboren und war viele Jahre Ministerpräsident und Außenminister Katars sowie Chef des Staatsfonds QIA. Als Tamim bin Hamad al Thani vor einem Jahr neuer Emir von Katar wurde, verlor Hamad Bin Jassim Bin Jabor al Thani alle drei Ämter. Laut der britischen Zeitung „The Independent“ hat er zwei Frauen, 15 Kinder und wird stets von mehreren Leibwächtern begleitet.

Er genieße seinen Reichtum, seine Anwesen und seine Jacht, zitiert die Zeitung einen seiner Geschäftspartner. Der Scheich sei jedoch niemand, der ins Kasino gehe und mit Geld um sich werfe. Er arbeite aber sehr hart und trete eher wie ein Staatsmann auf. Vor ein paar Jahren machte er Schlagzeilen, als er am Londoner Hyde-Park ein Luxusanwesen mit schusssicheren Fenstern und einem Tunnel zum Nobelhotel Mandarin Oriental erwarb. (mit rtr)

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