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Wirtschaft: Neuer Interessent für Mobilfunkfirma Mobilcom

Talkline prüft offenbar Übernahme Experten kritisieren Freenet-Verkauf

Berlin (Tsp). Die Hoffnung, dass Mobilcom nach dem Verkauf von FreenetAnteilen als Übernahmekandidat weniger attraktiv ist, haben sich nicht bestätigt. Am Freitag verlautete aus Branchenkreisen, dass der Mobilfunk-Anbieter Talkline eine Übernahme prüft. Dafür versuche das Unternehmen, sich die Unterstützung der Deutschen Bank zu sichern. Talkline war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mobilcom hatte sich in dieser Woche von 20 Prozent seiner Anteile an der Internet- Tochter Freenet getrennt und dafür 176,1 Millionen Euro kassiert. Das Unternehmen hält noch knapp 53 Prozent an Freenet. Mit dem Verkauf eines Teils der Anteile an dem Internet-Dienstleister hat Mobilcom seine Restrukturierung, bei der seit Herbst fast die Hälfte der mehr als 5000 Arbeitsplätze wegfielen, für beendet erklärt. Mit dem Geld aus dem Verkauf will das Mobilfunkunternehmen seine Schulden abbauen, für die die Bundesregierung und das Land gebürgt hatten.

Nach Angaben des Unternehmens belaufen sich die Bankverbindlichkeiten auf 117,6 Millionen Euro. „Mit dem Verkauf der Anteile hat Mobilcom mehrere Ziele zugleich erreicht: Das Unternehmen ist schuldenfrei, hält nach wie vor die Mehrheit an Freenet, und hat zudem die Attraktivität der Freenet-Aktie durch einen höheren Freefloat deutlich gesteigert“, sagte Mobilcom-Chef Thorsten Grenz nach dem Verkauf.

Mobilcom stand im vergangenen Jahr kurz vor dem Aus. Die Investitionen in den neuen Mobilfunkstandard UMTS und der Streit mit dem Anteilseigner France Télécom über die Finanzierung von UMTS hatten den früheren New-Economy-Liebling an den Rand der Insolvenz gebracht. Am Ende schaltete sich sogar die Bundesregierung ein, um wenigstens einen Teil der ursprünglich 5000 Arbeitsplätze zu retten. Inzwischen hat sich Mobilcom aus dem Geschäft mit der neuen Mobilfunktechnik vollständig zurückgezogen. Auch das Festnetzgeschäft hat Mobilcom verkauft. Jetzt konzentriert sich das Unternehmen wieder auf den Vertrieb von Mobilfunkverträgen.

Doch Branchenbeobachter befürchten, dass Mobilcom mit dem Verkauf der Freenet-Anteile eine falsche Entscheidung getroffen hat. „Mobilcom muss sich Gedanken machen, ob eine Konzentration auf Freenet langfristig nicht profitabler ist als auf das ertragsschwächere Mobilfunk-Service-Provider-Geschäft“, sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Mobilcom hat zwar einen guten Preis für den Verkauf der Freenet-Anteile bekommen“, sagte Rothauge. „Aber Freenet hat das vielversprechendere Geschäftsmodell.“

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