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Wirtschaft: Neuer Markt: Die Luft muss aus der Kursblase raus

Entsetzen am Neuen Markt. Was an der Wachstumsbörse in den ersten Monaten dieses Jahres in einem rasanten Kurstempo gewonnen wurde, ist inzwischen wieder verloren.

Entsetzen am Neuen Markt. Was an der Wachstumsbörse in den ersten Monaten dieses Jahres in einem rasanten Kurstempo gewonnen wurde, ist inzwischen wieder verloren. Der Neue Markt ist seit seinem Rekordhoch vom März um mehr als die Hälfte abgerutscht und praktisch wieder da gelandet, wo er vor dem euphorischen Aufschwung begonnen hatte. Viele Anleger, die im Frühjahr in die einstigen Börsenlieblinge investiert haben, müssen bittere Erfahrungen sammeln. Nachdem so genannte "Zockerpapiere" wie beispielsweise Gigabell, Metabox oder Infomatec auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Börsenwerts zusammengeschrumpft waren, trifft es nun auch die von Analysten und anderen Experten hoch gelobten Schwergewichte im Nemax, wie Intershop und EM-TV. Bei dem Münchener Medienunternehmen EM-TV reichte die Meldung aus, dass die Halbjahreszahlen auf Grund "technischer Fehler" korrigiert werden müssen, um die Aktie um 20 Prozent in den Keller zu schicken. Ein Teil der Umsätze wurde fälschlicherweise dem ersten und nicht dem zweiten Halbjahr zugeordnet.

Bei den völlig verunsicherten Händlern und Anlegern führt solch ein Faux-pas zu Ausverkaufsstimmung. Dass in der vergangenen Woche einige Experten schon wieder zum Einstieg bei ausgesuchten Aktien bliesen, erweist sich nun als verfrüht. Die - auch von der Negativtendenz an der US-Börse Nasdaq ausgelöste - Baisse-Stimmung verfliegt nicht so schnell, wie manche Optimisten hoffen. Bei der einen oder anderen Aktie mag es Übertreibungen nach unten geben, aber im wesentlichen wird jetzt immer noch Luft abgelassen aus der Börsenblase, die sich im Frühjahr gebildet hatte. Auch bei viel versprechenden Unternehmen mit solidem Geschäftskonzept wie beispielsweise Intershop erscheinen vielen Anlegern die hohen Börsenbewertungen - gemessen an den erwarteten Gewinnen - nicht mehr gerechtfertigt. Das war bereits vor Monaten bei europäischen Schwergewichten wie Nokia oder Ericsson und zuletzt in den USA bei Intel und Apple zu beobachten.

Es gibt aber auch Positives. Die Standardwerte halten sich noch recht gut. Offenbar wird an der Börse derzeit nicht nur Geld abgezogen, einige Anleger schichten in die "Old Economy" um. Zwar dürften auch hier die Optimisten noch nicht wieder die Oberhand gewinnen. Dazu ist die Verunsicherung zu groß. Wenn man aber über den Angstmonat Oktober hinausblickt, könnten bald positive Meldungen wieder stärker beachtet werden. Auch wenn einige Träume geplatzt sind, für Untergangsstimmung besteht kein Anlass.

Bernd Frank

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