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Wirtschaft: Neuer Markt gleich hinter der Grenze - Investitionen nicht nur in Großstädten

Westliche Hotelketten haben ein neues Dorado entdeckt - und zwar gleich hinter der deutschen Ostgrenze: Polen gilt in den Augen zahlreicher Hoteliers als aussichtsreichster Wachstumsmarkt in Mittel- und Osteuropa. Denn so erfolgreich die Regierung in Warschau bei der Umsetzung ihrer Wirtschaftsreformen in den vergangenen zehn Jahren auch war, bei der Infrastruktur und insbesondere im Hotelgewerbe ist Polen noch ein Entwicklungsland.

Westliche Hotelketten haben ein neues Dorado entdeckt - und zwar gleich hinter der deutschen Ostgrenze: Polen gilt in den Augen zahlreicher Hoteliers als aussichtsreichster Wachstumsmarkt in Mittel- und Osteuropa. Denn so erfolgreich die Regierung in Warschau bei der Umsetzung ihrer Wirtschaftsreformen in den vergangenen zehn Jahren auch war, bei der Infrastruktur und insbesondere im Hotelgewerbe ist Polen noch ein Entwicklungsland.

Gerade 860 Hotels gibt es in diesem 40-Millionen-Einwohner-Staat; zum Vergleich: In Deutschland mit mehr als doppelt so vielen Einwohnern sind es nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes rund 33 000. Und so bereiten derzeit zahlreiche westeuropäische Anbieter ihre Expansion nach Polen vor.

Abgesehen von ein paar Luxushotels, die in jüngster Zeit in den größeren Städten Polens entstanden sind, stammen die meisten Gästeunterkünfte noch aus der kommunistischen Ära. Viele sind inzwischen baufällig geworden und entsprechen keinesfalls westlichen Standards. Im Wettbewerb um Anteile an diesem zukunftsträchtigen Markt sind die Franzosen besonders engagiert. So hat der französische Konzern Accor - mit Hotels wie Ibis, Mercure und Novotel die drittgrößte Kette weltweit - Polen zu einer seiner Prioritäten im internationalen Geschäft erklärt.

"Polen ist für uns neben Mexiko und Argentinien das Land, in das wir am meisten investieren werden", sagt Jean-Philippe Savoye, der Generaldirektor von Accor Polen. In den kommenden zehn Jahren sollen dort mindestens 80 Hotels gebaut werden - von der einfachen Herberge bis zur Unterkunft der Luxusklasse. Allein bis Ende 2000 sollen sich die Investitionen auf mehr als eine Milliarde Franc (gut 300 Millionen Mark) belaufen.

Bei der Eroberung des polnischen Marktes setzt Accor vor allem auf sein Flaggschiff Ibis. Zu Preisen von umgerechnet 90 bis 150 Mark sollen besonders heimische Geschäftsleute als Kunden gewonnen werden. Der Konzern richtet sein Angebot aber auch auf ein weniger zahlungskräftiges Publikum aus. Deshalb sollen auch mindestens 30 der einfacheren Etap-Hotels entstehen, wo die Zimmer nur 100 Zloty (knapp 50 Mark) kosten werden.

In diesem Sektor der modern ausgestatteten und doch preiswerten Hotels dürfte Accor Konkurrenz aus dem eigenen Land bekommen, denn auch der französische Konzern Envergure drängt mit seiner Hotelkette Campanile nach Polen. Das erste Haus soll am 8. November in Kattowitz eröffnet werden, weitere sind in Warschau, Krakau und Posen geplant. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2005 rund ein Dutzend Campanile-Hotels entstehen, das Investitionsvolumen beläuft sich auf knapp 60 Millionen Mark.

Die Amerikaner sind auf dem lukrativ erscheinenden polnischen Markt bereits präsent. In Breslau hat Ende September das erste Best-Western-Hotel seine Pforten geöffnet. Insgesamt will das US-Unternehmen in den kommenden fünf Jahren von seinem polnischen Partner Prima in den größeren Städten 30 Hotels bauen lassen und dabei knapp 550 Millionen Mark investieren.

Eine Filiale der Weltbank, die International Finance Corporation (IFC), setzt dagegen eher auf das Geschäft in der Provinz. Sie hat im März 21 Prozent Anteile an der Global Hotels Development Group Poland erworben, um den Bau von Hotels der Kette Holiday Inn in kleineren polnischen Orten zu finanzieren.

Pierre-A. Donnet

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