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Wirtschaft: Neuer Markt unter Aufsicht: Der Kunde kommt in der Bilanz nicht vor

Die aktuelle Situation am Neuen Markt zeigt: Die Fähigkeit, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, reicht für den Erfolg nicht aus. Unternehmen müssen ihre Strategie auch dem Umfeld und ihrem Potenzial dynamisch anpassen können.

Die aktuelle Situation am Neuen Markt zeigt: Die Fähigkeit, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, reicht für den Erfolg nicht aus. Unternehmen müssen ihre Strategie auch dem Umfeld und ihrem Potenzial dynamisch anpassen können. Durch ein angemessenes Risikomanagement werden neue Chancen und Risiken rechtzeitig erkannt - werden die vorhandenen Vermögenswerte eines Unternehmens optimal eingesetzt. Hier ist gerade den immateriellen Werten besondere Aufmerksamkeit zu widmen und der Frage, wie Unternehmen diese Werte schaffen, messen und aktiv managen können. Doch über immaterielle Werte gibt es derzeit keine oder nur sehr eingeschränkte Informationen in der Berichterstattung von Unternehmen. Wie aussagekräftig sind also Zahlen und Mitteilungen der Firmen am Neuen Markt?

In den letzten 60 Monaten haben weltweit neue Geschäftsmodelle und Organisationskonzepte zu einer bislang nicht gekannten Dynamik in der Entwicklung von Unternehmen und Märkten geführt. Der Erfolg von Unternehmen lässt sich an der Fähigkeit festmachen, aus den vorhandenen Vermögenswerten neue Wertschöpfung zu generieren. Aber Firmen werden häufig nicht danach gesteuert, was Wert schöpft. So spiegeln Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung nur unzureichend das Zusammenspiel von materiellen und immateriellen Vermögenswerten wider. Insbesondere immaterielle Werte werden im klassischen Rechnungswesen nicht als Wert, sondern als Werteverzehr betrachtet. Nach heutigen Bilanzierungsgrundsätzen erhält ein Investornur unvollständigen Einblick in diese Vermögenswerte, da in den Bilanzen nur traditionelle Werte zu erkennen sind.

Ein Beispiel: Viele Unternehmen scheuen noch heute die Kosten für einen intensiven Informationsaustausch zwischen Mitarbeitern und externen Wissensquellen. Für Unternehmen der Bio-Technologie ist so genanntes Knowledge-Management aber eine existenzielle Grundlage des Geschäfts. Die Kompetenz, Wissen zu erkennen, zu vermehren und umzusetzen, beeinflusst unmittelbar den Wert eines Unternehmens. Umgekehrt wurden viele Unternehmen der New Economy nur nach Wachstum und Kundenzahl bewertet, mit dem Ergebnis horrender und nicht wieder einbringbarer Kosten für den Aufbau von unprofitablen Start-up-Unternehmen.

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Der Schlüssel zur umfassenden Einschätzung von Unternehmen ist aus Sicht von Arthur Andersen ein Bündel von Prinzipien und Methoden zur Unternehmensführung und externen Berichterstattung. Dieses "Value Dynamics" genannte Konzept ist Ergebnis eines Forschungsprojekts, in das 10 000 börsennotierte US-Unternehmen einbezogen wurden. Unternehmen generieren demnach Wertschöpfung durch die geeignete Kombination von materiellen und immateriellen Vermögenswerten. So wie die DNS der Gene die biologischen Bausteine des Lebens sind, bestimmen alle Vermögenswerte als "wirtschaftliche DNS" von Firmen die Möglichkeit, sich den jeweiligen Umweltbedingungen optimal anzupassen. Als "wirtschaftliche DNS" werden im "Value Dynamics"-Konzept fünf Kategorien von Vermögenswerten unterschieden: zum einen physische und finanzielle Vermögenswerte, vergleichbar mit bisherigen Bilanz-Positionen

Gerade die Einbrüche am Neuen Markt haben gezeigt, dass das "Abfackeln" der ohnehin im Vergleich geringen Kapitalmittel kein Erfolgsrezept ist. Ebenso ist es falsch anzunehmen, alleine der Substanzerhalt von Werten der "Old Economy" sei der Weg zum Erfolg. Hinzukommen müssen immaterielle Werte wie Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten und - entscheidend - ein langfristig angelegtes Geschäftskonzept.

Das Vermögens-Portfolio eines Unternehmens bestimmt die strategische Positionierung und seine Erfolgsaussichten. Die Strategie erfolgreicher Unternehmen muss darauf abzielen, diese Werte aufzubauen und in sinnvoller Kombination zu ergänzen, um Wert für Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Investoren zu schaffen. Mit Blick auf die Berichterstattung wäre etwa an Angaben im Anhang zum Jahresabschluss zu denken, die Aufschluss über die Entwicklung der immateriellen Werte im Unternehmen geben. Ferner könnte der Lagebericht Angaben über die Wertveränderung und eine Prognose enthalten. Das traditionelle Rechenwerk würde so erheblich transparenter.

Im Auf und Ab der New Economy gilt es drei wesentliche Risiken zu managen

Umwelt-Risiken: Sie gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Geschäftsmodelle.

Prozess-Risiken: Sie gefährden die Umsetzbarkeit der Geschäftsmodelle.

Informations-Risiken: Sie gefährden die Zielrichtung von Entscheidungen.

Arthur Andersen interpretiert diese Risiken als Unsicherheit über Inhalt und Zusammenstellung des Vermögenswert-Portfolios, dessen Bestandteile ständig neu aufgebaut, werden müssen. Jedes Unternehmen muss die wertschöpfenden Vermögenswerte identifizieren und Risiken rechtzeitig erkennen. Dabei sind Prioritäten zu setzen.

Ulrich Wandschneider, Roland Korte

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