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Wirtschaft: Neuer Markt: US-Online-Broker macht Europas Börsen Konkurrenz

Der Konkurrenzkampf unter den europäischen Börsen verschärft sich. Nach Informationen des Handelsblatts steht die Übernahme der paneuropäischen Wachstumsbörse Easdaq durch die Nasdaq kurz bevor.

Der Konkurrenzkampf unter den europäischen Börsen verschärft sich. Nach Informationen des Handelsblatts steht die Übernahme der paneuropäischen Wachstumsbörse Easdaq durch die Nasdaq kurz bevor. Die US-Technologiebörse will offensichtlich die Mehrheit an der Brüsseler Börse übernehmen und danach als Nasdaq Europe auftreten. Damit sind ehemals geplante Kooperationen der Amerikaner mit der Deutschen Börse beziehungsweise der London Stock Exchange offenbar hinfällig. In diesem Zusammenhang sind auch die Europapläne der Knight Trading Group zu sehen. Der US-Börsenmakler ist mit knapp 20 Prozent größter Aktionär der Easdaq und zugleich größter Marktmacher an der Nasdaq.

Knight will nach den Worten von John Hewitt, President von Knight Securities, in Kürze die Kooperation mit 20 Banken und Direktbrokern in Europa bekannt geben. Ziel des Joint-Ventures unter dem Namen "Round Table" ist es, über ein elektronischen Handelssystem den gesamten Auftragsfluss bei Wertpapieren zu bündeln und über Knight abzuwickeln. Der Löwenanteil wird dabei künftig wohl an die Nasdaq Europe geleitet. Für die europäischen Partnerbanken entstünden bei der Auftragsabwicklung keine Kosten, erklärte Hewitt.

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Einer der größten Online-Broker des Konsortiums wird die italienische Bipop-Carire SpA sein. Die Bipop-Tochter Fineco hatte bereits im Dezember mitgeteilt, sich am "Round Table" von Knight beteiligen zu wollen. Zu der am Neuen Markt notierten Bipop gehört auch der deutsche Direktbroker Entrium, die ehemalige Quellebank.

Merrill Lynch und Lehman dabei

Weitere Partner sind nach den Worten von Hewitt die US-Investmenthäuser Merrill Lynch und Lehman Brothers. Außerdem wird sich die Hypo-Vereinsbank beteiligen. Ferner steigt die österreichische Tochter der Direkt Anlage Bank, die Brokerage-Tochter der Hypo-Vereinsbank, mit ein. In Deutschland kooperiert die Direkt Anlage Bank mit Goldman Sachs. Über die Handelsplattform "Prime Access" der US-Investmentbank bietet der Online-Broker Privatanlegern den elektronischen Zugang zu den wichtigsten Börsen in Europa und der US-Wachstumsbörse Nasdaq, der New York Stock Exchange sowie der American Stock Exchange. Beobachter sehen diese Initiative als einen der größten Konkurrenten von Knight in Europa an. Die führenden deutschen Online-Broker Consors und Comdirect werden sich, zumindest vorläufig, nicht beteiligen.

"Round Table" nach US-Vorbild

Das Modell für den europäischen "Round Table" soll dem amerikanischen Vorbild folgen: Wie in den USA beteiligen sich die Broker an der Tochtergesellschaft von Knight. Der US-Broker arbeitet bereits seit 1,5 Jahren daran, den europäischen "Round Table" zu formen. Der Vorstandschef von Knight Trading, Kenneth Pasternak, will sein Unternehmen innerhalb von drei Jahren zum größten Makler in Europa machen. Die Teilnehmerzahl von 20 Banken soll in den nächsten Monaten ausgebaut werden, betonte Hewitt. An dem "Round Table" hält Knight zunächst rund 80 Prozent. Hewitt rechnet mit 5000 bis 10 000 Transaktionen pro Tag. Mittelfristig geht er von 100 000 Transaktionen aus. Knight will in den nächsten Jahren mehr als 100 Millionen US-Dollar in die Plattform investieren.

Die Knight Trading Group wurde 1995 gegründet. Seit 1998 notiert Knight an der US-Technolgibörse Nasdaq. In den USA hat der Börsenmakler 60 Prozent seiner Anteile an Online-Brokern wie E-Trade und Ameritrade verkauft. Durch die enge Partnerschaft hat es Knight geschafft, die Aufträge dieser Broker zu bekommen. Knight ist nach eigenen Angaben derzeit mit insgesamt 81 Milliarden Wertpapieren pro Jahr der weltweit größte Market Maker. Besonders die stark wachsende Zahl der Privatanleger in den USA ist die Triebfeder des Geschäfts. Vor dem Internetboom wurde der Börsenhandel von den großen Investmentbanken dominiert. Mittlerweile stammen ein Drittel der gesamten Aktienorders in den USA von Privatanlegern.

wsj

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