zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Neuer Pleitenrekord bei Firmen erwartet

BERLIN (fbe).2,6 Millionen Haushalte in Deutschland sind überschuldet.

BERLIN (fbe).2,6 Millionen Haushalte in Deutschland sind überschuldet.Das sagte am Donnerstag Ulf Giebel, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen, in Berlin.Alle 18 Minuten mache in Deutschland ein Unternehmen pleite und jede halbe Sekunde werde ein 1000 DM-Schein nicht bezahlt.Jede Minute verliere jemand seinen Job, weil sein Unternehmen zahlungsunfähig sei.Jeder Familienvater arbeite im Jahr fast einen Monat nur für die Schulden anderer, sagte Giebel.Deshalb fordern die Inkassounternehmen und die Rechtspfleger ein Bündnis gegen Überschuldung.Politik, Justiz und Verbände seien gemeinsam gefordert, Wege aus der Schuldenfalle zu weisen.

Zwar ermögliche die von Januar an geltende Insolvenzordnung eine Restschuldbefreiung für Verbraucher.Das heißt, daß ein Schuldner, der seine Kredite nicht mehr bedienen kann, nach sieben Jahren unter bestimmten Voraussetzungen von seinen Schulden befreit werden kann.Bisher hafteten die Schuldner 30 Jahre lang mit nahezu ihrem gesamten Vermögen.Doch in der Praxis bestünden noch erhebliche Hürden.Deshalb sollten mehr außergerichtliche Einigungen angestrebt werden.Für den erwarteten Ansturm seien die Schuldnerberatungsstellen und die Justiz nicht gerüstet.Nach Angaben von Wolfgang Lämmer, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Rechtspfleger, werden von Januar an bis zu 3,2 Millionen Personen die Gerichte bestürmen, denn erstmals werde durch das Verbraucherinsolvenzverfahren Privatpersonen nach dem Scheitern einer außergerichtlichen Einigung ein Neuanfang ermöglicht.

Das Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner habe sich weiter verschlechtert.Für 1998 rechne man erneut mit einem Negativrekord von etwa 29 000 Firmenpleiten.Besonders betroffen seien die Baubranche und das Baunebengewerbe.Aber auch im Gastgewerbe, im Handwerk sowie im Einzelhandel werden überdurchschnittlich viele Konkurse angemeldet.Die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand werde inzwischen von jedem zehnten Unternehmen als Problemfall bezeichnet.

Als Hauptgründe für die Insolvenzen nannte Giebel Managementfehler und mangelnde Eigenkapitalausstattung.Das Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner hat sich trotz des leichten Konjunkturaufschwungs verschlechtert.Das ergab die Herbstumfrage des Verbandes.Insbesondere in Ostdeutschland sei die Zahlungsmoral weiter gesunken.Nach Berechnungen der Inkassounternehmen seien in Deutschland allein im vergangenen Jahr etwa 550 000 Arbeitsplätze durch Firmeninsolvenzen verlorengegangen.Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden dürfte für 1998 etwa bei 60 bis 70 Mrd.DM liegen.

Die Deutschen stünden allein durch Konsumentenkredite mit etwa 440 Mrd.DM in der Kreide.1970 waren es noch 30 Mrd.DM.Hinzu kämen Immobilienkredite von schätzungsweise 1,5 Billionen DM.Autos und sogar Statussymbole wie Handys werden über Kredite gekauft.Gerti Hönings, Pressesprecherin des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen, begründete die zunehmenden Konkurse mit der steigenden Zahl der Arbeitslosen.Auch hier wirke sich die verkommene Zahlungsmoral der Schuldner negativ aus.Viele säumige Schuldner beglichen die Forderungen bewußt nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false