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Wirtschaft: Neuer Streit um Zukunft von Airbus

Paris will Doppelspitze bei EADS abschaffen

Berlin - Der Streit um die Sanierung des Flugzeugbauers Airbus droht zu eskalieren. Die französische Regierung erwägt offenbar, die deutsch-französische Doppelspitze des Airbus-Mutterkonzerns EADS abschaffen. Angesichts der Struktur mit zwei Co-Präsidenten und zwei Co-Chefs müsse ernsthaft diskutiert werden, ob man nicht mit je einem Posten auskomme, sagte Wirtschaftsminister Thierry Breton am Montagabend. Premierminister Dominique de Villepin erklärte, die Führung von Airbus müsse vereinfacht werden, um die künftigen industriellen Herausforderungen effizienter lösen zu können.

Derzeit wird EADS vom Deutschen Thomas Enders und seinem französischen Kollegen Louis Gallois geleitet. Beide würden die Aufgabe lieber alleine übernehmen. Der Streit zwischen der deutschen und der französischen Seite hat bereits zur Verzögerung des Sanierungsprogramms „Power 8“ geführt.

Villepin bekräftigte die Bereitschaft seiner Regierung zu einer Kapitalerhöhung bei EADS. Man würde sich zusammen mit den anderen EADS-Aktionären daran beteiligen, wenn das Unternehmen dies für notwendig halte. Eine Aufstockung des französischen Anteils am Luftfahrt- und Rüstungskonzern könnte das deutsch- französische Gleichgewicht beenden. Paris ist mit 15 Prozent an der Airbus-Mutter beteiligt, der französische Mischkonzern Lagardère hält weitere 7,5 Prozent. Auf deutscher Seite stehen dem Daimler- Chrysler mit 15 Prozent sowie ein Konsortium unter Beteiligung mehrerer Bundesländer mit insgesamt 7,5 Prozent gegenüber. EADS braucht frisches Geld, um Zukunftsprojekte wie den neuen Langstreckenjet A 350 zu finanzieren.

Auch die Präsidentschaftskandidatin der französischen Sozialisten, Ségolène Royal, sprach sich für eine Kapitalerhöung und eine stärkere Beteiligung Frankreichs an EADS aus. Den Regionen solle ein Einstieg nach dem Vorbild der deutschen Länder ermöglicht werden. Royal will heute bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin auch für einen vorübergehenden Stopp von „Power 8“ werben.

Die französische Gewerkschaft Force Ouvrière (FO) drohte mit einer Blockade der Airbus-Werke, sollte die Produktion des Verkaufsschlagers A 320 von Toulouse nach Hamburg verlagert werden. Dies hatte Konzernchef Gallois angekündigt. Derzeit ist die Fertigung der A-320- Familie auf beide Länder verteilt. Die norddeutsche IG Metall kritisierte die Äußerungen. „Wir haben vor wenigen Tagen in Brüssel vereinbart, europaweit mit einer Stimme zu sprechen. Davon gehen wir weiter aus“, sagte Gewerkschaftssprecher Heino Bade dem Tagesspiegel. „Daran ändert auch eine kleine Gewerkschaft aus Frankreich nichts, die sehr arbeitgebernah ist und ihr eigenes Süppchen kocht.“ In den vom Sparplan besonders betroffenen deutschen Werken Varel, Nordenham und Laupheim wurde am Montag wieder gearbeitet. Bade nannte Aussagen Gallois’ „unglaublich“, auch das niedersächsische Werk Nordenham könnte verkauft werden. „Kaum wurde ,Power 8‘ vorgestellt, gibt es neue Spekulationen.“ Die Informationspolitik des Managements sei katastrophal.

Juliane Schäuble

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