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Die Uhr tickt. Bundesbank-Vorstand Thiele appelliert an Unternehmen und Vereine, sich rechtzeitig auf die Umstellung auf Sepa-Lastschriften einzustellen.

© picture alliance / dpa

Neues Lastschriftverfahren: Werben für die Ungeliebte

Der Mittelstand freundet sich nur zögerlich mit dem Lastschriftverfahren Sepa an. Deshalb schlägt die Bundesbank Alarm: Bislang haben sich zu wenig Unternehmen und Vereine um die Vorbereitung auf den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum gekümmert, sagt Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Der 1. Februar 2014 ist ein Datum, das sich Versandhändler, Versorger, Unternehmen, Vermieter oder Vereine im Kalender rot anstreichen sollten. In acht Monaten gilt in der EU und weiteren Ländern wie der Schweiz und Liechtenstein für Überweisungen und Lastschriften das sogenannte Sepa-Verfahren. Und dann brauchen all jene, die regelmäßig Geld von den Konten der Kunden abbuchen, für ihre Lastschriftverfahren künftig eine sogenannte Gläubiger-Identifikationsnummer. Sie kann elektronisch bei der Bundesbank beantragt werden. Weil bislang nur relativ wenige Betroffene eine solche Nummer beantragt haben, schlägt die deutsche Zentralbank jetzt Alarm.

Bisher hat die Bundesbank nach den Angaben von deren Vorstand Carl-Ludwig Thiele erst rund 395 000 Gläubiger-Identifikationsnummern vergeben. „Dies ist angesichts der 3,6 Millionen Unternehmen und rund 500 000 Vereine in Deutschland, die ab dem 1. Februar 2014 ausschließlich Sepa-Lastschriften bei ihren Banken und Sparkassen einreichen dürfen, noch viel zu wenig“, sagte Thiele dem Tagesspiegel.

Für Verbraucher ändert sich mit „Sepa“ – also dem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – relativ wenig. Sie müssen sich vor allem an die neue Kontonummer Iban mit 22 Stellen gewöhnen, bestehend aus der Länderkennung, einer individuellen Prüfziffer sowie der bekannten Bankleitzahl und der Kontonummer. Für diejenigen, die Geld per Lastschrift einziehen, bedeutet Sepa allerdings eine nicht zu unterschätzende Umstellung. So benötigen Lastschriften künftig eine physikalische Unterschrift, was vor allem für den Onlinehandel eine Herausforderung darstellt.

Auch wenn Überweisungen und Lastschriften nach der Sepa-Methode in Deutschland schon seit längerem möglich sind, freunden sich deutsche Mittelständler offenbar nur sehr zögerlich mit dem neuen Verfahren an. Aus dem geringen Echo bei der Vergabe der Gläubiger-Identifikationsnummern lasse sich ablesen, dass Sepa-Lastschriften „in Deutschland derzeit so gut wie gar nicht genutzt“ werden, sagte Thiele. Nach Angaben der Bundesbank lag deren Anteil an sämtlichen Lastschrift-Transaktionen im ersten Quartal dieses Jahres immer noch ganz deutlich unter einem Prozent. Seit März 2012 gibt es allerdings eine gesetzliche Regelung, bis Februar 2014 auf Sepa umzustellen. Daher könne er „nur an alle Unternehmen und Vereine appellieren, umgehend mit der Umstellung auf Sepa zu beginnen“, sagte Thiele.

Nach den Worten des Bundesbank-Vorstandes werde der mit der Sepa-Einführung verbundene Aufwand – insbesondere bei großen Unternehmen – oft unterschätzt. „Je eher sie mit der Sepa-Umstellung beginnen, desto besser sind die Möglichkeiten, frühzeitig Fehlerquellen zu identifizieren und rechtzeitig zu bereinigen“, sagte Thiele.

Die schleppende Einführung der Sepa-Lastschriften hat inzwischen auch die EU-Finanzminister auf den Plan gerufen. In den meisten EU-Mitgliedstaaten sei die Einführung des einheitlichen europäischen Zahlungssystems „weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein“, beklagten die Ressortchefs zu Beginn der Woche in Brüssel. Die EU-Finanzminister kamen zu dem Schluss, dass sich vor allem Mittelständler, kleinere Verwaltungen und Behörden auf Gemeindeebene bislang zu wenig mit der neuen Zahlungsmethode befasst hätten. Offenbar planten zahlreiche Lastschriftengläubiger, ihre bewährten Verfahren erst auf den letzten Drücker aufzugeben, erklärten die Finanzminister. Allerdings gaben sie gleich auch die Warnung mit, dass eine späte Sepa-Einführung auch zu Zahlungsausfällen führen könnte.

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