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Klaus Wowereit kann das Publikum bei Neujahrsempfang von IHK und Handwerkskammer begeistern.

© dpa

Neujahrsempfang der Berliner Kammern: Applaus für Wowereit

Beim Neujahrsempfang der Berliner IHK und Handwerkskammer ist zwar auch der BER das bestimmende Thema, aber Klaus Wowereit kann das Publikum dennoch für sich einnehmen - mit einer alten Strategie.

Die ersten sechs Mal hatte er gefehlt, aber jetzt kam er schon zum dritten Mal in Folge: Klaus Wowereit hat sich am Freitagabend beim Neujahrsempfang der Kammern die Ehre gegeben, ist der Debatte um das BER-Debakel nicht ausgewichen. Aber wie hätte es auch anders sein sollen, nachdem er sich tags zuvor im Abgeordnetenhaus als einer derjenigen gepriesen hatte, „die nicht weglaufen und sich der Verantwortung stellen“. Natürlich ist bei dem Stelldichein von rund 1800 Menschen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur im Erhard-Haus BER das beherrschende Thema. Wirtschaftliche Interessen sind berührt, vor allem aber bestimmt Fassungslosigkeit den Smalltalk – Häme dagegen nicht. Selbst einer wie Friedbert Pflüger, als CDU-Spitzenkandidat bei der Berlin-Wahl 2006 krachend gegen Klaus Wowereit gescheitert, lässt sich kein kleines bisschen Schadenfreude anmerken.

Und so kann Wowereit tatsächlich das Publikum für sich einnehmen. Zwölf Minuten spricht er, immer wieder gibt es Applaus. Er nimmt eine rhetorische Figur auf, die er schon nach der letzten Verschiebung des BER-Eröffnungstermins gebraucht hatte: „Wenn sich Leute darüber freuen, dass etwas misslingt, das ist ein ganz schlimmer Charakterzug“, hatte er im Sommer vor Wirtschaftsleuten gesagt. Jetzt sagte er mit Blick auf abfällige Witze und Sprüche im Rest der Republik: „Wir sollten uns nicht darüber freuen, wenn man so über Berlin herzieht.“ Be Berlin – Wowereit nimmt das offenbar wörtlich, er ist Berlin geworden, und Berlin steht eisern gegen den Rest der Welt.

„Kein Ruhmesblatt“ sei das alles, aber: „Es hilft auch nicht mehr weiter, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben.“ Ein positives Bild zeichnet er von der Berliner Konjunktur, die im alten Jahr wieder besser lief als der Bundesdurchschnitt. „Die Wirtschaft dieser Stadt war sehr erfolgreich, das war nicht immer so.“ Eine Trendwende sei das, ein Riesenerfolg, der sich auch in den Steuereinnahmen niederschlage. „Insgesamt ist diese Stadt so attraktiv wie lange nicht mehr.“

Und so ist die Stimmung bestens. Der Senat ist fast komplett vertreten, die Wirtschaft sowieso. IHK-Präsident Eric Schweitzer zeigt sich nach dem Urlaub tiefenentspannt. Wie Wowereit rühmt er Berlin als Gründerhauptstadt, wie sein Ko-Gastgeber Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer, geht er nur am Rande auf BER ein. Pünktlich hatte die IHK ihren Mitgliedern eine gute Nachricht beschert: Die Beiträge sinken erneut, im Schnitt um 20 Prozent, was 20 Millionen Euro pro Jahr ausmachen soll. Das lässt sich feiern.

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