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Neujahrsempfang der Deutschen Börse: Fusion mit London ist weit fortgeschritten

Trotz Brexit-Verhandlungen will Börsen-Chef Kengeter den Zusammenschluss mit der Londoner Börse bald unter Dach und Fach haben.

Deutsche Börse-Chef Carsten Kengeter will die geplante Fusion der Deutsche Börse mit der Londoner Börse (LSE) „so bald wie möglich“ und gegen alle Widerstände - vor allem im Blick auf den geplanten Sitz der Obergesellschaft in London - unter Dach und Fach bringen. „Dieses Fusionsvorhaben ist inzwischen weit fortgeschritten“, sagte Kengeter am Montagabend bei der Jahreseröffnung der Deutschen Börse am Firmensitz in Eschborn bei Frankfurt. Die Fusion sei der Katalysator für Wachstum in Frankfurt. „Wir wollen den Standort stärken und wir werden ihn stärken“.

Die Deutsche Börse tue alles, um auch die Vorgaben der Regulatoren und Aufseher zu erfüllen. Derzeit prüft die EU-Kommission die Fusion, danach wird sich der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) als Verantwortlicher für die Aufsicht der Frankfurter Börse mit dem Vorhaben befassen. Erste Entscheidungen aus Brüssel werden Ende Februar erwartet. Sowohl Al-Wazir  als auch führende Vertreter am Finanzplatz pochen auf einen Sitz der Obergesellschaft in Frankfurt und lehnen London ab.

Investitionen hängen von der Fusion ab

Kengeter stellte am Montagabend indirekt klar, dass weitere Investitionen der Deutschen Börse in Frankfurt von der Fusion abhängen. Man habe in den vergangenen Jahren jeweils einen deutlichen dreistelligen Millionenbetrag in Frankfurt investiert und gerade 2016 hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen. „Diese Anstrengungen werden wir fortsetzen. Das können wir aber nur dann, wenn wir eine in Zukunft eine Führungsposition im globalen Wettbewerb einnehmen“.

Kengeter zufolge wird die Deutsche Börse aber zurückfallen, wenn die Fusion mit London nicht zustande kommt. Mit dem Zusammenschluss könnten Deutsche und Briten auch in Zukunft die wirtschaftliche Kooperation weiter ausbauen. „Eine Brücke zwischen den beiden Finanzzentren Frankfurt und London wäre eine stabile Verbindung zwischen beiden Partnern.“ Dann würden beide im globalen Wettbewerb auch künftig eine führende Rolle spielen. Ähnlich äußerte sich beim Neujahresempfang Aufsichtsratschef Joachim Faber.

Börse 4.0

Unterstützung für das Fusionsvorhaben signalisierte am Montagabend Larry Fink, der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock. Die Deutsche Börse habe mit dem geplanten Zusammenschluss einen wichtigen Schritt zu „gesünderen“ Kapitalmärkten vollzogen. „Der Brexit bedeutet, dass engere Verbindungen mit London noch wichtiger sind als in der Vergangenheit.“ Skeptiker der Fusion müssten sehen, dass die Notwendigkeit für stärkere Kapitalmärkte in Europa groß sei. Zugleich könne die Allianz zwischen Frankfurt und London den Zugang zu den Kapitalmärkten verbessern und damit den Wettbewerb stärken.

Neben der geplanten Fusion will Kengeter unter dem Stichwort Börse 4.0 die Digitalisierung der Wertpapiergeschäfte vorantreiben. „Heute stehen wir von einer Disruption: Big Data, Smart Data, Machine Learning, Artificial Intelligence, Cloud und Blockchain weisen den Weg zur Börse 4.0“. Die Deutsche Börse wolle hier als Pionier agieren. Dabei soll offensichtlich auch die Fusion mit London diese Rolle stärken.„In fünf Jahren wird die Börsenwelt völlig anders aussehen“, ist Kengeter überzeugt. “Sie wird digital sein, datengetrieben, und auf dieser Basis neue Dienstleistungen anbieten“. Allein die Blockchain-Technologie werde zu einem wahren Quantensprung für die Börsenindustrie führen.

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