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Wirtschaft: Neun Monate nach seinem Start werden die Zugangsvoraussetzungen für das Börsensegment Smax noch einmal verschärft

Schuld ist eigentlich der Neue Markt. Seit das Wachstumssegment an der Frankfurter Börse alle Rekorde in puncto Kursentwicklung, Teilnehmerzahl und Anlegerinteresse bricht, geraten die kleineren Werte aus Traditionsbranchen mehr und mehr in Zugzwang.

Schuld ist eigentlich der Neue Markt. Seit das Wachstumssegment an der Frankfurter Börse alle Rekorde in puncto Kursentwicklung, Teilnehmerzahl und Anlegerinteresse bricht, geraten die kleineren Werte aus Traditionsbranchen mehr und mehr in Zugzwang. Im April 1999 hat die Deutsche Börse AG deshalb mit dem Smax ein neues Marktsegment eröffnet, das die Aktien abseits von Dax, MDax und Neuem Markt aus ihrem Schattendasein befreien soll.

Schon vor dem Siegeszug der Wachstumstitel waren die so genannten Small Caps an deutschen Börsen nicht gerade begehrt. Während die dreißig Dax-Titel und ausgesuchte MDax-Titel rege gehandelt wurden, kamen die Werte aus der "dritten" Reihe nur auf einen Anteil von rund zwei Prozent am Gesamtumsatz. Eine Trendwende war nicht in Sicht, denn der enge Markt schreckte potenzielle Investoren davon ab, im großen Stil zu ordern. Folge: Die Liquidität blieb gering. Viele Small Caps sind im Vergleich zu Branchenkollegen im Dax und MDax unterbewertet. Einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind die Regel.

Um den Handel in Schwung zu bringen, übernahm die Börsenverwaltung ihr Erfolgskonzept vom Neuen Markt. Sie rief den Smax ins Leben. Unternehmen, die dort mitmischen wollen, müssen anspruchsvolle Transparenz- und Liquiditätsanforderungen erfüllen, die zum Teil strenger sind als bei Dax-Werten. Dazu gehört etwa die Veröffentlichung des Anteilsbesitzes am eigenen Unternehmen von Vorstand und Aufsichtsrat ebenso wie die Verpflichtung, Quartalsberichte zu erstellen - und zwar in deutscher und in englischer Sprache.

Zum 1. Januar diesen Jahres wurde außerdem das Regelwerk noch einmal verschärft. Quartals- oder Schlussberichte, die das Jahr 2002 betreffen, müssen nach internationalen Bilanzierungsregeln aufgestellt werden. Zudem müssen ab 2002 auch Ad-hoc-Mitteilungen in englischer Sprache verfasst werden und bei Neuemissionen gilt für die Altaktionäre eine sechsmonatige Frist, während der sie ihre Anteile nicht verkaufen können. "Wir haben damit das Regelwerk an die gestiegenen Anforderungen des europäischen Kapitalmarktes angepasst", begründet ein Sprecher der Deutsche Börse AG den Schritt. Bereits seit dem Start haben neben deutschen auch ausländische Titel die Möglichkeit, beim Smax mitzumachen. Bislang allerdings wird davon kaum Gebrauch gemacht.

Die Wertentwicklung des Segments wird durch zwei Indizes gemessen. Der Smax All-Share-Index umfasst alle im Smax enthaltenen Aktien. Der S-Dax dagegen enthält nur die 100 größten deutschen Werte aus dem Smax, die ebenso wie bei den großen Dax-Brüdern, nach den Kriterien Börsenumsatz und Marktkapitalisierung zusammengestellt werden. Trotz der strengen Teilnahmevoraussetzungen billigen die Anleger den Smax-Werten bislang noch keinen Aufschlag zu. Die Gesamtentwicklung blieb hinter Dax und MDax zurück - vom Nemax ganz zu schweigen.

Doch bei den Emittenten findet die Idee regen Anklang. Zum Start waren rund 100 Unternehmen dabei. Mittlerweile sind über 120 Gesellschaften im Smax vertreten. Ob es aber bei dieser Zahl bleibt, ist fraglich. Erst in der Praxis zeigt sich, wie schwer es ist, die Qualitätsanforderungen einzuhalten . Einige haben bereits den Rückzug angetreten - etwa der Spezialist für Sicherheitstechnik Eff-Eff Fritz Fuß. Gut möglich, dass es nach Inkrafttreten der neuen Anforderungen weitere Nachahmer geben wird. Den Anlegern kann das am Ende nur recht sein. Schließlich wird der Smax mit einiger Zeitverzögerung das, was er von Anfang an sein sollte: ein Qualitätssiegel.

Thomas Luther

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