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Wirtschaft: New Economy: Platzverweis am Neuen Markt

Dem Neuen Markt droht ein Rückzugsgefecht. Ein halbes Dutzend Unternehmen spielt offenbar mit dem Gedanken, den Börsenplatz zu verlassen, um sich in einem anderen Marktsegment notieren zu lassen.

Dem Neuen Markt droht ein Rückzugsgefecht. Ein halbes Dutzend Unternehmen spielt offenbar mit dem Gedanken, den Börsenplatz zu verlassen, um sich in einem anderen Marktsegment notieren zu lassen. Der Grund: Der Ruf der "Wachstumsbörse" ist nach den jüngsten Abstürzen endgültig ruiniert. Die Öffentlichkeit verbindet mit dem einst gefeierten Marktplatz nur noch Zockerei und Anlegerbetrug. So überzogen das pauschale Urteil sein mag: Solide Unternehmer wollen inzwischen nicht mehr damit in Verbindung gebracht werden. Den anderen, etwas weniger solventen Marktteilnehmern droht der zwangsweise Rückzug. Die Börse will Penny-Stocks - Aktien unterhalb Schwelle von einem Euro - nach Ablauf einer Galgenfrist vom Kurszettel streichen.

Mit dem Rausschmiss nach Nasdaq-Vorbild reagiert der Betreiber des Neuen Marktes reichlich spät auf eine Entwicklung, die schon lange voraussehbar war. Nach Kursverlusten von bis zu 98 Prozent war klar, was mit den Billig-Aktien passieren würde. Sie wurden in den Händen der Day-Trader - darunter übrigens auch der ein oder andere Fonds-Manager - zerrieben. Aktiensparer konnten angesichts der drastischen Kursbewegungen nur staunend (oder finanziell ruiniert) zuschauen. Dabei handelt es sich inzwischen nicht mehr um eine statistische Randerscheinung. Von den 343 am Neuen Markt gelisteten Unternehmen kosten gut zwei Dutzend weniger als ein Euro. 150 Firmen bewegen sich bereits an der Fünf-Euro-Grenze. Die Börse tut gut daran, künftigen Kurs-Manipulationen vorzubeugen - nicht zuletzt um das international gefährdete Image des Neuen Marktes zu retten. Im Interesse der Anleger liegt der geordnete Rückzug - ob freiwillig oder erzwungen - allemal.

Hernik Mortsiefer

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