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Wirtschaft: Nicht eben eine Zierde der Landschaft

Anhörung in Bonn über Windkraftwerke und WassermühlenTOM WEINGÄRTNER - BONN. Der Zwist spaltet die Wirtschaft ebenso wie die Parteien und die Bundesregierung.

Anhörung in Bonn über Windkraftwerke und WassermühlenTOM WEINGÄRTNER

- BONN. Der Zwist spaltet die Wirtschaft ebenso wie die Parteien und die Bundesregierung.Gegen den Plan von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, die gesetzlich festgelegte Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien schrittweise zu senken machen nicht nur Grüne und Sozialdemokraten sondern auch Teile des Regierungslagers mobil ­ an ihrer Spitze Umweltministerin Angela Merkel.Verstärkung bekamen die Freunde des Ökostroms am Montag in einer Anhörung des Bundestages von einem breiten Verbändespektrum.Daß dazu die Betreiber von Windkraftwerken und Wassermühlen gehören, ist nicht verwunderlich.Für die Subventionen zulasten der Stromwirtschaft machen sich aber auch der Bauernverband und der mächtige Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau(VDMA) stark.Die Maschinenbauer haben inzwischen festgestellt, daß der Bau von Windkrafträdern ein gutes Geschäft ist.Die 15 bis 17 Pfennige, die die Eletrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) nach dem Stromeinspeisegesetz für Leistung aus Wind und Wasser, Biogas oder Sonnenkollektoren bezahlen müssen, heizt die Nachfrage nach den entsprechenden Anlagen mächtig an.Die Maschinenbauer haben deshalb ihr Herz für die Umwelt entdeckt und machen jene recht komplizierten Rechnungen auf, nach denen besonders der Strom aus Kohle und Öl erhebliche gesamtwirtschaftliche Kosten verursacht.Danach kostet eine Kilowattstunde aus einem Kohlekraftwerk mindestens 15 Pfennig und wird in den nächsten Jahren noch teurer.Dabei seien die negativen Folgen für das Klima noch nicht einmal berücksichtigt. Die gegenteilige Rechnung machen die EVU auf, die deutlich weniger als 10 Pfennig pro Kilowattstunde aus erneuerbaren Energien zahlen wollen.Sie verweisen darauf, daß Windräder und Sonnenkollektoren kein einziges konventionelles Kraftwerk überflüssig machen.Schließlich müsse die Versorgung auch bei Windstille und bei Nacht gewährleistet sein.Sie wollen nur das bezahlen, was sie an Brennstoffkosten durch die Einspeisung tatsächlich einsparen. Für die Versorgungsunternehmen ist das Gesetz vor allem ein Wettbewerbsproblem.Denn besonders belastet sind die EVU an der Küste, wo sich viele Windräder drehen.Deshalb wird der Vorstoß des Wirtschaftsministers auch von den Küstenländern mitgetragen.Ihre Landesregierungen fürchten, daß sich die hohen Strompreise zu einem echten Standortnachteil für die Region entwickeln.Hinzu kommt, daß der Ausbau der Windenergie vor Ort oft wenig Begeisterung hervorruft.Auch die Umweltschützer stehen inzwischen nicht mehr einhellig hinter den Windrädern, die nicht gerade eine Zierde für die Landschaft sind.Insofern würde der Ausbau der Windenergie von derzeit 1800 auf 10 000 Megawatt installierte Leistung, die der VDMA anstrebt, auch dann auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen, wenn die Förderung beibehalten würde.Die Maschinenbauer gehen davon aus, daß die Windkraft dann gut vier Prozent des Stromverbrauchs decken könnte.Die Elektrizitätswirtschaft könnte damit ihren Beitrag zur Reduzierung des CO 2-Ausstoßes fast vollständig erbringen, sagt Wolfgang von Geldern vom Wirtschaftsverband Windkraftwerke.Diese Rechnung, so die Stromwirtschaft, sei jedoch mit vielen Unbekannten versehen.Die EVU fürchten, daß dann auch die Einspeisevergütung angehoben wird.Walter Hirche, Staatssekretär im Umweltministerium, scheint diese Befürchtung zu bestätigen.Mit einem massiven Ausbau der Windkraft ließe sich seiner Ansicht nach im Jahr 2010 der Ausstoß von 1,1 Mill.Tonnen CO 2 vermeiden.Die Windkraft sei deshalb "unverzichtbar", um das Klimaschutzziel zu erreichen.

TOM WEINGÄRTNER

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