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Wirtschaft: Niederlande lassenden Transrapid warten

Die Regierung will erst in zwei bis drei Jahren entscheidenBERLIN (chi).Die Hoffnung, daß der Transrapid nicht nur von Berlin nach Hamburg, sondern gleich weiter nach Amsterdam schweben könnte, wird sich für die Betreiber nicht so rasch erfüllen.

Die Regierung will erst in zwei bis drei Jahren entscheiden BERLIN (chi).Die Hoffnung, daß der Transrapid nicht nur von Berlin nach Hamburg, sondern gleich weiter nach Amsterdam schweben könnte, wird sich für die Betreiber nicht so rasch erfüllen.Im Gespräch mit dem Tagesspiegel machte die Verkehrsministerin der Niederlande, Annemarie Jorritsma-Lebbink, deutlich, daß ein Grundsatzbeschluß über den Ausbau der Strecke Amsterdam-Groningen-Bremen-Hamburg erst "in zwei bis drei Jahren" fallen werde.Sie selbst verfolge die Diskussion in Deutschland zwar "mit großem Interesse".Schließlich sei der Magnetzug eine neue Technik, "und wir werden neue Techniken brauchen, um die Verkehrsprobleme zu bewältigen".Allerdings gebe es in den Niederlanden erheblichen Widerstand gegen die "Stelzenbahn", die im flachen Land weithin sichtbar wäre.Bedenken gebe es aber auch aus einem anderen, wirtschaftlichen Grund: Für die Niederlande, oft "Verteilernation Europas" genannt, gehe es vor allem darum, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, und dafür ist der Transrapid ­ bislang zumindest ­ wenig geeignet.Eine Chance hat er dennoch: als Zubringer für den an der Kapazitätsgrenze operierenden Flughafen Schiphol."Je mehr wir den innereuropäischen Verkehr von der Luft auf die Schiene verlagern, desto besser", sagte Jorritsma-Lebbink. Amüsiert zeigte sich die Politikerin, die zur Konferenz der europäischen Verkehrsminister nach Berlin kam, daß nun ausgerechnet in Deutschland die Erhöhung der Mineralölsteuer offenbar ansteht.Doch unabhängig von dem Grundsatzstreit zwischen Deutschland und den Niederlanden über Mineralölsteuer oder Eurovignette, sagte sie, hätten die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, daß beide Instrumente wenig geeignet seien, mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.Solange die Bahn im grenzüberschreitenden Gütertransport nicht über eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Kilometern in der Stunde hinauskomme, könne sie den Wettbewerb gegen den Lkw nicht gewinnen.Noch bis zum Sommer will die Ministerin, die derzeit auch Ratsvorsitzende der EU-Verkehrsminister ist, das erste Pilotprojekt der EU für einen europäischen "Güter-Freeway" auf die Schiene bringen: die Verbindung Hamburg/Bremen/Rotterdam nach Mailand/Genua/Triest mit einer durchschnittlichen Transportzeit von 18 Stunden. Die neue Begeisterung der Niederländer für die Schiene ­ für umgerechnet knapp 8 Mrd.DM wird derzeit die "Betuwelijn", eine reine Gütertrasse von Rotterdam ins Ruhrgebiet, gebaut, und die Verbindung Amsterdam-Brüssel wird zur Hochgeschwindigkeitstrecke umgerüstet ­ bezeichnet Jorritsma-Lebbink nicht als "Kehrtwende", sondern als "Ergänzung".Für das Land mit dem größten Hafen Europas, der größten Binnenschifflotte und einem Anteil von 27 Prozent am EU-Güterverkehr sei es von großer wirtschaftlicher Bedeutung, daß der Güterverkehr in Europa nicht zusammenbricht ­ "und dazu brauchen wir die Bahn".Die weitere Erhöhung der Mineralölsteuer aber hält sie unverändert "für ein wichtiges Steuerungsinstrument" ­ weniger für den Gütertransport, als für den Individualverkehr."Wenn die Leute viel für das Auto zahlen müssen, steigen sie auf den öffentlichen Nahverkehr um".

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