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Wirtschaft: Niederlande wollen mehr Spitzen-Frauen

Anteil von 25 Prozent in Chefpositionen angestrebt

Berlin - Die Niederlande wollen bis 2011, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, einen Frauenanteil von 25 Prozent in den Führungspositionen des öffentlichen Dienstes, der Wirtschaft und des Non-Profit-Sektors durchsetzen. Dazu wurde am Freitag die „Charta Talente an die Spitze“ von 41 Organisationen, großen Firmen und im Namen des Königreiches von Innenministerin Guusje ter Horst unterzeichnet. Mit der Unterschrift verpflichten sich alle Beteiligten, Frauen den Weg an die Spitze zu ermöglichen. Die Niederlande leiden unter der wachsenden Vergreisung und dem Mangel an Fachkräften.

Wenn 30 Prozent einer bestimmten Minderheit vertreten sind, so wird diese nicht mehr als etwas Besonderes angesehen, haben internationale Studien ergeben. Beispielsweise werden in einer Gruppe von zehn Personen drei Frauen eben nicht mehr als Minderheit wahrgenommen. In den Toppositionen der Wirtschaft sind nach Angaben von Wirtschaftsstaatssekretär Frank Heemskerk nur sieben Prozent Frauen vertreten. „Organisationen mit mehr Frauen an der Spitze funktionieren einfach besser. Bei uns schließen inzwischen mehr Frauen als Männer ein Studium ab.“ Daher sei es nur konsequent, dass dieses innovative Potenzial auch für die Führung in Wirtschaft und Verwaltung genutzt werden soll.

Die Realisierung der „Charta Talente an die Spitze“ geschieht auf freiwilliger Basis. In einem halben Jahr müssen die 41 Unterzeichner ihre Zielstellung und Maßnahmen offenlegen und dann jährlich einer noch zu benennenden Kommission ihre Ergebnisse berichten. Heemskerk hofft, dass sich die Anzahl der Unterzeichner jährlich verdoppeln wird. Unterzeichnet haben jetzt unter anderem IBM, ING, KPMG, Randstad, Delta Lloyd, Fortis Bank Nederland und die niederländischen Eisenbahnen. Wer seine gesetzten Ziele wiederholt nicht erreicht, wird öffentlich aus der Charta gestrichen.

Die Initiative zu dieser Vereinbarung haben die niederländische Arbeitgeberorganisation, der niederländische Gewerkschaftsbund, der Sozialwirtschaftliche Rat der Niederlande, Vertreter der Betriebe sowie die Ministerien für Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft ergriffen.

Seit Jahresanfang sind in Norwegen per Gesetz 40 Prozent der Aufsichtsräte der Aktiengesellschaften mit Frauen zu besetzen. 19 Prozent der Firmen werden von Frauen geführt. In Deutschland beträgt der Frauenanteil in Führungspositionen der Wirtschaft acht Prozent, und in den obersten Bundesbehörden sind es 15 Prozent. Rolf Brockschmidt

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