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Wirtschaft: Nobelpreis: Wirtschafts-Preis geht an drei Forscher aus den USA

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an die US-Forscher George A. Akerlof, A.

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an die US-Forscher George A. Akerlof, A. Michael Spence und Joseph E. Stiglitz. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften, die die Preisträger auswählt, am Mittwoch in Stockholm bekannt. Die Ökonomen werden für ihre Arbeiten über Märkte mit asymmetrischer, also ungleich verteilter Information ausgezeichnet.

Ungleich verteilt sind Informationen über Produkte oder Dienstleistungen etwa dann, wenn entweder der Käufer oder der Verkäufer mehr weiß als die jeweilige Gegenseite. "Kreditnehmer wissen mehr über ihre Rückzahlungsmöglichkeiten als Kreditgeber, Vorstand und Aufsichtsrat wissen mehr über die Rentabilität des Unternehmens als die Aktionäre", erläuterte die Akademie. Ein anderes Beispiel: Wer einen Gebrauchtwagen verkauft, weiß meist besser über dessen Mängel Bescheid als der Käufer. Wegen dieses Informations-Vorsprungs kann er einen höheren Preis für das Auto verlangen, als es tatsächlich wert ist. Damit aber funktionieren Märkte nicht mehr reibungslos, die Preise werden verzerrt.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wird seit 1969 jährlich verliehen. Er ist in diesem Jahr mit umgerechnet gut zwei Millionen Mark dotiert. Diese Summe müssen die drei US-Forscher nun unter sich aufteilen. "Der Beitrag der Preisträger ist der Kern der modernen Forschung über Information und Märkte", schreibt die Akademie in der Begründung. Mit ihren Forschungen in den 70er Jahren könne "eine Zahl von wohlbekannten, aber scheinbar wesensfremden Phänomenen" erklärt werden.

Pikant ist die Verleihung des Nobelpreises an Joseph E. Stiglitz, 58. Der Stanford-Professor und Ex-Clinton-Berater war von 1997 bis Anfang 2000 Chefökonom der Weltbank in Washington. Er trat aber vorzeitig von diesem Amt zurück, weil er Zweifel an der Politik der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte, insbesondere nach den Politik-Empfehlungen dieser Institutionen nach Beginn der Asienkrise 1998. Seine Kritik am IWF hatte er auch öffentlich geäußert. Während der IWF den krisengeschüttelten Ländern die Liberalisierung ihrer Finanzmärkte und den Abbau von Kapitalverkehrskontrollen empfahl, plädierte Stiglitz für den genau entgegen gesetzten Weg: Erst der Aufbau robuster Institutionen und eine strenge staatliche Regulierung könne Entwicklungsländern Wachstum bringen. Mit der Verleihung des Nobelpreises an Stiglitz stellt sich das Nobelpreis-Kommitee also gegen IWF und Weltbank.

George A. Akerlof, 61, der zweite Preisträger, lehrt an der Universität Berkeley in Kalifornien. Er erforschte unter anderem, wie asymmetrische Information zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber für hohe Zinsen auf lokalen Kreditmärkten in Entwicklungsländern sorgen können. Außerdem beschäftigte er sich mit den Problemen älterer Menschen, eine private Krankenversicherung abzuschließen, und mit der Diskriminierung von Minderheiten auf dem Arbeitsmarkt. Eher überraschend kam die Würdigung von A. Michael Spence, 58, der Ökonom an der Stanford-Universität ist. Spence zeigte, wie es Käufer und Verkäufer durch bessere Informationen vermeiden können, unangemessen Preise für ein Produkt zu zahlen.

Mit der Vergabe dieses Jahres hat die starke US-Dominanz beim Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften noch einmal zugenommen. Seit der ersten Vergabe 1969 sind bis jetzt von insgesamt 49 Preisträgern 32 Bürger der USA.

brö

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