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Amanda Rajkumar ist seit Anfang dieses Jahres Personalvorständin von Adidas.

© adidas

Noch bevor die Quote gilt: Frauenanteil in Dax-Vorständen steigt

Adidas, Eon und Bayer berufen Frauen in ihre Führungsetagen. Doch insgesamt haben deutsche Firmen noch immer großen Aufholbedarf.

Der Frauenanteil in den Führungsetagen steigt, noch bevor das neue Führungspositionengesetz in Kraft tritt. Wie aus einer Auswertung der Organisation FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) hervorgeht haben drei der sechs unter die Mindestbesetzungsregel fallenden Dax-Konzerne, die im Oktober 2020 noch ausschließlich männlich besetzte Spitzengremien hatten, mittlerweile Frauen in den Vorstand berufen. Die neuen Vorständinnen sind Amanda Rajkumar bei Adidas, Sarena Lin bei Bayer und Victoria Ossadnik bei Eon.

"Es ist erfreulich, dass Unternehmen schon jetzt handeln", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). "Aber es ist auch offensichtlich, dass sie sich nur bewegen, weil absehbar ist, dass die Zeit des freiwilligen Handelns und die Zeit der Appelle vorbei sind", fügte sie an und stellte die personellen Veränderungen damit als direkte Folge ihrer Politik dar.

Im Januar hatte das Kabinett das "Führungspositionengesetz II" beschlossen. Es sieht unter anderem vor, dass in Vorständen von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen, die mehr als drei Mitglieder haben, mindestens ein Mitglied eine Frau sein muss. Bundestag und Bundesrat haben das Gesetz noch nicht verabschiedet.

Drei Dax-Konzerne noch ohne Frauen im Vorstand

Doch von ausgeglichenen Verhältnissen ist man nach wie vor weit entfernt. Von den insgesamt 73 unter die Quote fallenden Firmen haben laut der FidAR-Erhebung 28 in der obersten Führungsetage noch keine Frau - das sind 38,4 Prozent. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Dax-Unternehmen stieg nach den vorläufigen Zahlen auf 36 Prozent, der Anteil in den Vorständen beträgt 17,8 Prozent. Die Vorstandsetagen von HeidelbergCement, Infineon und MTU sind noch frauenfrei.

Und blickt man auf die Firmen, die der künftigen Quote nicht unterliegen, scheint der Nachholbedarf noch größer. Nach FidAR-Zahlen liegt der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 190 größten Börsen-Unternehmen bei 32,7 Prozent – im Vergleich zum Frühjahr 2020 ein Zuwachs von 0,5 Prozentpunkten. In den Vorständen liegt der Anteil demnach bei 11,8 Prozent, ein ebenfalls marginaler Anstieg um 1,1 Prozentpunkte.

Deutschland hängt international zurück

"Wir haben schon bei der Aufsichtsratsquote gesehen, dass bereits die Diskussion über klare gesetzliche Vorgaben zu Verbesserungen führte", kommentierte FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow die Zahlen. Dabei nahm sie auch den öffentlichen Sektor in die Pflicht: "Frauenfreie Dax-Vorstände müssen endlich Geschichte sein. Das Gleiche gilt für die Managementorgane der Beteiligungen von Bund, Ländern und Kommunen."

Der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland hier in der Tat zurückhängt. Laut Eurostat, der Statistikbehörde der EU, war 2019 Lettland mit einer Frauenquote von 45,8 Prozent bei Führungspositionen Spitzenreiter, gefolgt von Polen, Schweden und Slowenien. Deutschland lag auf Platz 20. Im Schnitt war schon damals rund ein Drittel der Führungskräfte weiblich.

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