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Wirtschaft: Noch große Unterschiede in den Konsumgewohnheiten Ostdeutsche besinnen sich immer mehr auf regionale Produkte

LEIPZIG (ms).Die Deutschen in Ost und West sind sich sieben Jahre nach dem Fall der Mauer weitaus näher gekommen, als das im Stimmungsbild der Medien bislang widergespiegelt wird.

LEIPZIG (ms).Die Deutschen in Ost und West sind sich sieben Jahre nach dem Fall der Mauer weitaus näher gekommen, als das im Stimmungsbild der Medien bislang widergespiegelt wird.Zugleich gibt es noch immer erhebliche Unterschiede in den Konsumgewohnheiten, die die deutschlandweite Etablierung ostdeutscher Marken zusätzlich erschwert.Zu diesen Einschätzungen kam das Leipziger Institut für Marktforschung GmbH (IM), das im April in Ost und West jeweils 500 Deutsche über 18 Jahren zu ihren Befindlichkeiten und zum Kaufverhalten befragte. Wie Volker Müller von dem mittlerweile deutschlandweit anerkannten Institut erklärte, habe sich in den neuen Bundesländern das Kaufverhalten im Vergleich zur Wendezeit erheblich gewandelt: Der Trend zu regionalen, auch aus DDR-Zeiten bekannten Produkten halte weiter an, während 1990 / 91 weitgehend die aus Werbung, Intershop und den Paketen bekannten Marken westlicher Hersteller zählten.In einem vom IM aufgestellten Ranking rangieren heute bei den Ostdeutschen der Preis, die Sparsamkeit und Qualität ganz vorn, während die Markentreue erst im letzten Viertel der Nennungen auftaucht.Im Westen stehen hingegen Qualität, Marke und Preis an der oberen Skala, aber auch Aussagen wie "mal was Besonders ausprobieren" oder "sich was teures leisten" kommen dort weit häufiger vor. Damit hätten die Hersteller der ostdeutschen Produkte von vornherein bei den Käufern eine zusätzliche Hemmschwelle zu überwinden, von den ähnlich geprägten Vorurteilen der Einkäufer und den begrenzten Werbemitteln ganz abgesehen.So zählen Produkte wie Fit, Florena oder Rotkäppchen im Osten zu den Marktführern, während unmittelbar hinter der ehemaligen innerdeutschen Grenze ihre Anteile meist minimal sind.Andersherum haben mittlerweile viele westliche Marken durch Investitionen den neuen Bundesländern ein gesamtdeutsches Image für sich zu reklamieren versucht.Das trifft für Coca Cola mit mehreren Abfüllstätten ebenso zu wie für Schiesser mit einem Werk bei Chemnitz oder beispielsweise den international operierenden Lebensmittelriesen CPC, der in Auerbach und Stavenhagen zwei Betriebe im Osten mit inzwischen 13 Prozent des deutschen Personals hat.Diese Standorte werden von der - allerdings immer im Westen angesiedelten - Zentrale für ein gesamtdeutsches Logistik- und Produktionssystem gesteuert. Vorbehalte gegenüber den Deutschen, so spiegeln es zumindest die vom Institut für Marktforschung gesammelten Selbstauskünfte wider, gibt es nur jeweils bei Minderheiten, wobei die Ostdeutschen entweder ehrlicher oder stärker der Antipathie verhaftet sind.16 Prozent können sich hier mit Westdeutschen prinzipiell nicht anfreunden.Andersherum ist die Verteilung, wenn die Frage nach der Kürzung von Beihilfen für den Osten gestellt wird: Nur neun Prozent hielten das im Osten für vertretbar, im Westen sind es immerhin 24 Prozent.Dennoch, so hoben die Meinungsforscher hervor, sei es in Ost und West eine deutliche Mehrheit, die nicht nur die Fortführung der Finanztransfers befürworte, sondern zugleich einen wirtschaftlichen Nutzen für beide Seiten sehe: Auch im Westen seien immerhin 63 Prozent dieser Auffassung, daß das in den neuen Bundesländern investierte Geld letztlich auch den westdeutschen Wirtschaftsverhältnissen zugute komme.

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