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Ein Mann geht an einem Firmenschild von Nokia Siemens Networks in der Firmenzentrale in Espoo in Finnland vorbei. Nokia hält jetzt alle Anteile an dem Joint Venture

© AFP

Nokia Siemens Networks: Siemens steigt aus und verkauft an Nokia

Siemens trennt sich von seinem Anteil an dem Joint Venture NSN. Damit verkauft der Konzern den letzten verbliebenen Teil seiner Kommunikationssparte.

Die Geschichte von Siemens begann im Oktober 1847 mit dem Bau von elektrischen Telegraphen in Berlin. Im Juli 2013 trennt sich das Unternehmen vom letzten noch verbliebenen Teil seiner Kommunikationssparte. Jahrelang hatte Siemens erfolglos nach einem Käufer gesucht, nun gibt der Konzern seine Hälfte am Mobilfunknetzausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) für 1,7 Milliarden Euro an den Partner Nokia ab. Das teilten beide Unternehmen am Montag mit. Spätestens Ende September soll das Geschäft abgeschlossen sein. Wie NSN dann heißen wird, ist noch offen. Siemens wird jedenfalls aus dem Unternehmensnamen verschwinden.

Nokia und Siemens hatten das Gemeinschaftsunternehmen im April 2007 gegründet. NSN rüstete damals Telefon- und Internetfirmen mit mobiler und leitungsgebundener Netzwerktechnik aus. Die unternehmerische Führung übernahm Nokia. Schon die Gründung war holprig, sie musste um drei Monate verschoben werden, weil Siemens noch mitten in der Aufarbeitung seiner Schmiergeldaffäre steckte. NSN startete mit einem Umsatz von rund 17 Milliarden Euro und 60 000 Mitarbeitern, 40 000 davon kamen von Siemens. Doch schon mit dem Start kündigte NSN ein Restrukturierungsprogramm und den Abbau von Arbeitsplätzen in Europa an. Damals hatte NSN hierzulande 13 000 Mitarbeiter, davon knapp 2000 in Berlin.

Nokia Siemens Networks hat in Berlin massiv Arbeitsplätze abgebaut

Viele verlustreiche Jahre und Umstrukturierungsprogramme später kommt NSN heute in Deutschland noch auf 4200 Arbeitsplätze, davon gut 200 in Berlin. Inzwischen konzentriert sich NSN nur noch auf die Ausrüstung mobiler Breitbandnetze. Andere Bereiche wurden abgestoßen. In Berlin haben jedoch einige Unternehmensteile außerhalb von NSN überlebt: Das kanadische Unternehmen Redknee etwa hat die Geschäftseinheit für Abrechnungs- und Zahlungssysteme für Mobilfunkanbieter mit 350 Mitarbeitern übernommen, Coriant beschäftigt 400 Mitarbeiter der Sparte für optische Netzwerke und produziert weiter in Spandau. Anfang 2012 beschäftigte NSN weltweit 74 000 Mitarbeiter, Ende 2012 waren es dann nur noch gut 58 000. Das Unternehmen setzte zuletzt 13,4 Milliarden Euro im Jahr um und machte dabei einen Verlust von 1,45 Milliarden Euro.

NSN hat Siemens Milliarden gekostet

Für Siemens war die Trennung von der traditionsreichen Kommunikationssparte, die 2005 mit dem Verkauf der Handysparte an den asiatischen Hersteller Benq begann, ein langer, schwieriger und teurer Prozess. Auf 2,7 Milliarden Euro summierten sich die NSN-Verluste, die Siemens zu tragen hatte, 2009 schrieb Siemens 1,6 Milliarden Euro auf NSN ab. Mit welchem Wert der Anteil noch in den Büchern steht, will Siemens erst später verraten. Wahrscheinlich sind es aber weniger als die 1,7 Milliarden Euro, die Siemens nun erhält, so dass keine weitere Abschreibung nötig sein wird. „Mit einer Vollübernahme durch Nokia erzielen wir die bestmögliche Lösung für die Zukunft des Geschäfts von Nokia Siemens Networks“, sagte Siemens-Chef Peter Löscher. Die Entscheidung zum Ausstieg erfolge zu einem Zeitpunkt, an dem NSN strukturell gut aufgestellt sei. Nokia wiederum versprach NSN werde auch künftig eine „eine starke regionale Präsenz in Deutschlands“ behalten.

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