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Wirtschaft: Notfall Krankenhaus: "Bei schärferem Wettbewerb ist die Qualität gefährdet"

Thomas Beck (33) ist beim Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) in Siegburg als Referatsleiter zuständig für den Bereich Qualitätssicherung. Mit ihm sprach Carsten Brönstrup.

Thomas Beck (33) ist beim Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) in Siegburg als Referatsleiter zuständig für den Bereich Qualitätssicherung. Mit ihm sprach Carsten Brönstrup.

Herr Beck, wird die Qualität in deutschen Krankenhäusern leiden, wenn dort mehr Wettbewerb und Kostenorientierung einziehen?

Die Gefahr besteht. Wenn in Krankenhäusern nicht mehr nach Pflegetagen, sondern nach Pauschalen bezahlt wird, steigt natürlich der Anreiz für sie, eine Leistung möglichst billig zu produzieren - oder, wenn sie eine Leistung sehr preiswert anbieten können, die Behandlung mehr als nötig auszuweiten. Je mehr Wettbewerb herrscht, umso mehr müssen die Anbieter deswegen kontrolliert werden. Behandlungsfehler lassen sich jedoch nie ganz ausschließen, auch bei strengster Überwachung.

Wie lässt sich denn verhindern, dass mit den Preisen auch die Qualität von Operationen und Therapien sinkt?

Wir arbeiten derzeit an einem Zertifizierungssystem, einer Art Qualitätssiegel für die Häuser auf freiwilliger Basis, das es ab 2002 geben soll. Dabei prüft sich das Krankenhaus zunächst selbst und wird anschließend von externen Fachleuten unter die Lupe genommen. Die Kriterien dabei sind die Patienten- und die Mitarbeiterorientierung, Sicherheit, Information, Führung und Qualitätsmanagement.

Wird es also in Zukunft Vergleichstests von Krankenhäusern geben, eine Art Michelin-Führer für das Krankenhaus gar?

In den USA gibt es so etwas ja schon lange. Ein Anfang ist auch hier zu Lande mit einem Qualitätssiegel auf jeden Fall gemacht. Eine solche Beurteilung ist zudem deutlich aussagekräftiger als etwa eine Focus-Liste der hundert besten Krankenhäuser, die gemäß des Ansehens in der Branche erstellt wurde. Und die Häuser selbst werden nicht umhin kommen, sich auf den Prüfstand stellen zu lassen, wollen sie im Wettbewerb bestehen.

Wie steht Deutschlands Krankenhauswesen in puncto Qualität denn im internationalen Vergleich da?

Das Versorgungsniveau im stationären Bereich ist hoch. Das Problem ist jedoch die Vergleichbarkeit der Hospitäler untereinander - in Deutschland fehlen schlicht die Daten, zum Beispiel über Operationserfolge oder Komplikationen. Das wird sich freilich ab Anfang 2001 ändern, wenn eine Erhebung in einigen medizinischen Bereichen zur Pflicht wird. Wer sich dieser Datenerhebung nicht stellt, muss dann mit empfindlichen Einbußen bei der Vergütung rechnen.

Worauf achten denn Patienten heute - auf die Qualität oder eher auf die Erreichbarkeit eines Hospitals im Umkreis von höchstens zehn Kilometern, damit es bequemer ist?

Derzeit gelten noch die herkömmlichen Kriterien für den Patienten - liegt das Haus in der Nähe, schmeckt das Essen, sind die Zimmer komfortabel. Das wird sich aber in den nächsten fünf Jahren ändern, denn mit der Zunahme der Transparenz für Patienten, einweisende Ärzte und Krankenkassen wird auch die Qualität bei der Krankenhauswahl eine größere Rolle spielen.

Herr Beck[wird die Qualität in deutschen Kra]

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