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Wirtschaft: November AG: Mit biologischer Ohrmarke auf Spurensuche - Spezialisten für den Transport von Arzneistoffen

In lockerer Folge berichten wir über viel versprechende deutsche Biotech-Unternehmen, den Markt für Biotech-Aktien und erfolgreiche Bio-Regionen.Die "biologische Ohrmarke" hat die November AG bekannt gemacht.

In lockerer Folge berichten wir über viel versprechende deutsche Biotech-Unternehmen, den Markt für Biotech-Aktien und erfolgreiche Bio-Regionen.

Die "biologische Ohrmarke" hat die November AG bekannt gemacht. Für die Idee, Kühe und andere Nutztiere nicht mehr anhand metallener Ohrklipps, sondern mit Hilfe ihrer eigenen Antikörper fälschungssicher zu identifizieren, ist das Biotechnologie-Unternehmen aus Erlangen sogar mit dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet worden. Mit dem Verfahren kann zum Beispiel lückenlos nachgewiesen werden, ob ein Rind aus einer BSE-gefährdeten Zone stammt oder nicht. In zwei bis drei Jahren soll die biologische Ohrmarke auf dem Markt sein.

Mit dem Gründungsdatum im November 1996 hat der Name des Unternehmens übrigens wenig zu tun. Er steht für "Novus Medicatus Bertling", nach dem Gründer und November-Vorstand Wolf Bertling. Für den ehemaligen Privatdozenten an der Universität Bayreuth und sein heute 50-köpfiges Unternehmen ist die Ohrmarke allerdings nur ein Nebenschauplatz. Wichtigstes Forschungsfeld ist die so genannte "drug delivery", die Suche nach neuen Lösungsansätzen zur Bekämpfung schwerer Krankheiten wie Krebs oder Aids.

Die November AG hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Arzneistoffe gezielt in die menschliche Zelle transportiert werden können. Weil der Wirkstoff in einer Virushülle sicher verpackt ist, können ihm körpereigene Abwehrreaktionen nichts anhaben. Außerdem kann der Arzneistoff geringer dosiert und Nebenwirkungen reduziert werden. Das Verfahren ist noch in einem frühen Stadium der Entwicklung. Wie lange es noch dauern wird, bis es zum Einsatz kommt, wagt das Unternehmen heute noch nicht zu prognostizieren.

Anleger, die auf die November AG setzen, brauchen ohnehin einen langen Atem. "Ab dem Jahr 2004 dürfen beim Gesamtergebnis keine roten Zahlen mehr erscheinen", hatte Firmenchef Bertling beim Börsengang Anfang April erklärt. Erst dann soll die klinische Prüfung für das "drug delivery"-Verfahren beginnen und über Lizenzverkäufe Geld in die Kassen des Unternehmens gespült werden. Im vergangenen Jahr erzielte November einen Umsatz von rund 2,5 Millionen Mark. Dem stand ein Verlust von 5,7 Millionen Mark gegenüber. Mit den rund 34 Millionen Euro (rund 68 Millionen Mark) aus dem Börsengang will das Unternehmen seine biotechnologische Entwicklung weiter ausbauen.

Neben dem drug-delivery-Verfahren hat November ein weiteres Standbein: die molekulare Diagnose. Ziel ist es, Krankheiten künftig schneller und damit kostengünstiger zu erkennen. Das Verfahren ist für die Routinediagnostik von Krankheiten im Labor und am Krankenbett gedacht, zur Marktreife will sich das Unternehmen noch nicht äußern.

Nebenprodukt der molekularen Diagnose ist nicht nur die "biologische Ohrmarke", sondern auch ein Verfahren, mit dem Geldscheine oder Scheckkarten fälschungssicher gemacht, Getränke und Medikamente auf ihre Herkunft überprüft werden könnten. Die Oberflächen wird mit der Erbsubstanz DNS beschichtet und dadurch markiert. Mit einem einfachen Handlesegerät könnte durch diese fälschungssicheren Etiketten Geld oder Scheckkarte eindeutig identifiziert werden.

Trotz der Palette interessanter Produkte sind die Analysten in der Bewertung des Unternehmens zurückhaltend. Angesichts der "jungen Produkt-Pipeline" sei November bereits sehr hoch bewertet, heißt es in einer Studie der DG-Bank. Die Bank geht davon aus, dass der Kurs im nächsten halben Jahr um acht Prozent fällt. Auch Union Investment rät zur Vorsicht. Die Aktie liege schwach im Markt, November müsse in der Zukunft erst beweisen, dass es einen Markt für seine Produkte gibt. "Wir werden erstmal abwarten."

pet

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