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Wirtschaft: Nullwachstum: Alan Greenspans böse Überraschung

Hart oder weich? Diese Frage über die Art der Landung der US-Wirtschaft nach ihrem zehnjährigen Höhenflug hat sich erledigt.

Hart oder weich? Diese Frage über die Art der Landung der US-Wirtschaft nach ihrem zehnjährigen Höhenflug hat sich erledigt. Der Meister des Geldes hat am Donnerstagabend die Antwort gegeben: Das Wachstum befinde sich "nahe null", hat Alan Greenspan festgestellt. Eine schockierende Diagnose. Wohl selten zuvor ist die amerikanische Wirtschaft derart abgebremst worden. Eine Ahnung über die Abwärtsbewegung hat wiederum Greenspan am 2. Januar gegeben, als er die Zinsen um 0,50 Prozent senkte. Wohlkalkulierter Zinsschritt oder Panikreaktion, fragte sich damals alle Welt. Auch auf diese Frage gibt es nunmehr eine Antwort: Greenspans "Big Surprise" begründete sich aus der Angst heraus. Die Zinspolitik wird nun vielerorts anders gesehen. Womöglich hat die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen im vergangenen Jahr übertrieben. Das hektische Zurückrudern - wahrscheinlich gibt es in ein paar Tagen die nächste Senkung - wird nicht gerade das Vertrauen der Märkte unterfüttern.

Hinweise auf das Ende des amerikanischen Booms gibt es reichlich. Aus der Old Economy melden die Autohersteller einen drastisch schrumpfenden Markt, die Big Three - General Motors, Ford und Chrysler - haben für Wochen die Bänder abgestellt, statt 17,5 Millionen Fahrzeugen in 2000 kaufen die Amerikaner in diesem Jahr schätzungsweise "nur" 16 Millionen Autos. Über die Jahre gesehen ist das noch immer eine hervorragende Größenordnung - was jetzt stattfindet ist gewissermaßen Normalisierung. Die aktuellen Nachrichten aus der New Economy sind indes auch nicht erbaulich. Allein die Internetfirmen AOL und Lucent entlassen Tausende Mitarbeiter. Die teilweise irrealen Versprechungen der New Economy haben die Börsen bereits korrigiert; jetzt folgt die reale Wirtschaft. Rutscht also die größte Volkswirtschaft der Welt in die Rezession und reißt Europa mit? Nein. Die europäische Konjunkur ist robust genug, um die amerikanische Schwäche auszuhalten. Und in den USA selbst kann sich das Bild in ein paar Monaten wieder wandeln - wenn Alan Greenspan das richtige Maß findet und mit George W. Bush über Bande spielt. Also Geld- und Finanzpolitik abgestimmt agieren.

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