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Wirtschaft: Nullwachstum: Dramatischer Absturz der US-Konjunktur

Die Konjunktur in den USA hat sich nach den Worten von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan fast auf ein Nullwachstum abgekühlt. "Soweit wir das beurteilen können, haben wir eine sehr dramatische Abschwächung erlebt, die möglicherweise sehr nah an ein Nullwachstum herankommen könnte", sagte Greenspan am Donnerstag bei der mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des US-Senats in Washington.

Die Konjunktur in den USA hat sich nach den Worten von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan fast auf ein Nullwachstum abgekühlt. "Soweit wir das beurteilen können, haben wir eine sehr dramatische Abschwächung erlebt, die möglicherweise sehr nah an ein Nullwachstum herankommen könnte", sagte Greenspan am Donnerstag bei der mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des US-Senats in Washington. Die US-Börsen reagierten gelassen, der Dow Jones legte sogar zu.

Der Chef der Federal Reserve (Fed) verwendete zur Beschreibung der gegenwärtigen Wirtschaftslage in den USA jedoch nicht den Ausdruck "Rezession". Er lehnte es ab, über mögliche Ergebnisse des Zinstreffens des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank am 30. und 31. Januar zu sprechen. Händler und Analysten werteten die Äußerungen des Notenbankchefs als Hinweis darauf, dass die Fed schon in der kommenden Woche die Zinsen erneut senken wird. Enttäuscht waren die Marktteilnehmer in New York allerdings darüber, dass Greenspan sich keine konkreteren Hinweise bis hin zur Höhe über eine mögliche Zinssenkung entlocken ließ. Die New Yorker Börse reagierte deshalb verhalten. Während die Standardwerte im Dow-Jones-Index zulegten, drehten die Technologiewerte an der Nasdaq ins Minus.

Angesichts der verlangsamten US-Konjunktur plädierte der Zentralbankchef für rasche und schrittweise Steuersenkungen. Die USA könnten gleichzeitig ihre Staatsschulden abzahlen und die Steuern senken. Steuersenkungen seien nicht unvereinbar mit "theoretischen Zinssenkungen", meinte Greenspan. Er befürwortete die vom neuen US-Präsidenten George W. Bush vorgeschlagenen Steuersenkungen unter der Bedingung, dass diese der Abzahlung der Staatsschuld nicht entgegenstünden. Sie müssten schrittweise eingeführt werden und bald beginnen. Bush will die Steuern über zehn Jahre um 1,6 Billionen Dollar (etwa 3,4 Billionen Mark) senken. Im selben Zeitraum wird in den USA ein Haushaltsüberschuss von bis zu 5,6 Billionen Dollar erwartet.

Der Fed-Chef machte allerdings eine Einschränkung: Der Kongress müsse auch Mechanismen schaffen, mit denen die Steuersenkungen wieder zurückgenommen werden könnten, wenn sich die Prognosen über die Haushaltsüberschüsse als zu optimistisch erwiesen. Auch eine konjunkturelle Abschwächung könne für geringere Steuereinnahmen sorgen. Dass Greenspan seine Einstellung zu den Steuersenkungen modifiziert hat, ist für Bushs Pläne wichtig. Der Notenbankchef hatte bisher unterstrichen, dass er die Rückzahlung von Staatsschulden für wichtiger halte als Steuersenkungen.

Ungeachtet der sich abzeichnenden Konjunkturabschwächung in den USA wird die Weltwirtschaft nach Ansicht von Experten wahrscheinlich nicht in eine Rezession abrutschen. Diese Ansicht vertraten Fachleute am Donnerstag zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Über die weiteren Aussichten für den Wert des Euro äußerten sich die Experten positiv, während sie mit Blick auf Japan vor wachsenden Problemen warnten. Mit der US-Konjunktur könnte es nach ihrer Einschätzung dagegen in der zweiten Jahreshälfte wieder aufwärts gehen. An dem Forum in dem Schweizer Wintersportort nehmen gut 3000 hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft teil.

Zu den Interpretationen über eine harte oder weiche Landung der US-Konjunktur sagte der frühere Vize-Chef der US-Notenbank, Alan Blinder. "Ich würde sagen: holprig bis hart, aber aller Wahrscheinlichkeit nach keine Rezession." Das Wirtschaftswachstum könnte auf ein bis zwei Prozent zurückgehen und für ein Quartal sogar Null erreichen. Blinder, der nun an der Princeton University lehrt, sagte weiter, die von der US-Regierung ins Auge gefasste Steuersenkung dürfte zu spät kommen, um die Abschwächung noch aufzufangen. Daher dürften in den USA die Zinsen weiter sinken. Blinder verwies darauf, wie stark sich die US-Konjunktur in den vergangenen Monaten abgebremst habe. Wäre die US-Konjunktur ein Auto, wäre der Fahrer gegen die Windschutzscheibe geflogen, sagte er. Nun wird erwartet, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen möglicherweise bereits in der nächsten Woche weiter senken könnte.

zz, som

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