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Wirtschaft: Nur Finanzkunststücke machen Reingewinn wieder möglich

Der Vorstandschef der französische-britischen Eurotunnel-Gesellschaft, Patrick Ponsolle, will das Unternehmen schneller als geplant aus seiner bedrückenden Finanzlage bringen. Nicht erst 2004, wie seinerzeit im Prospekt vorgesehen, sondern schon bis 2002 wolle man Zins und Tilgung aus dem Cash-Flow des Unternehmens zahlen können, verkündete Ponsolle anlässlich der Bilanzvorlage für das zurückliegende Geschäftsjahr.

Der Vorstandschef der französische-britischen Eurotunnel-Gesellschaft, Patrick Ponsolle, will das Unternehmen schneller als geplant aus seiner bedrückenden Finanzlage bringen. Nicht erst 2004, wie seinerzeit im Prospekt vorgesehen, sondern schon bis 2002 wolle man Zins und Tilgung aus dem Cash-Flow des Unternehmens zahlen können, verkündete Ponsolle anlässlich der Bilanzvorlage für das zurückliegende Geschäftsjahr.

Die laufenden Geschäfte sind augenblicklich wenig geeignet, dieser mutigen Zielsetzung schnell zu entsprechen. So hat Eurotunnel an der Abschaffung des Duty-Free-Geschäfts zwischen den EU-Mitgliedsländern Frankreich und Großbritannien schwer zu tragen. Insbesondere für die Insassen von Reisebussen haben die Reize der Tunnelfahrt damit offenbar deutlich nachgelassen: Es zwängten sich 15 Prozent weniger Omnibusse als 1998 auf die Eurotunnel-Transportwaggons. Dagegen erreichten die Tunnelbetreiber 1999 bei den Autotouristen mit einem Zuwachs um zwei Prozent einen Marktanteil von 51 Prozent bei den Kanalquerungen von Selbstfahrern. Hier soll nach Ponsolles Vorstellungen künftig auch der Schwerpunkt der Vermarktungsaktivitäten liegen. Gleich gut hat sich auch der Frachtverkehr entwickelt. Eurotunnel steigerte seinen Marktanteil bei den Kanalpassagen von Lastzügen um zwei Prozentpunkte auf 39 Prozent.

Dabei macht eine Jahresrechnung Mut, die erste Anzeichen einer Normalisierung zeigt. Aus 1,01 Milliarden (Vorjahr: 985 Millionen) Euro Gesamterlösen zog Eurotunnel 346 (287) Millionen Euro betriebliche Erträge. Von ihnen ließ allerdings der Schuldendienst in Höhe von 536 (558) Millionen Euro nichts übrig. Dennoch lag der als "unterliegender Verlust" bezeichnete ordentliche Vorsteuerfehlbetrag mit 192 (271) Millionen Euro deutlich unter dem des Vorjahres. Immerhin errechnet Eurotunnel für sich einen Reingewinn von 334 (110) Millionen Euro, der aber nicht durch Tunnelpassagen zustande kam und die Börse enttäuschte: Der Kurs sank um 2,11 Prozent auf 1,39 Euro. Außerordentliche Finanzerträge in Höhe von 455 (412) Millionen Euro geben Hinweise, auf welchem Geschäftsfeld Eurotunnel derzeit die größten Erfolge feiert. Mit mehreren Coups, dem größten davon im Herbst 1999, verbesserte Ponsolle die Schuldenstruktur des Kanalbetreibers. Er verfügt seither wieder über ein positives Eigenkapital von 2,74 Milliarden Euro - und damit auch über eine arithmetisch korrekt bezifferbare Schuldenquote. Schönheitsfehler: Diese liegt noch bei 370 Prozent. An ihren baldigen Abbau auf ein für Dienstleister vertretbares Niveau ist wohl nicht zu denken.

Und noch auf einem anderen Gebiet reüssiert Eurotunnel: Zu den Erlösen der Sparte Vertrieb und Dienstleistungen, die 1999 immerhin für 22,5 Prozent der Gesamtumsätze standen, steuert die Telekommunikation einen steigenden Anteil bei. So legt Eurotunnel Telefon- und Datenleitungen durch seine Kanalröhren.

abo

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