zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Nur Nokia verdient mit Handys Geld

Auf dem Mobilfunkmarkt schwimmt Nokia gegen den Strom. Als einziger unter den führenden Handyherstellern hat das finnische Unternehmen im Jahr 2001 tief schwarze Zahlen geschrieben.

Auf dem Mobilfunkmarkt schwimmt Nokia gegen den Strom. Als einziger unter den führenden Handyherstellern hat das finnische Unternehmen im Jahr 2001 tief schwarze Zahlen geschrieben. Jorma Ollila, Chef des weltweit größten Telekommunikationsausrüsters, überraschte die Märkte mit einem Ergebnis für das vergangene Jahr, das deutlich über den Erwartungen lag. Zwar brach der Vorsteuergewinn im vierten Quartal um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 1,6 Milliarden Euro ein, doch die Analysten hatten mit einem schlechteren Ergebnis gerechnet. "Ich bin mehr als zufrieden", erklärte Ollila in Helsinki.

Auf dem Handymarkt konnten die Finnen erneut ihre Sonderstellung in einer Branche zeigen, die seit über einem Jahr mit Verlusten kämpft. Nokia habe seinen Handy-Weltmarktanteil auf knapp 37 Prozent erhöht, sagte Ollila. Es liegt damit weit vor Motorola (USA), Siemens (Deutschland), und Ericsson (Schweden). "Vor allem lag die Gewinnmarge bei den Handys höher als ich erwartet hatte", erklärte Johan Strandberg, Telekommunikationsanalyst bei Deutsche Bank Securities in Stockholm. Nokia hatte im vierten Quartal bei den Handys eine Gewinnmarge von 22 Prozent. Die meisten Analysten hatten wegen des Preiskampfes mit einer Marge von höchstens 19 Prozent gerechnet. Ollila rechnet für das laufende Jahr mit stabileren Handypreisen.

Der Kurs der Nokia-Aktie zog nach Veröffentlichung der Jahreszahlen um mehr als 17 Prozent an und zog auch die Papiere der Konkurrenten mit nach oben. Es waren weniger die Zahlen für das vergangene Jahr als vielmehr der Ausblick auf die Entwicklung im laufenden Jahr, die die Börsianer zur Freude veranlassten. "Unsere strategische Position zu Beginn des laufenden Jahres ist besser als je zuvor", erklärte Ollila und sagte ein Umsatzwachstum für sein Unternehmen von rund 15 Prozent voraus. Ollila rechnet nach "einem schwierigen Jahr 2001" mit einer "normalen saisonalen Handy-Nachfrage im ersten Quartal 2002". Er geht dennoch für das erste Quartal mit einem Umsatzrückgang von rund zehn Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2001 aus.

Den Gewinn je Aktie bezifferte er für die ersten drei Monate des Jahres auf etwa 0,15 bis 0,17 Euro nach 0,22 Euro vor einem Jahr. Erst im Laufe des Jahres werde die Nachfrage nach Handys und Mobilfunknetzen wieder wachsen.

Vor allem Ollilas Prognose, dass der stagnierende Handy-Verkauf im Laufe des Jahres wieder in Gang kommen werde, erfreute die Investoren. Nokia ist im Gegensatz zu seinem Rivalen Ericsson stark von den Mobiltelefonen abhängig, die rund 70 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Gegenüber 2001 geht der Nokia-Chef von einem globalen Handy-Markt von 420 bis 440 Millionen verkaufter Geräte aus. Das wären etwa zehn bis 15 Prozent mehr als 2001. Nokia behielt damit seine Prognose bei, die im November vergangenen Jahres abgegeben hatte. US-Konkurrent Motorola hatte Anfang der Woche den Markt auf etwa 420 Millionen Handys geschätzt. Den vorsichtigen Optimismus holt sich der finnische Vorzeigekonzern von seiner dominierenden Marktstellung, dem Markennamen und einem starken Produktsortiment, dass in diesem Jahr noch um Handys mit Farbbildschirmen und eingebauten Kameras erweitert werden soll.

Sorgen bereitet Nokia nicht nur der Ausbau der Mobilfunknetze. Im Netzwerkbereich werde in Europa die schwache Nachfrage noch bis zum zweiten Halbjahr andauern, sagte Ollila. Die Investitionsbereitschaft vieler Telekom-Konzerne ist sehr zögerlich, da viele Unternehmen sich bei der Ersteigerung von Mobilfunklizenzen für den UMTS-Standard finanziell stark überhoben haben.

hst, HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false