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Auftakt. Deutschland-Chef René Schuster läutet zum Handelsstart die Glocke, Telefónica-Boss Cesar Alierta klatscht. Foto: Reuters

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Wirtschaft: O2 startet erfolgreich an der Börse

Spanische Mutter Telefónica nimmt 1,45 Milliarden Euro ein – und sucht nach weiteren Geldquellen.

Frankfurt am Main - Der größte deutsche Börsengang seit fünf Jahren ist perfekt. Der Mobilfunkanbieter O2 startete am Dienstag erfolgreich am Aktienmarkt. Vor wenigen Wochen hatte bereits der Versicherer Talanx den Schritt gewagt, nach langer Flaute könnten sich nun weitere Firmen an die Börse trauen. Denn trotz der Turbulenzen durch die Euro-Schuldenkrise erwiesen sich die Aktienmärkte zuletzt als stabil. Zuvor hatten viele Firmen wegen der schwierigen Lage den Schritt gescheut. Siemens etwa warf die Börsenpläne für die Lichttochter Osram über den Haufen.

„Jetzt wollen wir erfolgreich weiter wachsen. Dafür sind wir im deutschen Markt sehr gut aufgestellt. Besonders stark sind wir im Geschäft mit mobilen Daten, und darauf bauen wir auch in Zukunft“, sagte René Schuster, Chef der Telefónica Deutschland Holding, die vor allem durch die Marke O2 bekannt ist. Telefónica-Boss Caesar Alierta sagte: „Mit dieser Transaktion unterstreichen wir unser Engagement im deutschen Markt und verbessern unsere finanzielle Flexibilität weiter.“ Mit einem Volumen von 1,45 Milliarden Euro ist O2 der größte Börsengang in Deutschland seit Juli 2007, als der Motorenhersteller Tognum zwei Milliarden Euro erlöste. Das Geld kann der klamme Mutterkonzern Telefónica dringend gebrauchen. Der Heimatmarkt Spanien steckt in der Krise, und auf den Wachstumsmärkten in Südamerika tobt ein scharfer Preiskampf. Vor allem aber lasten Verbindlichkeiten von rund 58 Milliarden Euro auf dem Konzern. Mit O2 macht Telefónica ein Stück Tafelsilber zu dringend gebrauchtem Geld.

Gut 23 Prozent ihrer inzwischen profitablen deutschen Tochter werden nun an der Börse gehandelt. Die Aktien waren begehrt: Das Angebot sei mehrfach überzeichnet gewesen, teilte das Unternehmen mit. Wer die Papiere gezeichnet hatte, konnte zur Premiere 4,2 Prozent Kursgewinn mitnehmen. Die zu 5,60 Euro ausgegebenen Aktien stiegen bis auf 5,84 Euro. Deutlich verlockender dürfte aber die Aussicht auf eine stattliche Dividende gewesen sein. Für das noch laufende Jahr stellte Telefónica Deutschland den Aktionären eine Ausschüttung von 500 Millionen Euro in Aussicht und versprach noch höhere Dividenden für die Zukunft. Eine hohe Summe, denn im ersten Halbjahr verdiente O2 unter dem Strich 55 Millionen Euro. Allerdings erwarten die Münchner vom Trend zu mobilen Internet und Smartphones ein kräftiges Wachstum. Telefónica verdiente nicht nur am Börsengang. Dem Vernehmen nach hat der Konzern bereits vor Wochen milliardenschwere Barreserven von der deutschen Tochter wieder nach Spanien gebucht. Dabei braucht O2 selbst viel Geld, etwa um das Netz auszubauen.

Auch deshalb sucht die Branche nach zusätzlichen Einnahmequellen. So liefern Handy-Nutzer den Mobilfunkbetreibern täglich Unmengen von Daten. Telefónica will die Bewegungsdaten der Kunden an die Werbeindustrie vermarkten. Dabei könnte der Konzern auch auf Daten der O2-Kunden in Deutschland zugreifen, wie die Digital-Tochter bereits Mitte Oktober mitteilte. Es gebe aber für Deutschland noch keine konkreten Pläne, sagte ein Sprecher in München. Wenn Bewegungsdaten verwendet würden, dann nur in anonymisierter Form. „Der Datenschutz muss zu 100 Prozent gewährleistet sein.“ Über die Pläne hatte der Hessische Rundfunk berichtet. dpa/rtr

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