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Wirtschaft: Obama will Ölreserve noch nicht anzapfen Benzinpreise in den USA explodieren

Washington - US-Präsident Barack Obama gerät unter politischen Druck durch die steilen Preisanstiege für Benzin, Erdgas und Heizöl. Der Empfehlung zahlreicher US-Medien, Teile der strategischen Ölreserven des Staats auf den Markt zu werfen, um den Ölpreis zu stabilisieren, möchte er aber noch nicht folgen.

Washington - US-Präsident Barack Obama gerät unter politischen Druck durch die steilen Preisanstiege für Benzin, Erdgas und Heizöl. Der Empfehlung zahlreicher US-Medien, Teile der strategischen Ölreserven des Staats auf den Markt zu werfen, um den Ölpreis zu stabilisieren, möchte er aber noch nicht folgen. Dieser Schritt komme erst in Betracht, wenn eine „gravierende Verzerrung der Marktlage“ vorliege, sagte Obama bei einer Pressekonferenz am Freitag. Bisher sei der Weltmarkt in der Lage, die Lieferausfälle durch die Unruhen in der arabischen Welt zu verkraften.

Auslöser des Preisschubs ist die Unsicherheit über die Folgen der Entwicklung in Arabien. Seit Jahresbeginn ist der Preis für ein Fass Rohöl in den USA von 85 auf über 100 Dollar gestiegen. In der Folge stieg auch der Benzinpreis um 20 bis 25 Prozent, je nach Region. Benzin ist in den USA deutlich billiger als in Deutschland, weil der Steueranteil viel geringer ist. Deshalb sind aber auch die Auswirkungen stark schwankender Energie- und Benzinpreise auf das individuelle Portemonnaie ungleich größer – und politisch problematischer. US-Bürger sind stärker abhängig von Auto und Benzinpreis als Deutsche, weil sie weit größere Entfernungen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zurücklegen müssen. In Ballungsräumen ist der öffentliche Nahverkehr zudem nicht so ausgebaut. In Umfragen bereitet der Benzinpreis den Bürgern mehr Sorgen als die Frage, ob die USA in Libyen zugunsten der Gaddafi-Gegner eingreifen.

Eine Gallone (3,785 Liter) kostet an der Ostküste mittlerweile rund 3,85 Dollar; das entspricht 73 Eurocent pro Liter. Anfang Februar lag der Preis pro Gallone im US-Durchschnitt noch bei 3,12 Dollar (etwa 59 Eurocent pro Liter).

In der innenpolitischen Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Republikanern gibt es keine eindeutigen Fronten in der Frage, ob der Präsident bereits jetzt die strategische Petroleumreserve anzapfen lassen oder damit warten soll, weil unklar ist, ob sich die Versorgungslage noch zuspitzt – zum Beispiel, falls Saudi Arabien, das wichtigste Lieferland im arabischen Raum, auch noch ins Chaos stürzt. Die Republikaner sind generell gegen Eingriffe des Staats in den Markt. Sie fordern typischerweise, die USA müssten die Förderung ihrer heimischen Öl- und Gasreserven ausbauen. Obama und die Demokraten kontern mit dem Hinweis, in den USA werde heute, trotz der langen Unterbrechung durch die Ölpest im Golf von Mexiko, mehr heimisches Öl und Gas gefördert als in allen Jahren der Bush-Regierung seit 2003. Die strategische Ölreserve war in der Ölkrise 1973/74 angelegt worden. Zuletzt wurde sie 2005 angezapft, als Hurrikan „Katrina“ die Ölförderung im Golf von Mexiko über Monate unterbrach.Christoph von Marschall

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