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Wirtschaft: Obermann plant Umbau des Vorstands

In der Telekom-Aufsichtsratssitzung am Dienstag will der neue Chef auch seine neue Strategie präsentieren

Berlin - Alle warten gespannt auf den 5. Dezember. Dann tagt der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom und der neue Vorstandschef hat bereits angekündigt, dem Gremium dann seine neuen Ideen zu präsentieren. Vor dem großen Tag brodelt es kräftig in der Gerüchteküche. Erwartet wird, dass es noch weitere Veränderungen im Vorstand geben wird. Spekuliert wird aber auch darüber, dass Obermann in Reaktion auf den immer schärfer werdenden Wettbewerb in Deutschland die Konzernstruktur verändern könnte.

Obermann ist seit dem 13. November Vorstandschef der Deutschen Telekom. Sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke hatte den Posten tags zuvor geräumt, nach massiver Kritik von allen Seiten: Die Anteilseigner – darunter auch der Bund und der US-Investor Blackstone – kritisierten die schwache Entwicklung des Aktienkurses, die Gewerkschaften den hohen Personalabbau und die immer wieder neuen Umstrukturierungen im Konzern. Parallel dazu machte die immer stärker werdende Konkurrenz im Inland dem ehemaligen Monopolisten zu schaffen. Seit Jahresanfang hat die Telekom bereits mehr als 1,5 Millionen Kunden im Festnetz verloren. Obermann hatte bei seinen ersten Auftritten betont, dass er sich vor allem darum kümmern will, dass der Service besser wird.

Wie es scheint, werden die Mitarbeiter sich erneut mit weiteren Umstrukturierungen im Konzern anfreunden müssen, aber offenbar nicht sofort. Der neue Telekom-Chef scheut einen raschen Umbau des Konzerns. Wie das Handelsblatt aus dem Konzernumfeld erfahren hat, will Obermann die drei Sparten Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden zumindest für eine Übergangszeit beibehalten. Obermann konzentriere sich mit einer neuen Mannschaft auf das „Machbare“, heißt es in Unternehmenskreisen. Langfristig wolle der neue Vorstandsvorsitzende aber sehr wohl die organisatorische Trennung zwischen Festnetz und Mobilfunk beenden. Ein solcher Umbau würde die Telekom jetzt aber zu sehr lähmen.

Am kommenden Dienstag präsentiert Obermann dem Aufsichtsrat eine neue Führungsmannschaft. Nach Informationen des Handelsblatts soll Timotheus Höttges Chef der Festnetzsparte T-Com werden und dort Walter Raizner ablösen. Raizner, der ehemalige Deutschlandchef von IBM, war erst vor zwei Jahren zur Telekom gestoßen. Er wird für den Verlust der gut 1,5 Millionen Festnetzkunden in diesem Jahr verantwortlich gemacht.

Der 44-jährige Höttges war bislang Vertriebsvorstand der Mobilfunksparte T-Mobile. Der enge Vertraute von Obermann soll künftig auch die Zusammenarbeit zwischen den zum Teil konkurrierenden Sparten Festnetz und Mobilfunk verbessern. Nachfolger von Obermann als T-Mobile- Chef soll Hamid Akhavan werden, bisher Technikchef der Mobilfunktochter. Akhavan, geboren in Teheran, hat in den USA studiert und dort unter anderem für die Telekommunikationsanbieter Teligent und Primeco gearbeitet.Auch Robert Dotson, Leiter von T-Mobile USA, dem einzigen Wachstumstreiber in der Telekom, erhält den Rang eines Konzernvorstands.

Sicher ist, dass das älteste noch amtierende Vorstandsmitglied, Arbeitsdirektor Heinz Klinkhammer, Ende des Jahres ausscheiden wird. Der inzwischen 60-Jährige trat den Posten im Februar 1996 an. Seine Lebensplanung habe eigentlich vorgesehen, mit 60 den Konzern zu verlassen und sich einer neuen Aufgabe zu widmen. Daraus machte Klinkhammer schon länger kein Geheimnis mehr. Den Termin seines Ausscheidens hat er inzwischen bereits zweimal verschoben – weil es Streit darüber gibt, wer sein Nachfolger werden soll. Zur Debatte stehen offenbar zwei Kandidaten. Die seit Jahren in Telekom-Diensten stehende Personalmanagerin Regine Büttner hat Fürsprecher in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, stößt aber bei den Betriebsräten offenbar auf Ablehnung. Ebenfalls im Gespräch ist Dieter Welslau, unter anderem Chef der Telekom-Beschäftigungsgesellschaft Vivento. mit lou (HB)

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