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Wirtschaft: Obst und Gemüse werden billiger

Berlin (asi). Der Euro hat sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres, glaubt man zumindest den Statistikern, nicht zum Teuro entwickelt.

Berlin (asi). Der Euro hat sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres, glaubt man zumindest den Statistikern, nicht zum Teuro entwickelt. Die jährliche Teuerungsrate, heißt es im aktuellen Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums, habe sich im Mai auf 1,1 Prozent zurück gebildet. Damit liege der Preisanstieg in Deutschland noch unter dem Durchschnitt der Euro-Länder und niedriger als in jedem anderen Euro-Land. Nach dem Ausreißer des Preis-Index im Januar, als es zu einem Anstieg der Preise um 2,1 Prozent kam, konstatiert das Finanzministerium jetzt: „Die Teuerungsrate ist wieder deutlich gesunken.“ Gleichwohl räumt das Ministerium ein, dass die so genannte „gefühlte Inflation“, also der Eindruck der Verbraucher, dass die Lebenshaltung in Deutschland seit der Einführung des Euro-Bargeldes im Januar immer kostspieliger geworden ist, nicht von der Hand zu weisen sei. „Das Phänomen hat einen realen Hintergrund.“

Betrachte man die Steigerungsraten einzelner Warengruppen im statistischen Warenkorb, der zur Bildung des Preisindex herangezogen wird, dann seien „überdurchschnittliche Preiserhöhungen“ sichtbar. Zu den Ausreißern im Warenkorb gehören nach Angaben des Ministeriums in erster Linie Waren des täglichen Bedarfs – und hier vor allem Obst, Gemüse und Milchprodukte – sowie Dienstleistungen, die von vielen Menschen regelmäßig in Anspruch genommen werden. So etwa die chemische Reinigung oder der Friseur. Wer im April seine Haare schneiden ließ, zahlte laut Statistik rund 4,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Ähnlich stark sind die Preise für Gaststättenbesuche und Hotelbuchungen gestiegen.

Besondere Preistreiber im Dienstleistungsbereich waren gerade in den ersten Wochen des Jahres Glücksspiele (plus 8,8 Prozent) und die Anbieter von Kultur und Sport (4,8 Prozent). Letzteres ist insbesondere interessant, weil dieser Bereich zum größten Teil durch kommunale und halbstaatliche Einrichtungen abgedeckt wird.

Der Staat selbst forderte für diese Leistungen auch im April noch 3,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Es gab aber auch gegenläufige Entwicklungen. So stieg im Jahresvergleich der Preis für das Wohnen, Gas, Wasser „nur“ um 0,9 Prozent. Und es gab noch eine gute Nachricht aus dem Finanzministerium: „Der starke Preisauftrieb für Obst und Gemüse ist inzwischen abgeflaut.“

Wichtig für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland in den kommenden Monaten ist die Preisentwicklung und das Konsumentenverhalten allemal. Denn, so heißt es im Monatsbericht des Finanzministeriums, das Konjunkturbild Deutschlands im ersten Quartal des Jahres „ist noch von einer vergleichsweise schwachen Inlandsnachfrage geprägt".

Belebung erst im zweiten Halbjahr

Das Wachstum des preis- und saisonbereinigten Bruttoinlandsproduktes (BIP) in den ersten drei Monaten um 0,2 Prozent hatte seine Hauptimpulse in der gestiegenen Auslandsnachfrage. Dennoch: Das Ministerium ist der Auffassung, dass sich die Zeichen für eine Erholung der binnenwirtschaftlichen Kräfte mehren. Im April seien Einzelhandelsumsätze und Inlandsaufträge gewachsen. „Die deutsche Wirtschaft“, konstatiert das Ministerium, „steht am Beginn eines neuen Aufschwungs". Allein auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt habe dies allerdings noch keine Auswirkungen. „Die übliche Frühjahrsbelebung fiel schwächer aus als sonst". Mit einer Belebung sei erst in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen.

Indiz für den nahenden Aufschwung ist dem Ministerium allerdings die Entwicklung der Steuereinnahmen im Mai 2002. Erstmals in den vergangenen Monaten hätten die Finanzämter mehr Steuern als im Vorjahresvergleich eingenommen. Dies bestätige die aktuellen Werte der Steuerschätzung vom Mai. Allen Interessen für zusätzliche Ausgabenprogramme zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und Steuersenkungen in den kommenden Jahren erteilte das Finanzministerium allerdings eine Abfuhr: „Deutschland hat mit der Steuerreform 2000 den Steuersenkungsspielraum bis zum Jahr 2006 ausgeschöpft“, heißt es.

Warnend trat das Ministerium Bestrebungen vor allem aus Kreisen der Opposition entgegen, nach der Bundestagswahl grundlegende Veränderungen im Steuersystem vorzunehmen. Deutschland liege mit seiner Steuerquote im guten internationalen Mittelfeld. Und in Anbetracht der "erheblichen“ Veränderungen des Systems im vorvergangenen Jahr müsse nun Zeit gefunden werden, damit sich die positiven Wirkungen der Reformmaßnahmen entfalten könnten. Gerade die Unternehmen benötigten nun die Sicherheit, sich an das Steuersystem zu gewöhnen.

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