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Wirtschaft: Obwohl unbeteiligt, will Schering den Fonds für ehemalige NS-Zwangsarbeiter unterstützen

Das Berliner Pharma-Unternehmen will damit ein Signal setzen und zur Solidarität aufrufen, damit sich möglichst viele Firmen zum Fonds beitragenIn die schwierigen Verhandlungen um eine Entschädigung von ehemaligen NS-Zwangsarbeitern ist kurz vor dem nächsten Verhandlungstermin am 16. November in Bonn Bewegung bekommen.

Das Berliner Pharma-Unternehmen will damit ein Signal setzen und zur Solidarität aufrufen, damit sich möglichst viele Firmen zum Fonds beitragen

In die schwierigen Verhandlungen um eine Entschädigung von ehemaligen NS-Zwangsarbeitern ist kurz vor dem nächsten Verhandlungstermin am 16. November in Bonn Bewegung bekommen. Der Versuch der deutschen Industrie, auch solche Unternehmen für Zahlungen in einen Fonds zu gewinnen, die keine Zwangsarbeiter beschäftigt haben, scheint erste Früchte zu tragen.

So machte für den Pharmakonzern Schering deren Vorstandschef Giuseppe Vita deutlich, dass man sich im Rahmen einer "Solidaritätsaktion der gesamten deutschen Wirtschaft" an einem Fonds für die Finanzierung von Ansprüchen früherer Zwangsarbeiter aus der NS-Zeit beteiligen werde. Schering werde sich aber nicht aktiv an der Stiftungsinitiative mit bisher rund 35 Unternehmen beteiligen, um den geplanten Fonds für die NS-Zwangsarbeiter zu finanzieren. Schering selbst habe keine Zwangsarbeiter aus Konzentrationslagern beschäftigt und damit auch keine Schuld auf sich geladen, sagte Vita. Auch habe Schering mit der erzwungenen Abtrennung aller früheren US-Aktivitäten nach dem Krieg bereits einen hohen Preis entrichtet. Gleichwohl werde man sich im Falle einer gemeinsamen Aktion der deutschen Wirtschaft an der Finanzierung des Fonds beteiligen.

Hintergrund für diese Bereitschaft dürfte auch die Tatsache sein, dass Schering großes Interesse am US-amerikanischen Markt hat. Negative Schlagzeilen über die deutsche Wirtschaft wären dabei wenig hilfreich. Die Solidaritätsaktion ist jedoch nicht unumstritten, weil andere Firmen befürchten, mit den Stiftungsunternehmen "in einen Topf geworfen zu werden". So will nach Informationen der Zeitung "Handelsblatt" die Softwareschmiede SAP sich nicht an freiwilligen Zahlungen beteiligen

Die bislang von der Stiftungsinitiative vorgeschlagene Entschädigungssumme ist nach Auffassung amerikanische Opfer-Anwälte nicht ausreichend. Die Wirtschaft sollte vier Milliarden Mark, die Bundesregierung zwei Milliarden Mark aufbringen. Von der Wirtschaft ist nach Angaben der Stiftungsinitiative aber erst die Hälfte des Betrages eingesammelt.

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