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Wirtschaft: OECD sagt 35 Millionen Arbeitslose für 2000 voraus

PARIS (ebo). In den nächsten zwei Jahren wird die Arbeitslosigkeit im OECD-Raum wahrscheinlich nur sehr geringfügig sinken, nämlich von 7,1 Prozent auf 7 Prozent der Erwerbsbevölkerung.

PARIS (ebo). In den nächsten zwei Jahren wird die Arbeitslosigkeit im OECD-Raum wahrscheinlich nur sehr geringfügig sinken, nämlich von 7,1 Prozent auf 7 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Im Jahr 2000 müssen die 29 OECD-Staaten mit insgesamt 35 Millionen Arbeitslosen rechnen, in acht Ländern wird die Arbeitslosenquote sogar über der Zehn-Prozent-Marke verharren. Dies geht aus dem gestern in Paris veröffentlichten OECD-Beschäftigungsausblick hervor.Die Verfasser ziehen aus dieser Prognose überraschende Konsequenzen. Koordinierten Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Beschäftigungsförderung komme weiterhin entscheidende Bedeutung zu, heißt es in dem 272seitigen Bericht. Flexibilisierung und Deregulierung der Arbeitsmärkte machten zwar Fortschritte, seien aber keine Allheilmittel. So gehe die Ausweitung der Teilzeitarbeit mit deutlich niedrigeren Stundenverdiensten einher. Umgekehrt führe die Lockerung von Arbeitsschutz-Bestimmungen nicht automatisch zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit.Obwohl ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Arbeitsschutz und dem globalen Beschäftigungsniveau heftig diskutiert wird, scheint es keine starke Korrelation zwischen diesen Variablen zu geben, heißt es im OECD-Pressetext. Auch die Einführung eines Mindestlohns wie in Frankreich oder England habe keine direkte - sprich: dämpfende - Wirkung auf den Arbeitsmarkt, ergänzte John Martin, einer der Autoren der Studie.Die OECD nimmt damit teilweise ihre 1994 ausgesprochenen Empfehlungen zur Lockerung der Arbeitsschutz-Bestimmungen zurück. Der damals behauptete Zusammenhang - weniger Arbeitsschutz gleich mehr Beschäftigung - ließ sich statistisch nicht erhärten. Demgegenüber stellten die OECD-Experten fest, daß die Beschäftigungsschutz-Bestimmungen generell dazu beitragen, die selbständige Erwerbstätigkeit zu erhöhen und die Fluktuation am Arbeitsmarkt einzuschränken, wie es in der deutschen Kurzfassung der Studie heißt. Daraus lasse sich schließen, daß in Ländern mit relativ striktem Beschäftigungsschutz weniger Personen arbeitslos werden, sie im Fall eines Stellenverlusts aber größere Gefahr laufen, über längere Zeit arbeitslos zu bleiben.Ein nuanciertes Bild ergibt sich auch bei der Teilzeitarbeit. Die Teilzeitbeschäftigung hat in den letzten Jahren in den meisten OECD-Ländern zugenommen und dabei oft in erheblichem Maße zum Beschäftigungswachstum beigetragen. Die Qualität der Teilzeitjobs lasse aber zu wünschen übrig. So zeigt die Studie, daß Teilzeitkräfte im Durchschnitt geringere Stundenverdienste erhalten als Vollzeitkräfte und zudem weniger von Ausbildungsmaßnahmen profitieren. Zudem seien Teilzeitjobs in der Regel weniger stabil. Dem stehe aber eine höhere Zufriedenheit der Beschäftigten gegenüber. Die Einstellung zur Teilzeitarbeit sei in den Ländern besonders positiv, wo diese Beschäftigungsform stärker verbreitet ist, heißt es in der Studie.Für eine aktivere Politik sprechen sich die OECD-Experten besonders im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit aus. Der Jugend müsse geholfen werden, einen besseren Start ins Berufsleben zu erwischen, heißt es in der Studie. Begründet wird dies mit den eher düsteren Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt. So nahm die Jugendarbeitslosigkeit in den OECD-Staaten seit 1979 um drei Prozentpunkte auf 13 Prozent zu - und das, obwohl immer weniger Jugendliche auf den Arbeitsmarkt drängen.

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