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Wirtschaft: Ökonomen glauben nicht an raschen Aufschwung

Basel/Düsseldorf (mak/ari/ost/HB). Sorgen über die Zukunft der Weltwirtschaft und der internationalen Finanzmärkte prägen den am Montag in Basel vorgelegten Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Basel/Düsseldorf (mak/ari/ost/HB). Sorgen über die Zukunft der Weltwirtschaft und der internationalen Finanzmärkte prägen den am Montag in Basel vorgelegten Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Zwar hätten sich die Märkte in den vergangenen zwölf Monaten als erstaunlich stabil erwiesen - trotz vielfältiger Erschütterungen, wie Korrekturen an den Aktienmärkten, den Terroranschlägen vom 11. September, dem Kampf gegen den Terrorismus, dem Zusammenbruch des Enron-Konzerns und den Konflikten im Nahen Osten. Allerdings sehen die BIZ-Volkswirte auch Grund zur Sorge. „Es gibt noch erhebliche Risiken und Unsicherheiten“, schreiben die Ökonomen im Jahresbericht.

Die Konjunkturdaten zur Jahresmitte erweckten den Anschein, dass der Abschwung relativ milde ausgefallen sein könnte und eine breit angelegte Erholung der Weltwirtschaft bereits auf dem Weg sei. Dabei scheine die Führungsrolle wieder einmal den USA zuzufallen. Dort wiesen die realen Indikatoren auf eine solide langsame Belebung der Wirtschaft hin. Dennoch warnt die BIZ vor zu großem Optimismus: „Trotz dieser erfreulichen Entwicklung und der Hoffnung, dass sie anhält, wäre der Schluss voreilig, dass jetzt alles in Ordnung ist.“

Auf Grund der verschiedenen Schocks im vergangenen und in diesem Jahr befinde sich die Weltwirtschaft schon heute auf einem niedrigeren Wachstumspfad als zuvor weithin angenommen. Es sei derzeit nicht einmal sicher, dass sich die bereits reduzierten Erwartungen erfüllen würden. In den USA sehen die Volkswirte das Risiko, dass sich die Kursverluste an den Aktienmärkten fortsetzen und das Konsumverhalten beeinträchtigen könnten. Der Aktienbesitz ist in privaten US-Haushalten wesentlich weiter verbreitet als etwa in Deutschland. Die Konsumausgaben steuern rund zwei Drittel zum Sozialprodukt bei.

Während des Abschwungs hätten sich die Konsumausgaben in den USA als sehr robust erwiesen, konstatiert die BIZ. Wohlfahrtsverluste infolge sinkender Aktienkurse seien zum Teil durch Wohlfahrtsgewinne auf Grund steigender Immobilienpreise kompensiert worden. Die niedrigen Zinsen hätten es den Verbrauchern zudem erlaubt, hoch verzinste Kredite in niedrig verzinste umzuschulden und so ihre Zinslast zu reduzieren. Zur Zeit trage die Stimmung an den Finanzmärkten der Entwicklung in der realen US-Wirtschaft nicht Rechnung. Die BIZ sieht die Gefahr, dass die Angst vor einer Verschlechterung der Lage genau diese Verschlechterung heraufbeschwören könnte.

Weder der Euro-Raum noch Japan lieferten einen Ausgleich. In beiden Wirtschaftsräumen sei die wirtschaftliche Aktivität sehr schwach. Ein fortgesetzter Verfall des Dollar-Kurses werde die Exporte des Euro-Raumes dämpfen. Gleichzeitig gebe es wenig Hinweise darauf, dass dort die Inlandsnachfrage anspringe. Das gelte insbesondere für Deutschland.

Nach Ansicht der BIZ ignorieren viele Konjunkturanalysen derzeit die Schwierigkeiten, die vom Finanzsektor ausgehen könnten. Vielfach werde einfach unterstellt, dass es nach einem ungewöhnlich sanften Abschwung einen ebenso ungewöhnlich sanften Aufschwung gebe. Die BIZ hält das für falsch. Man müsse berücksichtigen, dass die vergangenen Jahre nicht normal verlaufen seien. Insbesondere in den englischsprechenden Ländern sei der Aufschwung Ende der 90er-Jahre von einem Boom bei Krediten, Wertpapierkursen und Investitionen begleitet worden. „Das ist alles andere als normal“, konstatiert die Bank für internationalen Zahlungsausgleich.

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