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Vor allem Männer werden schlechter gestellt.

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Ökotest-Studie: Betriebsrenten bringen weniger Geld fürs Alter

Die Leistungen und Überschüsse der betrieblichen Altersvorsorge sinken. Die Betriebsrente ist nicht mehr per se günstiger als ein Riestervertrag - zeigt eine Untersuchung der Zeitschrift „Ökotest“, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt.

Von Carla Neuhaus

Sie ist bequem und sie gibt einem das gute Gefühl, etwas fürs Alter zu sparen: Jeder zweite Angestellte in Deutschland hat eine Betriebsrente, legt mit Hilfe des Arbeitgebers einen kleinen Teil seines Einkommens für später zurück. Lange galt das als besonders günstige Möglichkeit, die Rente aufzustocken. Eine Untersuchung der Zeitschrift „Ökotest“, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt, zeigt allerdings, dass die Betriebsrente nicht mehr per se günstiger ist als eine private Rentenversicherung oder ein Riestervertrag.

Kostenvergleich

Für einen 30-Jährigen, der bis zum Rentenbeginn mit 67 jeden Monat 100 Euro spart, liegen die Kosten der Betriebsrente im Schnitt bei 8800 Euro, heißt es in der Ökotest-Analyse. Das entspricht 14,25 Prozent der garantierten Ablaufleistung – also der Summe, die der Rentner garantiert im Alter bekommt. Laut „Ökotest“ ist das mehr als bei einer teuren Riester- Rente, bei der die Kosten im Schnitt bei 12 bis 12,5 Prozent liegen. Das Versorgungswerk Metallrente hält diese Berechnung von „Ökotest“ allerdings für zu pauschal. „Wenn der Arbeitgeber einen Zuschuss zur Betriebsrente leistet, lohnt sie sich in jedem Fall“, sagt Rechtsanwältin Barbara Nauditt. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel, dass das Unternehmen die eingesparten Sozialabgaben in die Altersvorsorge des Mitarbeiters steckt. Allerdings sei es Fakt, dass die Leistungen und Überschüsse aufgrund der derzeit sehr niedrigen Zinsen sinken würden. Das gelte aber nicht nur für die Betriebsrente.

Weniger Rendite

Die Berechnung von „Ökotest“ zeigt, dass die Versicherer ihre Leistungen deutlich eingekürzt haben. So bekommt der 30-Jährige aus dem Beispiel bei einem Direktversicherer im Schnitt nur noch eine monatliche Betriebsrente in Höhe von 183,34 Euro garantiert. Hätte er den Vertrag bereits vor einem Jahr abgeschlossen, wären es noch 195,51 Euro gewesen. Rechnet man den Überschuss dazu, den die Versicherer versprechen, fällt der Unterschied noch deutlicher aus: 295,73 Euro gibt es im Monat bei einem neuen Tarif – im vergangenen Jahr waren es noch 345,09 Euro. Das klingt nach Pfennigfuchserei – über eine Rentenzeit von 25 Jahren summiert sich der Verlust aber auf 14800 Euro auf. Dass die Versicherer ihre Leistungen kürzen, liegt auch an den neuen Unisex-Tarifen. Seit Ende 2012 müssen die Versicherer Frauen und Männern die gleichen Konditionen anbieten. Weil Frauen eine längere Lebenserwartung haben als Männer, können sie von der Neuregelung profitieren – Männer zahlen dagegen drauf.

Wann die Betriebsrente zum Verlustgeschäft wird

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Geringere Überschüsse

Gleichzeitig stellen die Versicherer aber auch immer geringere Überschüsse in Aussicht. Durch sie bekommt der Rentner einen kleinen Teil vom Gewinn des Versicherers ab. Anders als die garantierte Leistung kann der Versicherer die Überschüsse, die er später zahlt, heute nur prognostizieren. Sie sind alles andere als sicher. Ihr Rückgang zeigt sich vor allem in der sinkenden Ablaufleistung. Das ist die Summe, die ein Versicherter bekommt, wenn er sich die Rente in einer Summe auszahlen lässt Sie enthält die garantierte Kapitalabfindung – also die Summe, die der Versicherer fest zugesagt hat – und die Überschüsse. Hat ein 30-jähriger Mann im vergangenen Jahr im Durchschnitt noch eine Ablaufleistung von 94.148 Euro angeboten bekommen, sind es heute nur noch 88.319 Euro. Bei einzelnen Anbietern fällt diese Differenz noch höher aus. Laut „Ökotest“ hat zum Beispiel der Volkswohlbund im Einzeltarif die Ablaufleistung um 14.088 Euro gekürzt. Auch bei den Direktversicherern Europa und Iduna ist sie um mehr als 10.000 Euro gesunken.

Sparen im Kollektiv
Für die Arbeitnehmer ist es in der Regel günstiger, wenn das Unternehmen statt eines Einzelvertrags einen Kollektivvertrag abgeschlossen hat, der gleich für mehrere Mitarbeiter gilt. Besonders stark profitieren davon ältere Angestellte. Denn laut „Ökotest“ bieten 83 Prozent der Direktversicherer einem 55-Jährigen im Einzeltarif mittlerweile keinen Kapitalerhalt mehr an. Das heißt: Ohne die Überschüsse – die die Versicherung auszahlen kann, aber nicht muss – zahlt der 55-Jährige heute mehr in die Rente ein, als er später herausbekommt.
Der Grund: Die Abschluss- und Vertriebskosten werden auf die ersten fünf Beitragsjahre verteilt. Dadurch steht in dieser Zeit nicht das volle Geld für die Verzinsung zur Verfügung.

Die Steuerfalle

Ein Problem ist zudem die Besteuerung der Rente im Alter. Solange er arbeitet und in die Betriebsrente einzahlt, spart der Arbeitnehmer zwar Steuern – er wird aber dafür im Alter um so stärker zur Kasse gebeten. Ein Arbeitnehmer kann im Jahr 4584 Euro seines Einkommens auf das Rentenkonto einzahlen, ohne darauf Steuern zahlen zu müssen – 2784 Euro bleiben dabei sogar sozialabgabenfrei, was auch für den Arbeitgeber eine Entlastung ist. Allerdings mahnt „Ökotest“ an: „Die Zahlungen werden nur ins Alter verschoben.“ Denn wenn die Rente später fließt, muss der Pensionär sie voll versteuern. Auch muss er von der Rente Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abführen – und zwar den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Über die Hälfte der Rente geht nach Berechnungen von „Ökotest“ für die Steuern und Abgaben drauf.

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