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Öl aus Russland: Unzuverlässige Versorgung

Die russischen Öl-Lieferungen über die weißrussische Pipeline "Druschba" sind gestoppt worden. Weißrussland kündigte inzwischen an, noch am Montag den Betrieb in Richtung Westen wieder aufzunehmen.

Schwedt - Die Raffinerie PCK in Schwedt (Uckermark) erhält seit dem frühen Montagmorgen kein Öl mehr aus Russland. Die Versorgung durch die Pipeline "Druschba" (Freundschaft) sei seit sechs Uhr unterbrochen, sagte Unternehmenssprecher Karl-Heinz Schwellnus. Bereits am Wochenende habe es vier bis fünf Unterbrechungen gegeben, die jeweils einige Stunden dauerten. "Das ist in dieser Häufigkeit ungewöhnlich", sagte Schwellnus. "Die Ursache dafür ist uns unklar." Eine Mitteilung von der Pipeline-Gesellschaft habe es nicht gegeben. PCK verarbeitet nach eigenen Angaben rund jede zehnte in Deutschland eingesetzte Tonne Rohöl.

Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte in Berlin, dass die Pipeline kurzfristig geschlossen worden sei. Nach Angaben der Agentur Interfax hat Weißrussland die Weiterleitung des Öls von Russland nach Deutschland gestoppt. Die Leitung transportiert jährlich 22 Millionen Tonnen Öl zu den Raffinerien Schwedt und Leuna (Sachsen-Anhalt) - etwa ein Fünftel der gesamten deutschen Ölimporte. Das Bundeswirtschaftsministerium gehe davon aus, dass es keine Versorgungsengpässe geben werde, sagte der Sprecher.

Energiesicherheit in Polen nicht gefährdet

Polen sieht seine Energiesicherheit trotz der am Montag eingestellten Erdöllieferungen durch die Pipeline "Druschba" nicht gefährdet. "Wir haben Ölvorräte für 80 Tage", sagte der für den Energiesektor zuständige stellvertretende Wirtschaftsminister Piotr Naimski

Die Schwedter Raffinerie teilte mit, sie habe ausreichend Rohöl-Vorräte, um weiterzuarbeiten. Wie lange die Vorräte reichen, wollte ihr Sprecher Schwellnus aber nicht sagen. "Zur Zeit haben wir keine Probleme, wir bereiten aber vorsorglich eine alternative Versorgung vor." Diese könne mit Tankschiffen über das polnische Danzig (Gdansk) und Rostock laufen.

Gelegentlich versiege die Pipeline für kurze Zeit, bemerkte Schwellnus. Grund seien dann technische Pannen, etwa ausgefallene Pumpen. Die Ausfälle seit dem Wochenende seien aber außergewöhnlich. Mit der "Druschba" kommt das Öl über 5000 Kilometer aus Westsibirien nach Deutschland. Es braucht dafür drei Wochen in der Röhre.

EU sieht Klärungsbedarf

Weißrussland hat inzwischen bestätigt, dass die russischen Öl-Lieferungen über die weißrussische Pipeline nach Polen und Deutschland in der Nacht zum Montag reduziert worden sind. "Wir haben die Lieferungen nicht gestoppt. Aber es gab eine Reduzierung", sagte ein Vertreter des weißrussischen Pipeline-Betreibers Gomel Transneft . Den Befehl, die Lieferungen einzuschränken, habe das staatliche Energieunternehmen Belneftechim gegeben. Um wieviel die Lieferungen eingeschränkt worden seien, könne er nicht angeben, sagte der weißrussische Ingenieur von Gomel Transneft weiter. "Die Lage ändert sich ständig." Weißrussland will noch am Montag den Betrieb der Ölpipeline "Druschba" in Richtung Westen wieder aufnehmen. Das kündigte inzwischen ein Sprecher der staatlichen Betreiberfirma Belneftechim nach Angaben der Agentur Interfax in Minsk an.

Die EU-Kommission hat von Russland und Weißrussland eine Erklärung für die Unterbrechung der Öl-Versorgung in Richtung Polen und Deutschland gefordert. Die Behörden der beiden osteuropäischen Länder sollten sich rasch um umfassend zu dem Fall äußern, erklärte Energiekommissar Andris Piebalgs (tso/AFP/dpa)

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