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Wirtschaft: Ölkartell Opec will Versorgung sicherstellen

Brennende Quellen im Irak könnten zu Preisexplosion führen

Berlin (hop/pet/Tsp). Der Ölpreis ist nach den ersten amerikanischen Angriffen auf Bagdad noch einmal deutlich gesunken. Händler sagten zur Begründung, dass die Unsicherheit über den Kriegsbeginn nun erst einmal vorbei sei. Zudem gebe es zunächst keine Sorgen über Versorgungsengpässe. Im außerbörslichen Handel in London fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der führenden Nordseesorte Brent am Morgen vorübergehend auf 25,50 Dollar –stieg dann im Verlauf des Handels in Europa aber wieder leicht an.

Angesichts der Hoffnung auf einen kurzen IrakKrieg war der Preis für Brent in den vergangenen Tagen um acht Dollar gefallen. Auch die Preise für Benzin und Diesel sanken deutlich. Insgesamt ist das Umfeld für sinkende Ölpreise in den kommenden Monaten günstig: Wenn auf der nördlichen Erdhalbkugel der Frühling beginnt, sinkt der Ölverbrauch in der Regel deutlich. Außerdem dürfte die Entwicklung der Weltwirtschaft Verbrauch und Preis dämpfen.

Der Präsident der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec), Abdullah el Attijah, bekräftigte nach dem Beginn des US-Angriffs die frühere Zusage, das Kartell werde jeden Öl-Versorgungsengpass überbrücken. Die Mitgliedsländer hätten versprochen, bei Bedarf kurzfristig alle zusätzlichen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sagte am Donnerstag, dass der Markt ausreichend versorgt werden könne. Die in Paris ansässige Organisation ist für die Sicherstellung der Ölversorgung in Industrieländern verantwortlich.

Der Irak exportierte bislang etwas weniger als zwei Millionen Barrel pro Tag. Nach eigenen Angaben kann die Opec den Ausfall innerhalb weniger Tage ausgleichen. Allein Saudi-Arabien wäre innerhalb kürzester Zeit in der Lage, seine Förderung auf mehr als zehn Millionen Barrel hochzufahren.

Damit ist klar, dass sich die meisten Experten zumindest fürs Erste geirrt haben. Sie hatten vorhergesagt, dass die Rohölpreise explodieren würden, wenn der Krieg ausbricht. Etwa 40 US-Dollar je Barrel sagten sie voraus. Im schlimmsten Fall könnten es sogar 100 US-Dollar werden, prophezeite der ehemalige saudische Ölminister Ahmed Saki al-Jamani. Ölpreissteigerungen bremsen das Wirtschaftswachstum deutlich. Nach Einschätzung von Forschern bedeutet etwa ein Anstieg von zehn Dollar je Barrel im Jahresdurchschnitt 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte weniger Wachstum in Deutschland. Bis vor einer Woche lag der Preis noch bei 36 Dollar, dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

Die Gefahr eines neuen Preisanstiegs ist mit dem Beginn des Krieges allerdings nicht gebannt – vor allem wenn der Irak beginnen sollte, Ölquellen in der gesamten Region in Brand zu setzen.

Die chemische Industrie beobachtet deshalb mit großen Sorgen die Entwicklung. Rohöl ist für sie der wichtigste Rohstoff. Daraus werden Grundprodukte für Kunststoffe oder Textilfasern hergestellt. Hohe Preise für den Rohstoff senken die Gewinnspannen der Branche.

An den Ölmärkten setzen die Händler auf einen kurzen Krieg, sagt Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst. Öl wird nicht nur auf den Spotmärkten, also zur zeitnahen Lieferung, gehandelt, sondern auch per Terminkontrakt. Der aktuelle Verfall der Preise für Öl, das erst im Mai geliefert werden soll, ist also darauf zurückzuführen, dass die Kunden jetzt noch fest damit rechnen, dass bis dahin ein Krieg auf jeden Fall beendet sein dürfte. Und bis dahin besteht ebenfalls – vorerst – keine Gefahr für Engpässe.

Die Industriestaaten sehen sich gut auf den Krieg vorbereitet. Deutschland hat für den Fall Ölreserven für 90 Tage eingelagert. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes kommen dazu noch Reserven der Industrie, so dass für mindestens 120 Tage Öl vorhanden ist, ohne dass Beschränkungen verhängt werden müssten. Ähnlich sieht es bei den übrigen Industriestaaten aus.

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