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Ölkatastrophe: Was von BP bleibt

Seit der Katastrophe im Golf von Mexiko schmilzt der Wert des Energiekonzerns BP. Konkurrenten rüsten sich für eine Übernahme.

Berlin - In den knapp vier Monaten, seit die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko explodierte, hat sich der Börsenwert des Ölkonzerns BP zeitweise halbiert. Ende Juni erreichte der Kurs der Aktie ein 14-Jahres-Tief. Seit wenigen Tagen geht es aber wieder bergauf. Am Montag legte der Kurs in London knapp sieben Prozent zu. Grund war aber nicht, dass BP beim Abdichten des Bohrlochs womöglich vorankommt. Noch am Montag sollte ein neuer Deckel auf der ramponierten Ölquelle installiert und getestet werden. Aktienhändler interessierten sich mehr für die Gerüchte, wonach BP übernommen werden könnte. Hier die vier theoretisch möglichen Szenarien:

PLEITE

BP beziffert den bereits entstandenen Schaden mittlerweile auf 3,5 Milliarden Dollar. Angesichts dieser Zahl und der Zusage, 20 Milliarden Dollar in einen Fonds für die Opfer einzuzahlen, kommt die Frage auf, ob BP Pleite gehen könnte. Das scheint sehr unwahrscheinlich. Allein in dem Krisenjahr 2009 hat BP immer noch knapp 14 Milliarden Dollar Gewinn verbucht. Trotz der Ölpest verdient der Konzern täglich viele Millionen.

ÜBERNAHME

Am Montag berichtete die britische „Sunday Times“, dass der Marktführer Exxon Mobil BP übernehmen könnte. Zumindest hätten Exxon und der kleinere Wettbewerber Chevron bei der US-Regierung vorgefühlt, ob sie den Plan billigen würde. Diese habe beiden Unternehmen versichert, dass dem Vorhaben zumindest aus regulatorischer Sicht nichts entgegenstehe, berichtete die Zeitung. Eine Bestätigung gab es dafür nicht. Der andere große Wettbewerber Shell ist derzeit nicht in der Diskussion, wohl weil hier kartellrechtliche Gründe gegen eine Übernahme sprächen. Shell und BP sind vor allem in Europa große Konkurrenten.

Allerdings sprechen auch gute Gründe gegen eine Komplettübernahme. Die neue britische Regierung dürfte alles tun, um diese zu verhindern. Ihre Vertreter sollen bereits in Washington vorgetragen haben, ein unabhängiger BP-Konzern sei das Beste für alle – auch für die vielen amerikanischen Anteilseigener. Londoner Regierungen und BP pflegen traditionell enge Beziehungen. Man hilft sich gegenseitig in der Wirtschafts- und Außenpolitik. Auch will London verhindern, dass mit einer Übernahme die britischen Energie-Infrastruktur inklusive der über 50 Öl- und Gasfelder der Nordsee in fremde Hände gerät.

EINSTIEG

Vor zwei Wochen reiste BP-Chef Tony Hayward in die Vereinigten Arabischen Emirate – angeblich, um dort nach finanzstarken Investoren zu suchen, die BP mit frischem Kapital versorgen und im Gegenzug Anteile erhalten könnten. Bestätigt wurde auch das nicht. Der Einstieg eines strategischen Investors gilt als die wohl bequemste Lösung. Die Hoffnung wäre, dass sich ein Staatsfonds zum Beispiel nicht so stark ins operative Geschäft einmischen würde. Zumindest mit Abu Dhabi scheint das nicht zu klappen: Hayward habe sich dort einen Korb geholt, berichtete das Magazin „Middle East Economic Survey“ am Montag.

SELBSTHILFE

Dieses Szenario kommuniziert BP selbst nach außen: Es heißt, man versuche derzeit rund 40 Milliarden Dollar aufzutreiben, doppelt so viel, wie BP in den Entschädigungsfonds für die Ölpestopfer zahlen soll. Dazu müsste BP wahrscheinlich Unternehmensteile verkaufen. Das jüngste Gerücht lautet: BP verkaufe dem US-Unternehmen Apache Geschäftsteile im Wert von zwölf Milliarden Dollar, darunter auch die BP-Beteiligung an einem Ölfeld in Alaska. Am 27. Juli legt BP seine Quartalszahlen vor. Vielleicht gibt dieser Tag mehr Aufschluss darüber, welches dieser Szenarien zum Tragen kommt.

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