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Wirtschaft: Ölkonzerne verteidigen hohe Benzinpreise

Autoclubs verlangen Preissenkungen – Firmen klagen über niedrige Margenund nehmen drei Cent mehr pro Liter

Berlin (hop). Die Ölkonzerne haben sich am Mittwoch gegen Vorwürfe gewehrt, mit der aktuellen Preiserhöhung die Autofahrer im Osterreiseverkehr schröpfen zu wollen. Der Autoclub ADAC hatte erklärt, die Firmen hätten die in den vergangenen Wochen gesunkenen Ölpreise nicht ausreichend an die Verbraucher weitergegeben. Die Benzinpreise dürften nicht weiter steigen, sondern müssten sogar um drei bis vier Cent je Liter abgesenkt werden. Dem ADAC schloss sich am Mittwoch auch der Autoclub AvD an.

KarlHeinz Schult-Bornemann, Sprecher des Ölkonzerns Esso, sagte dem Tagesspiegel, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den Feiertagen und den Preiserhöhungen vom vergangenen Dienstag. Da hatte BP-Aral die Benzinpreise um drei Cent je Liter angehoben. Die meisten Konzerne waren dem gefolgt. Im Durchschnitt müssen Autofahrer zurzeit in Deutschland laut Detlef Brandenburg, Sprecher von BP-Aral, 0,92 Euro für einen Liter Diesel und 1,09 Euro für einen Liter Benzin bezahlen.

Schult-Bornemann sagte, die Entwicklung in den vergangenen 16 Jahren widerlege die ADAC-Vorwürfe. Vergleiche man die Durchschnittspreise vor, während und nach Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt, dann seien die Preise vor den Feiertagen jeweils achtmal gestiegen – und achtmal gefallen.

Birgit Layes vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sagte, 2002 habe es 70 Preiserhöhungen gegeben – mehr als eine pro Woche –, die aber meist schnell wieder abbröckelten. „Dass es dann auch vor Feiertagen oder Ferienbeginn zu Preiserhöhungen kommen kann, ist normal.“ In den vergangenen zwei Wochen seien die Ölpreise zwar weitgehend stabil geblieben – die Benzinpreise seien jedoch wegen des scharfen Wettbewerbs zwischen den Tankstellen gesunken.

Brandenburg von BP-Aral sagte, die aktuelle Erhöhung stelle lediglich das Preisniveau vom 8. April her. Da hatten die Konzerne die Benzinpreise bereits um drei Cent je Liter angehoben – diese Erhöhung aber nicht lange halten können. Esso-Sprecher Schult-Bornemann betonte, der Benzinpreis habe zum Wochenanfang den tiefsten Stand seit Jahresanfang erreicht. Damit hätten viele Urlauber von niedrigen Benzinpreisen profitiert, sagte Layes vom MWV. Denn am Wochenende haben bereits in 13 von 16 Bundesländern die Osterferien begonnen.

Der ADAC hielt seine Vorwürfe jedoch weiter aufrecht. Björn Dosch, Ressortleiter Verkehr bei dem Autoclub, sagte dem Tagesspiegel, wenn man sich die Entwicklung an den Tankstellen und Rohölmärkten in den vergangenen vier Wochen anschaue, dann sei klar: „Die Preise waren schon vergangene Woche zu hoch.“ Die Konzerne hätten die Vorteile durch den stärkeren Euro und die niedrigeren Ölpreise nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben. Dosch räumte ein, dass der ADAC keine Berechnungen darüber angestellt habe, wie viel die Konzerne eigentlich am Benzin verdienen. Man wolle aber auf die auffallenden Unterschiede zwischen der Entwicklung am Ölmarkt und an den Tankstellen hinweisen.

Die Rohölnotierungen sind seit ihrem Höchststand von rund 35 Euro je Barrel (159 Liter) kurz vor Ausbruch des Irak-Krieges stark gefallen. Seit zwei Wochen schwanken sie zwischen 24 und etwas mehr als 25 US-Dollar je Barrel – auch am Mittwoch. Während die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) in Wien mitteilte, der Durchschnittspreis für Opec-Öl sei um rund ein Prozent auf 25,56 Dollar gestiegen, fiel die Notierung für Nordseeöl der Sorte Brent knapp unter die Marke von 25 Dollar. Auch in den kommenden Wochen ist kaum mit einem starken Preisverfall zu rechnen. Der wurde erwartet, falls der Irak schnell wieder seinen Ölexport aufnehmen würde. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hält das für unwahrscheinlich. Es werde kein Überangebot an Öl geben, sagte IEA-Direktor Claude Mandil am Mittwoch in Paris. Er riet der Opec und anderen Förderländern daher zur Vorsicht. Die Opec will am 24. April über Förderungskürzungen beraten, um ein weiteres Absinken der Ölpreise zu verhindern.

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