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Wirtschaft: Ölmarkt: Die Lage hat sich entspannt

In diesem Jahr machte ein fast vergessenes Wort die Runde: Ölpreisschock. Auto- und Lkw-Fahrer gingen in Deutschland und Frankreich auf die Straße, weil sie sich durch die hohen Benzinpreise bedroht fühlten.

In diesem Jahr machte ein fast vergessenes Wort die Runde: Ölpreisschock. Auto- und Lkw-Fahrer gingen in Deutschland und Frankreich auf die Straße, weil sie sich durch die hohen Benzinpreise bedroht fühlten. Die Marke von zwei Mark je Liter Benzin war die Schmerzgrenze. Selbst die sonst so kühlen Briten blockierten Tankstellen. Denn seit Januar stiegen die Preise für Öl innerhalb eines halben Jahres von etwa 20 auf über 37 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Die Weltwirtschaft war an billiges Öl gewöhnt. Trotz hochtechnisierter "New Economy" ist sie weiterhin stark von dem fossilen Rohstoff abhängig.

Seit Mitte der 80er Jahre lag der Preis meist zwischen zehn und 20 Dollar. Nur vor dem Golfkrieg 1991 breitete sich Panik aus, und der Ölpreis erreichte kurzfristig die 40-Dollar-Marke. Als durch die Asien-Krise 1997 die weltweite Nachfrage stark einbrach, fiel der Ölpreis sogar unter zehn Dollar. Anfang 1999 hielten Beobachter einstellige Preise sogar auf Dauer für möglich.

Mit den in diesem Jahr aber schnell steigenden Preisen keimten schlechte Erinnerungen an ähnliche Situationen 1973 und 1979 auf. Beide Male folgte auf einen Ölpreisschock eine jahrelange Rezession. Der junge Aufschwung der deutschen Wirtschaft und am Arbeitsmarkt drohte auch diesmal wieder abgewürgt zu werden. Verschlimmert wurde der Trend für die heimische Wirtschaft und Verbraucher noch durch den Euro, der gegenüber dem Dollar deutlich an Wert verlor. Da Öl traditionell für Dollars gehandelt wird, stiegen die Preise noch zusätzlich.

Das Beunruhigende der Entwicklung war auch: Es gab keinen einleuchtenden Grund für die steigenden Preise. In Deutschland war rasch die zum 1. Januar 2000 eingeführte Ökosteuer als Schuldiger ausgemacht. Doch reichte die bei weitem nicht dazu aus, die Teuerung zu erklären. In den 70er Jahren lieferten Kriege den Grund. In diesem Jahr war wegen der blutigen Auseinandersetzungen in Israel nicht ernsthaft damit zu rechnen, dass die arabischen Staaten deswegen die Öllieferungen an die westlichen Industriestaaten einschränken würden. Auch das Wiedererstarken der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bietet keine Begründung. Im Gegenteil. Deren Mitglieder einigten sich darauf, die Förderung auszuweiten - und hielten sich auch daran.

So schnell die Preise gestiegen sind, so schnell gaben sie jedoch wieder nach. Mittlerweile kostet ein Barrel etwa 21 Dollar - 50 Prozent weniger als beim Jahreshöchststand. Auch für das kommende Jahr erwartet die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris eine anhaltende Entspannung am Ölmarkt. In ihrem Dezember-Ölreport erwartet sie, dass die durchschnittliche Nachfrage nach dem Rohstoff gegenüber dem Jahr 2000 um 2,6 Prozent auf 77,5 Millionen Barrel pro Tag steigen wird. Engpässe würden dadurch jedoch nicht entstehen. Denn derzeit werden täglich fast 79 Millionen Barrel gefördert. Die Autofahrer dürfen also auf niedrigere Benzinpreise hoffen, obwohl die Ökosteuer zum 1. Januar weiter steigt. Trotz dieser Entspannung erwarten die Ökonomen für das kommende Jahr weiterhin eine Abschwächung des Aufschwungs in Europa. Und die Opec bereits bereits wieder über Produktionskürzungen, da das Kartell eine Preisspanne von 22 bis 28 Dollar je Barrel anstrebt.

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