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Wirtschaft: Ölpreis: Die Opec dreht den Ölhahn auf

Nach weltweitem Druck haben die Opec-Länder eine Erhöhung der Ölfördermengen um 800 000 Barrel (das Fass zu 159 Litern) täglich beschlossen. Die Entscheidung sei bereits vor dem offiziellen Opec-Treffen bei vierstündigen informellen Gesprächen gefasst worden, sagten die Ölminister von Algerien und Qatar am Sonntag in Wien.

Nach weltweitem Druck haben die Opec-Länder eine Erhöhung der Ölfördermengen um 800 000 Barrel (das Fass zu 159 Litern) täglich beschlossen. Die Entscheidung sei bereits vor dem offiziellen Opec-Treffen bei vierstündigen informellen Gesprächen gefasst worden, sagten die Ölminister von Algerien und Qatar am Sonntag in Wien. Damit steige die Ölförderung der elf Opec-Länder von 25,4 Millionen Barrel täglich um drei Prozent auf 26,2 Millionen Barrel. Die neue Förderquote gelte ab 1. Oktober. Vor dem Treffen hatten internationale Organisationen und Staaten die Opec wegen des Rekord-Ölpreises von rund 35 Dollar je Barrel mit Nachdruck zu einer Erhöhung der Fördermengen aufgefordert.

Die EU-Finanzminister und das Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsforum (Apec) hatten unabhängig voneinander vor den Gefahren für das weltweite Wirtschaftswachstum gewarnt, die von der gegenwärtigen Preisentwicklung ausgingen. In einer Erklärung, die die EU-Finanzminister am Sonnabend verabschiedeten, hieß es, "dem Anstieg des Ölpreises muss, wie die Opec versprochen hat, durch eine erhöhte Produktion begegnet werden, die zu einem niedrigeren Preis führt".

Die Erklärung der APEC, die am Sonntag nach viertägigem Ringen zwischen Erdölproduzenten wie Indonesien und Mexiko und Erdölimporteuren zu Stande kam, lautete: "Wir nehmen die Risiken zur Kenntnis, die sich aus der Instabilität des Erdölpreises für die Erholung der Weltwirtschaft ergeben und für die sich entwickelnden Volkswirtschaften, die stark von den Marktbedingungen abhängen; wir sehen darüber hinaus die Notwendigkeit, die Preise auf einem verlässlichen Niveau zu stabilisieren."

Ein Sprecher des Internationalen Währungsfonds (IWF), Shigemitsu Sugisaki, wies darauf hin, dass ein Ölpreis um 40 Dollar das asiatische Wachstum um einen halben Prozentpunkt reduzieren würde. Noch härter würden Entwicklungsländer getroffen.

Saudi-Arabien ist der größte Rohölproduzent der Welt und kann daher die anderen zehn Mitgliedsstaaten in ihren Entscheidungen beeinflussen. Die Mehrheit des zusätzlich geförderten Öls müsste aus Saudi-Arabien kommen, das als einziges Land noch entsprechende Kapazitäten zur Verfügung hat.

Iran und Libyen hatten sich in der Vergangenheit einer Ausweitung der gesamten Produktion von derzeit 25,4 Millionen Barrel pro Tag widersetzt. Ein Sprecher der iranischen Ölindustrie erklärte jedoch, diesmal sei das Land bereit, den Opec-Ausstoß um bis zu 700 000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Auch der algerische Ölminister Chakib Chelil kündigte seine Zustimmung an.

Der Ölpreis könnte nach Berechnungen des Londoner Centre for Global Studies in London im kommenden Jahr bei nur noch 20 Dollar liegen. Das vom ehemaligen saudi-arabischen Ölminister Scheich Ahmed Saki Jamani geleitete Institut in London geht für 2001 von einem stetigen Rückgang der Fasspreise aus. Wie die "Welt am Sonntag" berichtete, kalkulieren die Ölexperten mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion in den Opec-Ländern von 28,8 Millionen Barrel im kommenden Jahr.

Wer ist die Opec?

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zählt elf Mitglieder. Ihre Gründer waren am 14. September 1960 in Bagdad Venezuela, Kuwait, Iran, Irak und Saudi-Arabien, der größte Ölexporteur weltweit. Die Länder schlossen sich zusammen, weil sieben Ölkonzerne (Exxon, Shell, Mobil, Texaco, Chevron, BP, Gulf) die Ölabgaben (royalties) gekürzt hatten. Das hatte den Produzenten erhebliche Einkommensverluste gebracht.

Bis 1975 kamen zur Opec noch Katar, Indonesien, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Nigeria, Ecuador und Gabun hinzu. Ecuador schied 1992 wieder aus, Gabun 1996. Die Opec wurde 1973 durch die Ölkrise weltweit bekannt. Die Ölproduzenten hatten die westlichen Industrieländer wegen des israelisch-arabischen Krieges mit einem Ölembargo belegt. Das vervierfachte den Preis für ein Barrel Öl von knapp drei auf knapp zwölf Dollar je Barrel und sorgte für autofreie Sonntage. Zum ersten Mal wurde deutlich, dass die Opec-Staaten die wichtigsten Ressourcen der Weltwirtschaft haben. Auf die Organisation entfallen 77 Prozent der weltweit nachgewiesenen Erdöl-Reserven. Sie stellt derzeit rund 35 Prozent des weltweiten Öl-Angebots bereit.

Die Mitglieder der Opec treffen sich zwei Mal im Jahr zu einer Konferenz, um über ihre Produktionsmengen und den angestrebten Richtpreis zu beraten. Ziel des Kartells ist ein stabiler Ölmarkt mit sicheren Einnahmen für die Staatshaushalte, da sich die meisten Opec-Staaten überwiegend aus den Öl-Einnahmen finanzieren. Die Macht dieses Kartells war in den vergangenen Jahrzehnten zurück gegangen. Durch die Förderung aus westlichen Quellen (Großbritannien, Norwegen) und Energieeinsparungen hat sich der Anteil der Opec an der weltweiten Ölversorgung von ehemals 70 Prozent heute halbiert.

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