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Wirtschaft: Ölpreis kostet Lufthansa 100 Millionen

Fluggesellschaft macht wieder Gewinn – Gewerkschaften wollen sich gegen Sparkurs wehren

Berlin – Die besseren Zahlen der Lufthansa könnten dem Unternehmen einen Strich durch ihre Sparpläne machen. „Dass sich das auf die Verhandlungen auswirkt, ist ganz klar“, sagte Steffen Kühhirt, Mitglied der Verdi-Tarifkommission, dem Tagesspiegel. „Wir werden uns am Verhandlungstisch anders verhalten, und das ist gut so“. Die Lufthansa will bis Ende 2006 insgesamt 1,2 Milliarden Euro einsparen – davon 300 Millionen beim Personal. Konzernchef Mayrhuber fordert immer wieder „Mehr Arbeit für das gleiche Geld“ von seinen Mitarbeitern und begründet dies mit der Krise, in der das Unternehmen noch immer stecke.

Am Donnerstag gab das Unternehmen jedoch gute Halbjahreszahlen bekannt – nach einem Rekordverlust 2003 kehrte die Lufthansa in die Gewinnzone zurück.

Die Gewerkschaft des fliegenden Personals, Ufo, sieht sich nun ebenfalls gestärkt: „Die 300 Millionen wird die Lufthansa nicht kriegen“, hieß es in Ufo-Kreisen. Die Verhandlungsstrategie, auf Zeit zu spielen, sei aufgegangen: Die Zugeständnisse müssten jetzt „nicht mehr so groß“ sein. Auch aus Betriebsratskreisen des Bodenpersonals verlautete, wegen der guten Zahlen werde „der Druck jetzt nachlassen“. Schließlich sei der Bereich Passage „das Zugpferd des Konzerns“ – auch die Konzernleitung müsse jetzt erkennen, dass man „die Kuh nicht schlachten kann, die man melken will“. Das Sparpaket sei „mehr und mehr Makulatur“.

Mit Blick auf die Verhandlungen mit den Gewerkschaften, die laut Verdi Ende August weiter geführt werden sollen, dämpfte die Lufthansa den Optimismus: Die Bedingungen für die Luftfahrt blieben schwierig, sagte Mayrhuber. „Wir befinden uns in einem weiterhin schwierigen Branchenumfeld mit hartem Wettbewerb.“ Das Unternehmen müsse noch flexibler und effizienter werden. Bei der Touristik-Tochter Thomas Cook wurde bereits ein harter Sparkurs durchgesetzt, bei der Call-Center-Tochter in Kassel steht dies ebenfalls bevor. Die Gewerkschaften fürchten, dass diese Ergebnisse als Präzedenzfall für den Gesamtkonzern genommen werden.

Die Entwicklung des Treibstoffpreises habe das Ergebnis vor allem belastet, sagte Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley. Unter den gegenwärtigen Bedingungen geht Lufthansa zwar weiterhin von einem operativen Ergebnis im Gesamtjahr von 300 Millionen Euro aus. „Der Puffer nach oben, den wir noch nach dem ersten Quartal gesehen haben, ist allerdings weitgehend abgeschmolzen“, sagte Kley.

Unter dem Strich machte die Lufthansa einen Gewinn von 39 Millionen Euro (Vorjahr: minus 392 Millionen Euro). Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Deutlich verbessert haben die Sparten Passage, Technik und IT Services ihre Ergebnisse. Verluste brachten hingegen weiter das Catering (LSG Sky Chefs), die unter niedrigen Frachtraten leidende Tochter Lufthansa Cargo und Thomas Cook.

Kley bezifferte die Mehrkosten beim Treibstoff auf fast 100 Millionen Euro – obwohl Preisabsicherungsgeschäfte rund 90 Prozent des Kerosin-Bedarfs decken. Für das Gesamtjahr kalkuliert Lufthansa nun bereits mit Treibstoffkosten von 1,8 Milliarden Euro, fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Möglicherweise sollen die Tickets deshalb teurer werden: „Wenn im Markt Preiserhöhungen nach oben machbar sind, werden wir das machen“, sagte Kley. Im Juni hatte die Lufthansa ihre Langstreckentickets wegen des hohen Ölpreises bereits um drei Prozent erhöht. Die Lufthansa-Aktien verloren an der Börse bis zum Handelsschluss um 3,7 Prozent auf 8,63 Euro.

Flora Wisdorff

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